WER HÄTTE DAS GEDACHT?
Inhalt:
Im Herbst 1983 steuert der Kalte Krieg auf seinen Höhepunkt zu. Die NATO kündigt diverse Manöver in Europa an, die von den Ostblockstaaten als Erstschlag gewertet werden. Daher wird Martin Rauch, Oberfeldwebel der Grenztruppen, als Spion in den Westen geschickt. Unter falscher Identität wird er als Ordonnanzoffizier im Stab des Bundeswehrgenerals Edel eingeschleust. Von dort soll Rauch die Stellungen der amerikanischen Pershing-II-Raketen sowie weitere Pläne der NATO aufdecken. Eher widerwillig nimmt er den Auftrag an, da er seine erkrankte Mutter und seine Freundin Annett Schneider nicht allein lassen möchte. Im Westen freundet sich Martin mit Edels Sohn Alexander an und verliebt sich in Yvonne, die Tochter des Generals. Die Lage spitzt sich zu, als Martin erkennt, dass die NATO nicht die Absicht hat, den Osten anzugreifen, ihm aber niemand glaubt.
Hauptdarsteller:
Jonas Nay ist Martin Rauch
Maria Schrader ist Lenora Rauch
Alexander Bayer ist Tobias Tischbier
Sonja Gerhardt ist Annett Schneider
Sylvester Groth ist Generalmajor Schweppenstette
Ulrich Noethen ist Wolfgang Edel
Lisa Tomaschewsky ist Yvonne Edel
Ludwig Trepte ist Alexander Edel
Episodenübersicht:
01 – Quantum Jump
02 – Brave Guy
03 – Atlantic Lion
04 – Nothern Wedding
05 – Cold Fire
06 – Brandy Situation
07 – Bold Guard
08 – Able Archer
Produktinformationen:
3 DVD’s
Laufzeit: 370 Minuten
Sprache: Deutsch
Ton, Bild, Farbe: Dolby Digital 5.1, 16:9 – 1.77:1, PÅL
FSK: ab 12 Jahren
Fazit:
Als RTL im Frühjahr 2015 eine neue Serie als Eventhighlight für den Herbst ankündigte, war ich anfangs sehr skeptisch – kennt man doch das Niveau dieses Senders. Als dann jedoch Nico Hoffmann als Produzent ins Spiel kam und mit Jonas Nay und Ludwig Trepte zwei der besten deutschen Nachwuchsschauspieler besetzt wurden, war mein Interesse geweckt. Ungewöhnlich ist die Tatsache, das die Serie als erste deutsche Serie ihre TV-Premiere mit Erfolg in den USA feierte. Zusätzlich zur Fernsehausstrahlung gab es auch gute Kritiken, unter anderem von der renommierten New York Times.
Gespannt ließ ich mich also auf das Abenteuer „Deutschland 83“ ein – und war überaus angetan. Im Fahrwasser der ARD-Erfolgsserie „Weissensee“ gibt es hier ein weiteres Serienevent, dass die deutsch-deutsche Geschichte thematisiert und nacherzählt. Der Hauptstrang um Martin Rauch’s Auftrag ist äußerst spannend und wird von zahlreichen Nebenschauplätzen (Annetts weiteres Leben in der DDR, Alexander Edels‘ Kontakt zur Friedensbewegung) untermauert. Dies alles sorgt dafür, dass die Spannung über alle Folgen erhalten bleibt und sich kontinuierlich steigert.
Sicher gibt es inhaltliche Momente, bei denen man versucht ist, mit den Augen zu rollen. Etwa dann, wenn eine einfache Blutabnahme von Martin reicht, um zu prüfen, ob er seiner Mutter eine Niere spenden kann. Auch das Finale, in dem Martin die Stasibonzen überzeugt, dass es keinen Westangriff gibt, wird in dieser Form kaum möglich gewesen sein. Doch bei aller Kritik: „Deutschland 83“ soll keine Dokumentation sein, sondern eine Serie die unterhalten will. Und das macht sie ganz ausgezeichnet und auch gutem Niveau.
Zu diesem Ergebnis tragen auch die durchweg guten Darsteller ihren Teil bei. Jonas Nay, bekannt aus dem ZDF-Dreiteiler „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“ spielt den NVA-Spion äußerst glaubhaft. Auch Ulrich Noethen liefert als Bundeswehrgeneral Edel eine souveräne Leistung an. Gleiches gilt für Ludwig Trepte als dessen Sohn Alexander. Und mit Sonja Gerhardt und der ehemaligen Playmate Lisa Tomachewsky gibt es nicht nur zwei bildhübsche Darstellerinnen, sondern auch zwei, die in ihren Rollen absolut überzeugen können. Das eigentliche Highlight auf Darstellerebene ist für mich aber Sylvester Groth als Stasi-Generalmajor Schweppenstette. Gerade die kurze Szene, in der er zu Udo Lindenberg tanzt, zeigt sehr schön, dass auch die überzeugtesten Stasileute eine Schwäche für den Westen hatten.
Wer hätte gedacht, dass es von RTL eine Serie dieser Klasse gibt. „Deutschland 83“ ist wirklich gut gemachte Fernsehunterhaltung. Bedingt durch die zahlreichen Ausschnitte aus den deutsch-deutschen Nachrichtensendungen dieser Zeit und dem passenden Soundtrack, der ein Wiederhören mit den musikalischen Helden dieser Zeit ermöglicht, sind unterhaltsame Stunden garantiert. Bleibt zu hoffen, dass die eher dürftige Quote kein Ausschlussgrund für eine Fortsetzung ist.