Die Frau des Zeitreisenden von Audrey Niffenegger
Inhalt
„Die Frau des Zeitreisenden“ beschreibt eine wunderbare Idee davon, was Zeitreisen auch sein können – keine Abenteuer bei den Wikingern, kein Treff mit Dinosauriern, nein, der Protagonist Henry reist nur in seiner eigenen Lebensspanne hin und her, er trifft sich selbst als jüngeres oder älteres Ich. Henry hat dazu keine Zeitmaschine, er hat diese Reisen nicht unter Kontrolle, sie geschehen einfach und verwandeln sein Leben in ein Chaos.
Wie kann man ein eigenes Leben führen, wenn jede emotionale Aufregung, jeder Schock, schon starkes Licht eine Zeitreise auslösen können? Henry hat keinen Fernseher, vorsichtshalber, er deponiert überall Kleidungsstücke, denn jede Zeitreise schleudert ihn nackt irgendwo hin. Henry lernt das Stehlen, er lernt sich zu verteidigen, wenn irgendwelche Leute einen plötzlich auftauchenden nackten Mann in ihrem Vorgarten nicht witzig finden, er lernt es, Schlösser zu knacken, denn er kann den Ort seines Auftauchens nicht bestimmen. Als er 24 Jahre alt ist, trifft er Clare, zu diesem Zeitpunkt ist sie 6 Jahre alt. Als sie sich in der Gegenwart treffen, ist er 28 und nur acht Jahre älter als Clare. Wie es so ist im Leben: Man lernt sich kennen, verliebt sich, heiratet…
Nur Henry lernt Clare mehr als einmal kennen, als freches Gör, als junges Mädchen, als verliebten Teenager, als junge Frau. Es fällt ihm schwer, mit der Frau, von der er weiß, dass er sie heiraten wird, nicht schon als Teenager Sex zu haben – denn in den USA in den 80er Jahren ist Sex mit Minderjährigen fast ein Kapitalverbrechen. Für Clare bedeutet diese Liebe in erster Linie warten, plötzlich ist ihr Mann verschwunden, nur noch ein Häufchen Kleidung liegt irgendwo und sie weiß nie, wie lang er fort sein wird, Minuten, Stunden, Monate? Immer faltet sie Sachen – und immer heißt es warten.
Es ist nicht leicht, plötzlich seiner Ex-Freundin gegenüber zu stehen, von der er weiß, dass sie sich umbringen wird und immer wieder die eigene tote Mutter zu sehen. Der Unfalltod der geliebten Mutter hat Henrys Fähigkeit, durch die Zeit zu reisen, erst geweckt. Er hätte tot sein müssen wie sie, in dem Auto, das unter den Schrottlaster geschoben wird, aber er steht nackt neben dem Autowrack. Er ist zur Zeit des Unfalls 5 Jahre alt.Die Liebe von Henry, Bibliothekar und Clare, Künstlerin, ist eine große Liebe, die immer wieder auf die Probe gestellt wird. Auch ein Kind zu bekommen ist fast unmöglich, denn Henrys Gendefekt, der ihn durch die Zeit reisen lässt, ist erblich bedingt. Und dann weiß ein Zeitreisender natürlich auch von seinem eigenen Tod…
Fazit
Die Liebesgeschichte vom Zeitreisenden und seiner Frau ist eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, kein wirklicher Science-Fiction-Roman, nicht immer einfach zu lesen, da die Geschichte – wie auch Henry – in der Zeit hin- und herspringt. Orientierung bieten die Kapitelüberschriften, die jeweils das Datum und das momentane Alter der beiden Protagonisten beinhalten. Die Autorin hat ihre Idee bis zum Schluss konsequent umgesetzt – spannend und interessant zu lesen.