Ein fliehendes Pferd
Inhalt
Seit Jahren schon fahren die Halms immer wieder an den gleichen Urlaubsort und mieten dort die stets gleiche Ferienwohnung. Diese hat vergitterte Fenster und gehört dem Ehepaar Zürn. Helmut Halm ist Oberstudienrat und arbeitet am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart. Sein Spitzname ist „Bodenspecht“, was er mit Gelassenheit hin nimmt. Gegenüber der Familie Zürn hat er sein eigenes Image entwickelt und gibt sich so, wie er denkt, wie sie ihn am liebsten sehen. Egal ob das viel mit ihm selbst zu tun hat. Seine Frau und er verstehen sich indes auch ohne viele Worte.
Beim Geschlechtsverkehr sind sie bei der Phase der Seltenheit angelangt und Helmut Halm ist mehr nach Ruhe und Unbeweglichkeit. Doch dann passiert etwas, was sein eingespieltes Leben kräftig ins Wanken bringt. Eines Tages taucht, höchstwahrscheinlich auf der Seepromenade, sein Schul- und Studienkamerad Klaus Buch auf. Dieser ist zusammen mit der um einiges jüngeren Helene verheiratet. Er ist außerdem bereits einmal geschieden. Kinder hat er keine. Als er seinen alten Freund Halm wieder sieht, beginnt er direkt in Erinnerungen zu schwelgen. Doch Helmut mag dies gar nicht und steht dem recht ablehnend gegenüber. Doch das lässt er sich nicht anmerken.
Damit Helmuts Gedächtnis sich wieder regt, muss Klaus mit so einigen Dingen „auffahren“. Vergangenes verursacht bei ihm ein Gefühl der Ablehnung und des Widerwillens. In den nächsten Tagen konfrontieren die Buchs immer wieder mit den Halms und mit Vorschlägen zu diversen Unternehmungen wie etwa dem Besuch eines Restaurants, einer Wanderung oder eines Segeltörns. Helmut ist langsam immer gereizter…
Fazit
Der Regisseur Rainer Kaufmann verfilmte mit „Ein fliehendes Pferd“ einen Roman vom bekannten Schriftsteller Martin Walser. Kaufmann analysiert dabei sehr genau und legt Wert auf eine scharfe Zeichnung der einzelnen Figuren. Das Leben der Familie Halm besteht aus Routine. Immer wieder der gleiche Urlaub in der immer gleichen Ferienwohnung. Auch das Miteinander des Paares ist zur Routine geworden. Helmut und seine Frau Sabine verharren beide in einer vorgeschriebenen Ausgangsposition und haben nur festgelegte Bewegungsmöglichkeiten.
Die beiden Extreme der Hauptfiguren bezüglich ihres jeweiligen Charakters sind notwendig, denn der eine Charakter wäre ohne den anderen unvollständig. Neben dem reduzierten Stil hat der Film noch eine weitere Stärke, nämlich das intensive und authentische Spiel der Darsteller. Sowohl Ulrich Tukur als auch Ulrich Noethen gehen in ihren Rollen auf und drücken Wichtiges mit kleinen Gesten gekonnt aus. Katja Riemann spielt ebenfalls hervorragend, kommt aber an ihre Leistungen in „Das wahre Leben“ oder „Agnes und seine Brüder“ nicht ganz heran. Das Werk bietet angenehme Unterhaltung, pointierte Dialoge und zahlreiche sinnfällige Bilder.