Emily sein oder nicht sein

Inhaltsverzeichnis
Musik

Saltatio Mortis – Finsterwacht

Musik

Daryl Hall – D

Klassik

Stephan Moccio – Legends, Myths And Lavender

Emily sein oder nicht sein von Anne Donovan

Inhalt
„Sturmhöhe“ von Emily Bronte lesen und nebenbei noch den Abwasch erledigen? Für Fiona nur scheinbar ein Widerspruch, schließlich hat ihr literarisches Vorbild Emily Bronte auch problemlos beides vereint – Hausarbeit und die Auseinandersetzung mit Literatur. Fionas Leben ist auf den ersten Blick klar strukturiert: Während sich ihr großer Bruder Patrick von der Morgenschicht ausruht und ihre beiden vor Energie strotzenden Zwillingsschwestern die kleine Glasgower Mietwohnung auf den Kopf stellen, hilft Fiona ihrer Mum so gut es geht im Haushalt und versucht derweil möglichen Ärger und Stress von ihrem Vater fernzuhalten. Doch dann geschehen unvorhergesehene Dinge: Die Mutter stirbt plötzlich, ein Mann tritt in Fionas Leben und auf einmal wird ihr eigenes Leben spannender und turbulenter, als jeder Roman von Emily Bronte es je sein könnte.

Von Familienzusammenhalt, Culture-Clash und der Sehnsucht nach einem anderen Leben
Anne Donovan erzählt die Geschichte von Fiona und ihrer Familie aus der Sicht des lyrischen Ichs Fiona, ohne dabei jedoch die Gefühle der anderen Protagonisten in den Hintergrund zu stellen und ohne die Identifikationsfigur Fiona für den Leser zu verklären. Die Handlung spielt in einem wenig glamourösen Stadtteil von Glasgow, weder sonderlich heruntergekommen, noch besonders sehenswert – ein klassisches sogenanntes „Arbeiter-“ oder „Kleinbürgerviertel“ im Schottland der 90er Jahre.

Der Verlauf der Handlung setzt mit der Beschreibung eines normalen Tags in der beengten Wohnung von Fiona und ihrer Familie ein. Zu Beginn der Geschichte werden zunächst im wesentlichen wenig spektakuläre Dinge beschrieben, und an mancher Stelle dieser vergleichsweise relativ langen Einleitung mag sich der geneigte Leser sicherlich fragen, wann denn wohl nun der „ebenso grausam wie unerwartete Schicksalsschlag“ wie er im Vorderklappentext angekündigt wird, das Leben von Fiona und den 4 anderen Hauptprotagonisten nun in ihren Grundfesten erschüttern wird – so makaber dies vielleicht auch auf den ersten Blick erscheinen mag.

Im späteren Verlauf des Romans wird jedoch an verschiedenen Stellen immer wieder deutlich, dass gerade auch diese überdurchschittlich ausführliche Anleitung für das Verstehen und den Fluss der späteren Handlung von hoher Wichtigkeit war und ist. Als Fionas Mutter dann nach der Geburt des fünften Kindes plötzlich und unerwartet das Zeitliche segnet, wird dies zur Belastungsprobe für Fiona. Der Vater wird mit dem Verlust kaum fertig und sucht Zerstreuung im Alkohol. Von nun an liegt es an Fiona, Erziehungsaufgaben zu übernehmen und die Familie zusammenzuhalten. In einem Alter, in dem sie darüber hinaus sich selbst und ihre Lebensauffassung noch nicht endgültig gefunden hat, wird dies zur schier (fast) unlösbaren Aufgabe für sie…

Fazit
Subjektiver Leseeindruck
Der „Sunday Herald“ betitelt „Emily sein oder nicht sein“ als schlicht „das Beste, was sie (Anne Donovan) bisher geschrieben hat“, und auch in vielen anderen renommierten Zeitschriften und Zeitungen wurde der zweite Roman von Anne Donovan sehr positiv bis begeistert aufgenommen. Manche kritisieren, dass die Geschichte die Donovan in ihrem Roman erzählt in etwas anderer Form schon oft erzählt wurde, was sicher so auch nicht zu bestreiten ist. Dennoch gelingt es der Autorin, ihrer Hauptprotagonisten Fiona soviel Leben und Gefühl einzuhauchen, dass man das Buch nur noch schwer wieder aus der Hand legen möchte.

Das Buch hat viele nahezu schon phänomenal heitere Momente, trotzdem ist eine omnipräsente Grundmelancholie deutlich spürbar, welche dem Leser die Identifikation mit der Hauptfigur Fiona jedoch erleichtert, ohne ihn emotional „runterzuziehen“. Der vorliegende zweite Roman von Anne Donovan hat mir persönlich auch noch einmal deutlich besser gefallen als ihr Debütroman „Einmal Buddha und zurück“. Deshalb: Uneingeschränkte Leseempfehlung!

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