Die Frau des Senators von Karen Robards
Veronika, genannt Ronnie, ist jung und schön und mit einem 60jährigen amerikanischen Senator Lewis verheiratet. Beide lieben sich nicht, bekommen aber prinzipiell voneinander, was sie sich wünschen: er eine junge und schöne Frau – seine 2. Ehe -, sie ein Leben in Luxus und Berühmtheit. Dafür akzeptiert sie seine Seitensprünge, die vielen anstrengenden Öffentlichkeitsauftritte und daß seine Familie, darunter seine drei Kinder, allesamt älter als sie selbst, sie nicht mag. Mit ihrem Mann verbringt sie jeweils einige Monate in seinem Heimatstaat auf dem Landsitz Sedgely und einige Monate in der Hauptstadt Washington.
Der Senator möchte für eine weitere Amtszeit gewählt werden, hat jedoch das Problem, daß seine Frau in seinem Heimatstaat Missisippi sehr unbeliebt ist, da sie keine echte Südstaatlerin ist, zu schön ist, um von den Frauen gemocht zu werden und zu sehr den „Yankee“ durch sexy Kleidung und Verhalten durchscheinen läßt. Daher engagiert er einen Berater, der für ein besseres Image Ronnies bei der Bevölkerung sorgen soll, den 37jährigen Tom, der mit Lewis Sohn Marsden gemeinsam auf die Universität gegangen ist.
Tom ist von Anfang an von der Schönheit fasziniert, wehrt sich aber aus berufsethischen Gründen gegen diese Anziehungskraft. Auch Ronnie ist von Toms Aussehen begeistert, kann ihn jedoch anfangs nicht leiden, da er – wie viele andere vorher – ihr viele Vorschriften macht, wie sie sich zu kleiden (nämlich konservativ und mit gedeckten Farben) und zu benehmen hat, um bei den potentiellen Wählern besser anzukommen. Schon bald zeigt seine Strategie Erfolg, ihr Beliebtheitsgrad steigt. Tom merkt, daß es in der Ehe der beiden nicht zum Besten steht,
Ronnie tut ihm leid. Ronnie hingegen möchte mehr und mehr aus dem verlogenen Politikzirkus ausbrechen und geht eines Abends in eine Disko mit sehr aufreizender Kleidung. Tom holt sie nach einem Hinweis eines Reporters dort heraus und verhindert so ein pressetechnisches Desaster. Ronnie jedoch versucht, ihn in dieser Nacht zu verführen, und Tom kann nur mit Mühe widerstehen und versucht in der nächsten Zeit, ihr aus dem Weg zu gehen, indem er seinen Partner Kenny bittet, sich um sie zu kümmern.
Eines Abends feiert der Senator seinen Geburtstag mit über 500 Gästen auf seinem Landsitz. Tom und Ronnie, die sich seit mehreren Wochen nicht gesehen haben, werden nun endgültig schwach und beginnen eine Affaire. Doch Tom gefällt die Situation als Nebenbuhler nicht und stellt sie vor die Wahl. Eines Nachts kommt Ronnie zu dem Schluß, daß sie statt des Luxuslebens die Liebe wählen will und geht in das Arbeitszimmer ihres Mannes, um um die Scheidung zu bitten. Doch dieser sitzt tot an seinem Schreibtisch – erschossen!
Da Ronnie ein Motiv und kein Alibi hat, wird sie schnell zur Hauptverdächtigen. Hinzu kommt, daß die Affaire der beiden von einem Privatdetektiv minutiös und in Bildern festgehalten wurde und an die Presse gelangt.
Doch der wirkliche Mörder läuft noch frei herum und hinterläßt eine Spur von Opfern, in deren Dunstkreis nun auch Tom und Ronnie geraten…
Fazit
Die Story ist gut und interessant, sie schildert vor allem auch das gar nicht so schillernde Alltagsleben von Politikerfamilien in den USA. Irritierend ist jedoch aus Sicht des Rezensenten, daß Ronnie ganz offen als Ehebrecherin dargestellt wird und dennoch Sympathien beim Leser wecken soll – ein nicht ganz einfacher und auch nicht wirklich gelungener Spagat. Für deutsche Leser erheblich störend wirkt sich der Nachname von Ronnie und Lewis aus, der nämlich Honneker lautet – zu nahe ist die Schreibweise an der ostdeutschen neueren Geschichte… Das hätte auch im fernen Amerika einer Autorin bekannt sein und verhindert werden müssen, spätestens aber vom Lektorat!
Ein weiterer grober Schnitzer des Lektorats kommt hinzu: auf Seite 221, als sich Ronnie und Lewis in Washington aufhalten, heißt es plötzlich, Ronnie wolle nachts nicht mehr von „Sedgely“ wegfahren.
Ingesamt jedoch ein lesenswerter Roman – trotz oder wegen der geschilderten (Un)Moral, denn eigentlich entsprechen diese charakterlichen Fehler ja nur allzusehr der menschlichen Natur.