Du sollst nicht begehren von Batya Gur
Inhalt
Michael Ochajon ist Polizeiinspektor in Isreal und gerade in einen neue Stadt und ein neues Revier versetzt worden, in dem er sich neu beweisen muss. Ein neuer Fall kommt herein, den er bearbeiten soll. Eine Kibbuzangehörige – Osnat Harel – ist scheinbar an einer Lungenentzündung, de fakto jedoch an einem Pflanzengift gestorben, und er soll ermitteln, wer der Mörder ist. Pikanterweise kommt hinzu, dass Osnat ein Verhältnis mit einem bekannten Politiker hatte (Aharon Meros), der früher im gleichen Kibbuz gelebt hat. Ochajon, der sich mit der Ideologie von Kibbuzimen, der Lebensweise dort, den Gewohnheiten und der Arbeit der Menschen vor Ort nicht auskennt, merkt jedoch schnell, dass diese Lebensform und die Menschen dort ebenso mit Problemen zu kämpfen haben wie die Normalbevölkerung.
Ein Mord jedoch ist erstmalig in der Geschichte der Kibbuzime! So schleust er gegen den Willen seines Vorgesetzten eine Mitarbeiterin – gelernte Krankenschwester – in die Krankenstation des Kibbuz ein, um zusätzlich ein „Ohr“ vor Ort zu haben und beginnt mit der Befragung der Bewohner, in dem er einige Personen in seine Pläne einweiht. Nach und nach zeigt sich, dass viele Kibbuzbewohner die Möglichkeit und vielleicht auch ein Motiv für den Mord hatten, auch wenn viele andere es nicht wahrhaben wollen, dass der Mörder aus den eigenen Reihen kommt.
Fazit
Die 2005 in Jerusalem gestorbene Autorin Batya Gur war die erste israelische Autorin, die mit Krimis auch international bekannt wurde – insbesondere mit ihrer Reihe um den Detektiv Ochajon – , auch wenn sie sicherlich nicht zum Standardrepertoire deutscher Leser zählt. Ihre Romane spielen in Isreal, ebenfalls für deutsche (und andere) Leser ein ungewöhnlicher Ort. Doch gerade diese ungewöhnlichen Handlungsorte, die Charaktere, die sie schildert, mit ihrer zum Teil noch Holocaust-Vergangenheit (auf die sie jedoch nur dezent, ohne erhobenen Zeigefinger, eingeht) machen die Romane zu etwas Besonderen, heben sie ab vom Mainstream der amerikanischen Krimilandschaft. Das allein macht den Roman sehr lesenswert, auch wenn es kein Thriller ist und keine großen actiongeladenen Elemente oder den atemraubende Stilelemente gibt.
Etwas schwierig lesbar sind sicherlich jedoch für deutsche Leser die isrealischen Namen, bei denen oft nicht einmal klar ist, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, wie beispielsweise Nahari, Simda, Schlomit usw. Darüber hinaus – auch wenn es dankenswerterweise ein Glossar der wichtigsten „Fachtermini“ typisch israelischer oder jüdischer Begriffe gibt – erschwert es das Lesen, wenn Begriffe immer wieder anders geschrieben werden. Dennoch eine sehr interessante Lektüre, die viel Einblick in das heutige Israel gibt!