Disney: Donald Duck – Vom Ei zum Erpel

Disney: Donald Duck – Vom Ei zum Erpel

Das Glück ein Pechvogel zu sein

Die edlen Würdigungen der Entenhausenern Stars im Rahmen der Veröffentlichungen der Ehapa Comic Collection dürfen mittlerweile als fester Bestandteil literarischer Anthologien verordnet werden. Legendär zu nennen ist Don Rosas Onkel-Dagobert-Biographie Sein Leben, seine Milliarden. Ebenfalls informativ und lustig zugleich die Familienchronik der Ducks. In jenem Fall hatte es sich bereits gezeigt, dass es durchaus nicht schlimm ist, unterschiedliche Autoren und Zeichner und jahrzehntegroße Unterschiede in der Entstehung der Comics im Rahmen eines übergeordneten Kontexts zusammen zu stellen. Ähnlich und noch besser reüssiert nun auch der heimliche Superstar schlechthin: Donald Duck.

Auch wenn Micky Maus der Ahnherr schlechthin ist und so manch anderer Charakter lustiger, niedlicher, klüger und rechtschaffener scheint, lässt sich zumindest an der Anzahl der veröffentlichten Geschichten eines ablesen: der größte aller Helden ist ein Tollpatsch, eine cholerische Nervensäge und ein hoffnungsloser Fall von Erfolglosigkeit. Vielleicht weil er uns allen die schweren Zeiten, die wir selbst durchleben, vorlebt. Psychologisch gesprochen die ideale Projektionsfläche.

35 Geschichten zeichnen im wahrsten Sinne des Wortes nun den Lebensweg vom Ei zum Erpel nach, wobei die tatsächliche Geburt bislang bildlich nicht überliefert ist. Stattdessen startet Rotzlöffel Donald auf Oma Ducks Hof mit dem alltäglichen Unsinn, der ihn auch später auszeichnen wird. Einzelne Kapitel wie Kindheit, Flegeljahre, Familienzuwachs (die drei kleinen Englein Tick, Trick und Track) sind chronologisch sinnvoll; die Rubriken Haustiere, Frauen, Feinde, Berufsleben und natürlich der obligatorische Blick aufs Doppelleben als Phantomias runden das Ganze ab. Überragend, fast schon existenzphilosophisch ist die abschließend Geschichte Donald im Jahr 2001, die umso beindruckender wirkt, weil sie im Jahr 1961 erstmals veröffentlicht wurde und mittlerweile schon das Jahr 2013 Einzug gehalten hat.

Überhaupt ist neben der Unterhaltung der Geschichten der historische Wert einer Sammlung selten höher gewesen. So finden sich tatsächlich Donalds allererste Comicverewigung (The wise little hen) und auch die seiner Neffen drei Jahre später. Überhaupt sind die wenigstens Geschichten jüngeren Datums – es hagelt Originalautoren wie Osborne, Taliaferro, Bob Karp oder Gottfredson. Geschichten aus den 1940er und 1950er und 1960er sind omnipräsent und Zeichen einer historisch besonders wertvollen Zusammenstellung.

Zusammen ergibt das einen Ziegelstein großen (so die Eigenbeschreibung des Verlags) Hardcoverband mit 400 Seiten reinstem Comicvergnügen. Mit einer Randvoll Klassiker, die es so nur selten zu finden gibt, mit einigen Erstveröffentlichungen (hervorzuheben mehrere Storys von Bob Karp aus den 1950ern!) und einigen modernen Perlen (Don Rosa, Mau Heymans).  Grandios.

Fazit:

Die Anthologiereihe hat großartigen Nachwuchs bekommen. Die Zusammenstellung ist in sich geschlossen und gelungen, die Auswahl der Geschichten Weltklasse und das die einzelnen Kapitel mit schönen Vorwörtern, historischen Begebenheiten, Hintergründen zu Autoren und Zeichnern aufwarten, rundet das Gesamtkunstwerk ab. Ente gut, alles gut.

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