DER WAHRHEIT DIE EHRE!
Der Musiker:
Seit seinem Hit „Dein ist mein ganzes Herz“ zählt Heinz Rudolf Kunze zu den beständigsten deutschsprachigen Musikern. Zwar hat er es nie geschafft, Stadien zu füllen, wie die Kollegen Grönemeyer oder Westernhagen, jedoch kann er sich auf eine treue Fangemeinde verlassen, die ihn seit fast vierzig Jahren begleitet. In dieser Zeit hat Heinz Rudolf Kunze einen beachtlichen Output von Studio- und Livealben erschaffen und sich auch als Musicalübersetzter („Miss Saigon“) und Literat („Vor Gebrauch Schütteln“) einen Namen gemacht.
Das Album:
Seit vierzig Jahren schwimmt Heinz Rudolf Kunze im Teich der deutschen Pop- und Rockmusik mit und hat dabei rund vier Millionen Platten an den Hörer gebracht. So viel, wie er selbst sagt, wie Herbert Grönemeyer mit einem oder zwei Alben verkauft – nur das er, Kunze, dafür über zwanzig benötigt hat. Faulheit kann man ihn also wahrlich nicht vorwerfen.
Jetzt liegt mit „Der Wahrheit die Ehre“ das aktuelle Studioalbum vor. Es ist das Achtundzwanzigste, wenn ich mich nicht verzählt habe. Und da ich alle kenne, denke ich, dass ich mir ein gutes Bild machen kann. Die Vorzeichen für das Album standen nicht schlecht. Die Aussage von Herrn Kunze, dass politischste Werk seit langem zu machen, gepaart mit der Information, dass er zumindest bei einigen Songs wieder mit Heiner Lürig zusammengearbeitet hat, ließ meine Vorfreude steigen. Allerdings muss ich sagen, dass mir bereits die letzten Alben ausnehmend gut gefallen haben.
Im Vorfeld gab es mit „Der Prediger“ und der grandiosen Kunze/Lürig-Nummer „Die Zeit ist reif“ zwei Vorboten, die restlos überzeugt haben. Nach dem ersten Hören des Albums war ich dann fast ein wenig enttäuscht. Sicher, es gab einige Songs, die gleich gezündet haben. „Spießgesellen der Lüge“ und vor allem „Mit welchem Recht“ sind Titel, in denen Heinz Rudolf Kunze klar Stellung bezieht, ohne dabei einen Moralapostel zu geben.
Die restlichen Songs müssen wirken. Wer eher den schlagerhaften Hunderttausend-Rosen-Kunze mag, wird mit diesem Album seine Probleme haben. Es ist kantig, sperrig und Vergleiche mit Oasis, den frühen U2 oder gar den Beatles kommen mir in den Sinn. Und das sorgt dafür, dass das Werk von Mal zu Mal besser wird. Und wie! Man entdeckt musikalische Perlen wie „Völlig verzweifelt vor Glück“ oder „Ich bin so müde“, bekommt tiefsinnige Balladen wie „Nimm mit mir vorlieb“ und darf sich an Geschichten wie „Nackter Fischer“ erfreuen. Ob das fürs Airplay geeignet ist, mag dahingestellt sein. Doch HRK ist sicher auch deshalb seit vierzig Jahren im Geschäft, weil er das gemacht hat, was er wollte – ohne jeden Trend mitzumachen.
Und ja, er hat textlich immer noch viel zu sagen. „Mit welchem Recht“ oder „Die Zeit ist reif“ sind Hymnen auf das aktuelle Zeitgeschehen. S
o deutlich ist er in seiner Wortwahl lange nicht gewesen. Das gilt insbesondere für den letzten Titel „Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort“, der relativ kurzfristig nach der Wahl in Thüringen entstanden ist. Vielleicht ist es einer der besten Kunze-Songs überhaupt. Obwohl ich das schon einige Male behauptet habe. Woran man sieht, welch tolles Song-Portfolio Heinz Rudolf Kunze in den Jahren erschaffen hat.
Trackliste:
01 – Der Prediger
02 – Völlig verzweifelt vor Glück
03 – Spießgesellen der Lüge
04 – Mit welchem Recht
05 – Nimm mit mir vorlieb
06 – Heute ist gut
07 – Nackter Fischer
08 – Pervers
09 – Wenn du ohne Liebe bist
10 – Ich bin so müde
11 – Ein Sorgloses Leben
12 – Die Zeit ist reif
13 – Der Wahrheit die Ehre
14 – Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort
Fazit:
Heinz Rudolf Kunze untermauert für mich, was ich seit fast vierzig Jahren weiß (solange höre ich seine Musik bereits): Er ist einer der besten deutsche Musiker und Begriffe wie Rockpoet, Mahner, Lyriker, passen wie die Faust aufs Auge. „Der Wahrheit die Ehre“ ist ein wahrlich großes Album. Politisch, Mahnend, Lyrisch und so anspruchsvoll, dass man sich nicht nach dem dritten Hören gelangweilt dem nächsten Werk zuwendet. Das erfordert allerdings auch eine gewisse Ruhe und Disziplin, sich mit Musik und Text auseinanderzusetzen. Leider ist das in unserer schnelllebigen Zeit etwas verloren gegangen. Ich drücke HRK fest die Daumen, dass es viele Hörer gibt, die genau das mit diesem Album tun, denn er hätte es durchaus verdient, auch mit einem Album so viele Exemplare zu verlaufen, wie sein Kollege Herbert G.