Elantris

Elantris von Brandon Sanderson

Inhalt
Vor zehn Jahren wurde aus der strahlenden Stadt Elantris aus heiterem Himmel eine düstere Stadt – und ihre Einwohner, einst wunderschöne und magisch begabte Wesen, wurden zu verfaulenden, schwachen Wesen. Die Veränderung, die aus normalen Menschen einst wunderbare Halbgötter machte, ist nun eine Strafe. Diejenigen, die sie ereilt, werden auf ewig in die Totenstadt Elantris eingesperrt. Raoden, Prinz von Arelon, muss eines Morgens feststellen, dass die Veränderung ihn ebenfalls getroffen hat. Er wird nach Elantris geschafft und voller Entsetzen wird ihm klar, dass die Bewohner wie Wilde jeden Neuling anfallen, der in die Stadt kommt.

Währenddessen erreicht die teonische Prinzessin Sarene Arelon, nur um feststellen zu müssen, dass ihr Verlobter Raoden kurz zuvor gestorben ist. Aufgrund eines Vertrages ist sie nicht frei, sondern Witwe – und muss sich den Herausforderungen eines Landes stellen, das kurz vor dem Untergang steht. Diesen Untergang möchte Hrathen ausnutzen. Er ist Angehöriger eines religiösen Ordens und hat nun die Aufgabe, Arelon innerhalb von drei Monaten zu bekehren – ansonsten marschiert die Armee Fjordens ein und zerstört Arelon restlos.

Kampf gegen den Fluch
Während Sarene und Hrathen darum kämpfen, die Vorherrschaft über den Adel zu übernehmen, lernt man durch Raodens Augen Elantris und seinen Fluch kennen. Raoden muss erkennen, dass er nicht mehr ganz unter den Lebenden weilt. Sein Herz schlägt nicht mehr, seine Wunden bluten nicht mehr – und heilen nie wieder. Ein kleiner Kratzer wird ihn auf ewig quälen. Und zu viele davon werden ihn in die geistige Umnachtung treiben. Doch Raoden ist nicht jemand, der einfach aufgibt. Schnell findet er ein paar Leute, mit denen er versucht, seine eigene Vorstellung von diesem „Halbleben“ in der Stadt zu etablieren. Dass er dabei nicht immer auf Freunde stößt, ist klar. Doch Raoden spielt auf Zeit. Denn auch er muss sich den Schmerzen, die nie vergehen werden, stellen.

Sarene versucht unterdessen die Herzen einer Gruppe adliger Rebellen für sich zu gewinnen. Der Fluch der Elantrier hat Arelon schon lange ergriffen. Regiert von einem geldgierigen Kaufmann geht das Land immer mehr zugrunde. Sarene darf das aber nicht zulassen, denn Arelon ist der einzige Bündnispartner ihres Heimatlandes, welches noch nicht in die Fänge des Landes Fjorden und seiner grausamen Religion geraten ist. Hrathen wiederum versucht alles, um Adlige für seine fjordellische Religion zu gewinnen. Die Absetzung des Königs käme ihm ebenfalls sehr gelegen und so versucht auch er alles, um das Gleichgewicht des Landes zu stören. Hilfreich ist da die Angst und der Hass auf die verfluchten Elantrier.

Während die Bedrohung von außen immer größer wird, kommt Raoden dem Geheimnis der Stadt Elantris immer mehr auf die Spur. Wird er es schaffen, das Rätsel zu lösen? Was verbirgt sich hinter dem Fluch der Elantrier? Und: Wie wird Sarene reagieren, wenn sie erfährt, dass Raoden gar nicht tot ist?

Fazit
Durchaus spannend wird hier die Geschichte um die Stadt Elantris erzählt. Raoden und Sarene sind tatkräftige und gewitzte Charaktere, die sich von Schwierigkeiten nicht so leicht abschrecken lassen. Beide behaupten ihren Platz in der neuen Umgebung und schaffen es, diese zu verändern. Hrathen wird als Antagonist eingeführt, der so einige düstere Ziele hat. Man kann schwer einen religiösen Fanatiker sympathisch finden, aber Hrathen wird im Laufe der Geschichte eindeutig tiefgründiger, als es zunächst den Anschein hat.

Am interessantesten bleibt aber wohl das Rätsel um Elantris. Voller Spannung erwartet man, dass die Geschichte nach dem üblichen Ablauf Raoden-Sarene-Hrathen wieder zu Raoden zurückschwenkt und er einige weitere Puzzleteile zur Lösung des Fluches findet. Sarenes Rebellenkreis und die Diskussion um die Rettung das Landes nimmt dagegen oft langatmige Züge an. Auch Hrathen erscheint mehr als Mittel zum Zweck, als dass er als Hauptcharakter unbedingt nötig gewesen wäre.

Der Stil von Brandon Sanderson lässt den Leser manchmal etwas stutzen. Beschreibungen, Redeweisen – oftmals hat man den Eindruck, dass er insgesamt nicht so flüssig schreibt, wie man das von großen Autoren gewohnt ist. Auch das Ende lässt zu wünschen übrig. So groß sind die Geheimnisse, dass sie über viele, viele Seiten eingeführt werden – und dann reichen gerade fünfzig Seiten für das Finale? Natürlich nicht. Einige großartige Geheimnisse werden auf den letzten Seiten glanzlos entlüftet und wahnsinnig schnell abgehandelt. Einige anderen verschwinden in den Tiefen der Geschichte, ohne jemals wieder erwähnt zu werden.

Dafür, dass Sanderson unglaublich detailreiche Essensszenen entworfen hat, wirkt es am Ende eher so, als wäre er sich der Schwere der 800 Seiten bewusst geworden und wolle nun schnell zum Ende finden. Das Buch entführt in eine geheimnisvolle und spannende Welt und spätestens bei den letzten 300 Seiten kann man es nicht mehr aus der Hand legen. Doch unausgereifter Schreibstil – der aber bei weitem noch nicht als schlecht zu bezeichnen ist – und das ebenso ungare Ende lassen den Leser wünschen, Sanderson würde das Buch noch einmal überarbeiten. So viel Potenzial, das letztendlich nicht genutzt wird – schade drum. Ein Klassiker der Fantasy-Literatur wird „Elantris“ deshalb wohl nicht werden.

Schreibe einen Kommentar