Ein Lied aus der Vergangenheit

Aminatta Forna: Ein Lied aus der Vergangenheit

Inhalt

In Sierra Leone in Westafrika treffen drei Menschen schicksalhaft aufeinander: der britische Psychologe Adrian Lockheart will den traumatisierten Kriegsopfern helfen, die Schrecken eines dieser brutalen, von der Weltöffentlichkeit fast nicht wahrgenommenen Kriege zu überwinden. Er arbeitet sich ab an der Armut, den klimatischen Bedingungen und mehr noch an dem Schweigen der Menschen, die nicht reden können oder wollen. Anders Elias Cole, ein alter Patient auf dem Sterbebett. Der will reden, sucht Verständnis dafür, während des Krieges den Weg des geringsten Widerstandes gewählt zu haben und so schuldig geworden zu sein. Er erzählt Adrian, der stundenlang an seinemBett sitzt, sein Leben und hofft  auf eine Art Absolution des Briten. Dieser hat sich mit Kai angefreundet, seinen Mitbewohner und Chirurgen im Krankenhaus, in dem auch Adrian arbeitet. Kai arbeitet hart, oft bis zur Erschöpfung, um sich, wie man nach und nach erfährt, nicht seiner eigenen Traumatisierung zu stellen. Dass diese drei Menschen mehr verbindet, kristallisiert sich erst langsam heraus, alle drei sind durch die Liebe zu einer Frau miteinander verbunden.

Aber ein Krieg lässt niemanden unversehrt, die Vergangenheit ist nicht zu ändern und Wunden können sich zwar schließen, doch Narben werden bleiben. Ob es eine Zukunft für die Opfer gibt, soll nicht verraten werden.

Fazit

So dürr die Inhaltsangabe klingt, so ganz anders ist das Buch, das sich langsam zu atemberaubender Spannung entwickelt. Erzählt wird wechselseitig aus der Sicht der drei Personen, wobei nur Elias Cole als Ich-Erzähler auftritt. Das erleichtert dem Leser die Zuordnung. Anfänglich erzählt Elias viel über die Vergangenheit, man erfährt nur wenig über die Gegenwart und das Leben von Adrian und besonders Kai, der erst ein wenig farblos wirkt. Wenn der Leser aber nicht aufgibt und weiterliest, immerhin sind es 650 Seiten, dann wird er belohnt. Langsam, Stück für Stück setzt sich das Bild zusammen, Geschichte und Personen erhalten Konturen und die Spannung steigt. Kurze Beschreibungen, nichts wird breit ausgewalzt, berichten von den Schrecken des Krieges – und in der Kürze und Kargheit der Beschreibungen liegt eine ungeheure Wucht. Eingebettet sind diese Berichte in die Arbeit im Krankenhaus, in Kais und Adrians Arbeit, und es kommen Opfer wie auch Täter zu Wort.

Aminatta Forna widmet sich in erster Linie ihren drei Hauptprotagonisten, die unterschiedlicher kaum sein könnten, weitere Personen treten, wenn man die Dicke des Buches in Betracht zieht, nur wenige auf. Trotzdem kann man dieses Buch mit Recht ein Epos nennen, Themen sind die großen Fragen nach Liebe, der Verantwortung für das, was man tut und unterlässt, die Frage nach Schuld und Sühne, es geht um Freundschaft und Verlust und darum, wie es weitergehen kann, das Leben.

Ein Lied aus der Vergangenheit ist ein Buch, das man lesen sollte, auch wenn Dicke und Thematik dem Leser einiges Durchhaltevermögen abverlangen.

Die Autorin

Aminatta Forna wurde in Glasgow geboren, wuchs in Sierra Leone auf und kehrte als Erwachsene nach Großbritannien zurück. Nach ihrer Karriere als Journalistin für den britischen Fernsehsender BBC arbeitet und lebt sie jetzt als Autorin in London. Ein Lied aus der Vergangenheit ist ihr zweiter Roman; er wurde u.a. mit dem Commonwealth Writer’s Prize ausgezeichnet.

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