Die Lange Erde

Terry Pratchett, Stephen Baxter: Die Lange Erde

Gemeinsam neue Welten erschaffen

Zweiter Detektiv: Peter Shaw. Oder anders formuliert: Sporty Fragezeichen; der nicht zurückgebliebene, aber doch mehr wegen seiner physischen denn intellektuellen Fähigkeiten geschätzte Part des Trios der berühmten drei Fragezeichen von der amerikanischen Westküste. Jener zweite Detektiv heißt im deutschen Original Jens Wawrczeck und ist auch abseits des Jugendkrimigenres ein beliebter Hörbuchsprecher, ganz abgesehen von seinen weiteren vielfältigen künstlerischen Tätigkeiten. Nun hat er den ersten Band einer neuer Science-Ficiton-Trilogie für den Hörverlag übernommen und herausgekommen ist eine kongeniale Zusammenarbeit vom Schlage des genialen Terry Pratchett und dem gekonnt formulierenden Wawrczeck geworden. Soll er ruhig für immer der zweite Detektiv bleiben – jene pseudonaive, neugierige und sich der Herausforderung zögerlich, aber doch konsequent stellende Aura passt gut zur langen Erde.

Die lange Erde ist nicht von Pratchett, dem Vater der Scheibenwelten-Romane und dem Kult zahlreicher berauschter Litertaurfreunde, allein geschrieben, sondern zusammen mit dem ebenfalls aus England stammenden Kollegen Stephen Baxter kreiert. Baxter macht ungefähr genau so lange genau das Gleiche wie Pratchett, nur nicht ganz so berühmt und medial wirksam. Aber auch er kennt sich mit phantastischen, fremden Welten bestens aus. Ob diese Zusammenarbeit rein der fruchtbaren Synthese geschuldet ist, oder ob es vielleicht auch ein wenig daran liegt, dass Pratchett seit einigen Jahren zunehmend an einer Demenzerkrankung leidet, ist nicht sicher zu vermelden, nur, dass es sich gelohnt hat und auch beim Lesen respektive Hören keine Sprünge auftauchen, die von zwei verschiedenen Storyvätern stammen könnten.

Die lange Erde bezeichnet eigentlich viele Erden, die der Länge nach nebeneinander liegen und auf die man mit entsprechenden Apparaten, den sogenannten Steppern, wechseln kann. Steppe nach Ost oder Steppe nach West und schon kommt die nächste Erde, die abgesehen davon, dass sie waldreich und sumpfüberschwemmt ist, einfach Erde ist – eben ohne die ganzen Menschenmassen, dafür selbstredend mit Fantasie- und Zauberwesen, aber längst nicht so fabelhaft wie man es aus den Scheibenwelten gewohnt ist. Wie insgesamt die Story weniger das Humorig-Groteske in den Vordergrund stellt, sondern das Realistische, wenn man das denn bei Sci-Fi-Storys so formulieren darf.

Ach wie schön ist es, über menschenleere Weiten zu laufen, gerne mit dem Protagonisten mit dem herrlichen Namen Joshua Valiente. Auf der Suche nach dem verschwundenen Wissenschaftler Willis Lindsay. Und dann  kommt auch noch Lindsays Tochter Sally ins Spiel. Klassische Beigaben, unkonforme Autoren, ein genialer Sprecher – ein perfektes Ensemble. Das Einzige, was ärgert, ist, dass das Hörbuch offen endet. Muss man ja so machen, wenn man eine Trilogie andenkt.

Fazit:

Der erste Band lässt auf mehr hoffen. Pratchett ist trotz Krankheit mehr denn je zurück und hat mit Baxter und in dem Hörbuchfall mit Wawrczeck geniale Partner an seine Seite, die Lust machen, wieder tief in Phanatsiewelten einzutauchen. Optimaler Service vom Hörverlag: Statt endloser Erden, äh CDs, gibt’s zwei smarte mp3-Scheiben im schmalen Pappetui. Sehr gelungen!

 

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