Die philosophische Hintertreppe von Wilhelm Weischedel
Bei diesem Buch handelt es sich um einen für Laien geschriebenes Sachbuch über 34 weltbekannte Philosophen und ihre Denkansätze.
Der Autor, Prof. Dr. Wilhelm Weischedel, war lange Jahrzehnte ordentlicher Professor für Philosophie an den Universitäten Tübingen und Berlin, ist jedoch 1975, noch vor Erscheinen dieses Buches, verstorben.
Weischedels Ansatz ist, daß es nicht nur für Experten (als so genannte „Vordertreppe“, d.h. durch Lesen der Werke der Philosophen im Original) möglich sein sollte, die Thesen und Gedanken dieser Philosophen, die teilweise sehr kompliziert schreiben, zu verstehen, sondern auch für Laien,
nämlich durch die von ihm so bezeichnete „Hintertreppe“. Er faßt daher auf 300 Seiten in recht leicht verständlicher Weise das Leben, die Hintergründe und die Werke dieser 34 Philosophen zusammen, ordnet sie in ihren jeweiligen geschichtlichen Hintergrund und die gesellschaftliche Situation ein.
Dabei beginnt er im 6. Jahrhundert vor Christus mit Thales, der von den Wissenschaftlern als erster Philosoph bezeichnet wird, wobei dies auch unter den Experten umstritten ist. Weischedel begründet diesen Ansatz damit, daß Thales den Zeitbegriff in Bezug auf das menschliche Leben in Frage stellt. Letzter der geschilderten Philosophen ist ein Wissenschaftler aus der jungen Vergangenheit, nämlich der 1951 verstorbene Wittgenstein. In den 32 Kapitel dazwischen beschreibt er die Leistungen so bekannter Philosophen wie zum Beispiel Aristoteles, Platon, Leibniz, Voltaire, Kant, Hegel, Schopenhauer, Marx, Nietzsche usw.
Jeder Philosoph hat ein eigenes Kapitel, und in der Überschrift versucht Weischedel stets einen Titel, der das Werk desjenigen Philosophen treffend beschreibt, zu vergeben, so beispielsweise „Thales oder die Geburt der Philosophie“, „Eckhart oder Gott als Nichtgott“, „Voltaire oder Die Vernunft in der Klemme“, „Jaspers oder Das fruchtbare Scheitern“ bis hin zu „Wittgenstein oder Der Untergang der Philosophie“; er spannt also einen Bogen vom Beginn zum – vorläufigen – Ende der Philosophie, wobei sein Ansatz 1975, also vor fast 40 Jahren offenbar so revolutionär war, daß er in seiner Einleitung sich ausführlich rechtfertigt, warum er einen so populärwissenschaftlichen Ansatz zur Beschreibung der Philosophen wählt.
Ferner enthält das Buch einen Prolog „Die zwei Aufgänge zur Philosophie“ und einen Epilog „Epilog oder Aufstieg und Abstieg“
Fazit
Das Buch ist für alle an Philosophie interessierten Leser interessant, wobei trotz des fast flapsigen Titels doch ein recht hohes intellektuelles Niveau und Sprachverständnis vorausgesetzt wird – 1975 war einfach noch nicht die Zeit für absolut vereinfacht geschriebene Sachbücher im amerikanischen Stil à la „XX für Dummies“. Um sich ein erstes Bild über die wohl wichtigsten Philosophen der (westlichen) Welt zu verschaffen, ist es definitiv ein sehr guter, wenn auch nicht immer ganz leicht verständlicher Einstieg. Um einen wirklichen „Rundgang“ über die Philosophen zu ermöglichen, fehlen jedoch asiatische Philosophen wie zum Beispiel Konfuzius, um nur einen von vielen Wichtigen zu nennen.
Dennoch sehr empfehlenswert!