Deutschland Spezialitätenküche von Christine Metzger
Inhalt
Bei diesem großvolumigen (28×31 cm) und sehr farbenprächtigen Bildband über Deutschlands Küche handelt es sich – obwohl der Band auch eine Vielzahl regionaler Rezepte enthält – nicht um ein buntes Kochbuch, sondern vielmehr um ein systematisch aufgeteiltes Buch über die deutsche Küche im Allgemeinen und Besonderen. Das Buch besteht aus 16 Kapiteln (jedem deutschen Bundesland ist ein Kapitel gewidmet) und einem umfangreichen Anhang. Auf 379 Seiten hat die Herausgeberin Christine Metzger eine Vielzahl von Autoren zusammengebracht, die jeweils ihre Heimat oder ihr Lieblingsbundesland, die regionale Küche, historische Besonderheiten und nicht zuletzt lokale Spezialitäten beschreiben. Jedem einzelnen deutschen Bundesland sind dabei mindestens 10 Seiten gewidmet.
Eine interessante kulinarische Reise durch die Bundesrepublik
Jedes Bundesland wird ganz kurz und interessant eingeführt, der Leser erhält eine kurze geographisch-historische Übersicht über das jeweilige Bundesland, und eine kleine Karte zeigt die Lage des Bundeslandes – jedes Kapitel in „Deutschland Spezialitätenküche“ beginnt zunächst mit einer Landschaftsaufnahme.
Der Leser erfährt in jedem Kapitel, welche kulinarischen Highlights das jeweilige Bundesland zu bieten hat. Es beginnt mit Thüringen, zu dem jedem Leser wohl zunächst die „Thüringer Bratwurst“ einfallen wird, aber auch für Klöße ist dieses neue Bundesland sehr bekannt. Im Kapitel über Sachsen wird dann natürlich auch der europaweit bekannte Dresdner Christstollen vorgestellt, aber auch die Tradition des Meißener Porzellans und des „Leipziger Allerleis“ wird dem Leser interessant und humorvoll nähergebracht. Als interessante Hintergrundinformation liefert dieses Kapitel dann auch noch eine Beschreibung der Bedeutung von Schrebergärten als „Gemüselieferanten“.
Man erfährt, dass das in kulinarischer Hinsicht sicherlich weniger bekannte Sachsen-Anhalt ein wichtiger Salzlieferant ist, und auch der Baumkuchen kommt ursprünglich aus Sachsen-Anhalt. Im Berlin-Kapitel darf dann natürlich der neudeutsche „Döner Kebap“ nicht fehlen, und das Kapitel liefert ausführliche Daten über das beliebteste Fastfood-Gericht der Deutschen, welches mittlerweile sogar der Currywurst den Rang abgelaufen hat.
Aber auch die einst im Krieg so wichtigen Suppen und Eintöpfe kommen in „Deutschland Spezialitätenküche“ nicht zu kurz – die Rezepte werden hier natürlich gleich mitgeliefert. Im Kapitel über Brandenburg dreht sich dann (fast) alles um die Kartoffel, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen haben als Bundesländer an der Küste viele Fischspezialitäten zu bieten, aber auch interessante geschichtliche Fakten werden nicht verschwiegen – der Leser erfährt beispielsweise, seit wann in Lübeck das Marzipan „zuhause“ ist und warum Bremen als Überseehafen ein wahres „Mekka für Kaffeeliebhaber“ ist.
In Niedersachsen hat besonders „Grünkohl mit Pinkel“ Tradition, während man beim Stichwort Nordrhein-Westfalen sicherlich nicht zuletzt auch an die Bier-Diskussion (Pils, Alt oder Kölsch) und an rheinischen Sauerbraten denkt. In Hessen gibt es Frankfurter Würstchen, aber auch der international bekannte Riesling-Wein und Ebbelwoi haben ihre Wurzeln in Hessen.
In allen Kapiteln von „Deutschland Spezialitätenküche“ geht es am Rande immer auch um Sachthemen, die einen Bezug zu den vorgestellten kulinarischen Genüssen haben. So beschäftigt sich das Kapitel über Rheinland-Pfalz beispielsweise mit dem recht komplexen Thema der Weinkultivierung, es werden Anbaugebiete beschrieben und vorgestellt, und auch die „Kräuterhexe“ Hildegard von Bingen wird mit einigen Worten erwähnt. Auch der vom ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl hochgeschätzte „Pfälzer Saumagen“ wird selbstverständlich kurz vorgestellt.
Dass es im Saarland besonders viele Ziegen gibt, ist sicherlich nur den Wenigsten bekannt, wohingegen der saarländische Schwenkbraten auch in anderen Teilen Deutschlands gern verzehrt wird. Im Kapitel über Baden-Württemberg dürfen natürlich die Spätzle und Maultaschen nicht fehlen, auch der Spargelanbau wird im „Baden-Württemberg-Kapitel“ beschrieben. Da gerade die südlichen Bundesländer für ihre ihre kulinarische Vielfalt bekannt sind, werden den beiden großen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg auch jeweils mehr als 50 Seiten gewidmet. Im Kapitel über Bayern erfährt der Leser dann selbstverständlich auch einige Details über das weltbekannte Oktoberfest, und auch die Geschichte eines bekannten Wilderers findet Eingang in das „bayerische Kapitel“.
Fazit
„Deutschland Spezialitätenküche“ ist nicht nur ein Kochbuch, sondern ein kunstvoller Bildband, der die Bücherregale sowohl von Kochbuchfans, Kulturliebhabern, Deutschlandinteressierten und andere Neugierigen toll ergänzt. Gleichzeitig wird in einzigartiger Weise die Tradition und Moderne der regionalen Küchen dargestellt. Ein opulenter Buchband, der zum Schmökern, Nachschlagen und Träumen einläd! Gerade für die ostdeutschen Bundesländer, deren Küche die meisten in Westdeutschland Geborenen sicherlich nur in deren Highlights wie Thüringer Bratwurst kennen, bietet das Buch auch viel Wissenswertes und Interessantes.
Die Entscheidung des Verlags bzw. der Herausgeberin, Essen in Verbindung mit den einzelnen deutschen Regionen darzustellen, ist sehr interessant, lehr- und vor allem wohltuend abwechslungsreich. Es ist kein 197. Kochbuch zum gleichen Thema, sondern ein Kunstbildband, der jedoch nie langweilig, hochtrabend oder erzieherisch wirkt! Die Unterkapitel sind sinnvoll bezeichnet, so daß man auf einen Blick in das Inhaltsverzeichnis schnell erkennt, worum es in den Kapiteln geht und ob die gesuchte Information (Rezept oder Hintergrundinformation) wohl zu finden ist. Ein sinnvoller Anhang listet alle Rezepte noch einmal nach Art (Suppen, Saucen usw.) und alphabetisch auf.
Schwachstellen an diesem wirklich eindrucksvollen Bildband lassen sich lediglich an 2 Stellen finden: zum einen wäre ein zusätzlicher Anhang auch für Sachbegriffe (wie bspw. Bier, Brot, Ostalgie, Fischgründe usw.) sehr interessant gewesen, zum anderen ist die Reihenfolge der Bundesländer, in der sie präsentiert werden, dem Leser unklar: es handelt sich weder um eine alphabetische Reihenfolge (der Band beginnt mit Thüringen), noch um eine geographische von Nord nach Süd (Thüringen liegt in der Mitte Deutschlands). Hier wäre im Vorwort eine kurze Erläuterung zur getroffenen Entscheidung wünschenswert gewesen.