Disney: Die besten Geschichten von Bas Heymans
So herzhaft wie alter Gouda
Die Wiege der Disney-Kultur liegt, na klar, in Amerika. In Deutschland sind neben den Klassikern aus Übersee seit den 1970er Jahren vor allen Dingen italienische Comics omnipräsent. Wer heutzutage in einem Lustigen Taschenbuch liest, der wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die fantastische Welt Entenhausens aus italienischer Perspektive kennenlernen, auch wenn das vielen vielleicht gar nicht bewusst ist. Aber die Niederlande? Was machen die auf der Landkarte der Comiczeichner? Ganz tolle Sachen, wie die Heymans-Brüder beweisen.
Die Ehapa-Comic-Collection hat nach der losen Reihe Hall of Fame nun eine klar gegliederte neue Serie auf den Markt gebracht, mit der diejenigen, die hinter all den lustigen Geschichten stehen, entsprechend gewürdigt werden sollen. War die Hall of Fame zum Ende hin eine Hommage an den zugegebenermaßen großartigen Don Rosa, geht es nun daran, die wichtigsten Schreiber und Zeichner klarer hervorzuheben. Die besten Geschichten von ist der Titel dieser neuen Serie.
Den Anfang macht der Erzähler Mau Heymans und der hier vorliegende zweite Band ist dem Zeichner und Bruder von Mau, Bas Heymans, gewidmet. Das Layout der Serie ist wunderbar. Ein schicker Hardcover-Band, irgendwo zwischen DIN-A-4 und DIN-A-5 positioniert, mit knapp 200 Seiten bestückt, lässt sich also einerseits gemütlich als Nachtlektüre vertilgen, bietet aber andererseits genügend Raum für ästhetische Anforderungen.
Ein interessantes Interview mit dem Künstler selbst soll die Bücher eröffnen. Bas Heymans erzählt frank und frei von seiner zweiten Liebe, der Musik, verkündet welche Autoren er bei Disney mag und welche nicht und wie er überhaupt zu seinem Beruf gekommen ist. Ursprünglich hatte er Musik und Französisch studiert und nebenbei die Geschichten seines Bruders gezeichnet, was dann so großen Anklang gefunden hat, dass er dies nun hauptberuflich machen darf.
Mittlerweile gibt’s rund 1700 Seiten von ihm mit den Disney-Figuren; wenn man bedenkt, dass er, wie in dem Interview erläutert, gerade mal zwei komplette Seiten pro Tag schaffen kann, mag man sich vorstellen, wie viel Zeit und Intensität hinter seinem Werk steht.
Die Orientierung liegt ganz klar bei dem frühen Bakrs und man hat beim Lesen – hier vielmehr beim Schauen – der Geschichten das untrügliche Gefühl in den 1950er Jahren gelandet zu sein. Einige der 21 (!) Geschichten dieses Bandes waren dementsprechend auch schon Teil der tollsten Geschichten von Donald Duck, einer Rehe im Ehapa-Verlag, die just die archaische Qualität Disneys zu würdigen weiß.
Neben seinem klassischen, aber dennoch expressiven Stil, begeistert Heymans vor allen Dingen mit der Auswahl seiner Themen: Geisterschiffe, Spionage, Riesen und Zauberer: was sich so anhört, wie das normale Repertoire der Phantasiewelt, wird hier eines Besseren belehrt, denn die Qualität und das Niveau erreicht bei Heymans eine real-magische Klasse erster Güte.
Fazit:
Ein mitreißender Zeichenstil, eine hochwertige Aufmachung, 21 Geschichten, davon, Achtung, 12 in Deutschland unveröffentlicht, sollten allen den Einstieg in diese neue Serie erleichtern oder besser gesagt: sehr schmackhaft machen. Und Ede Wolf kommt nach gefühlten Ewigkeiten auch endlich mal wieder vor.