Englische Exzentriker

Edith Sitwell: Englische Exzentriker. Eine Galerie höchst bemerkenswerter Damen und Herren

Von sich selbst hat Dame Edith Sitwell einmal gesagt: „Wieso sollte man versuchen, wie eine Pekinese auszusehen, wenn man ein Windhund ist?“ Sie hatte unzweifelhaft etwas von einem Windhund, das Pekinesesnhafte ging ihr völlig ab. Edith Sitwell, Aristokratin, klug und ein bisschen boßhaft, wurde 1887 geboren und starb 1964.

Ihr Buch über englische Exzentriker, zu denen sie unzweifelhaft selbst gehörte, ist nachgerade zum Klassiker geworden. Es ist eines dieser Bücher, die man unbedingt im eigenen Schrank stehen haben muss, um immer mal wieder hier und da ein Stück davon zu lesen.

Wie ein guter Scotch, von dem man ein Glas zum Genuss ab und an einfach braucht, wenn das Leben leider nicht so ist, wie es sein sollte.

Edith Sitwells Exzentriker machen sich das Leben so, wie sie es möchten, ohne auch nur den kleinsten Gedanken daran zu verschwenden, wie das bei ihren Mitmenschen ankommen könnte. Sie leben nach ihren Regeln.

Inhalt

Edith Sitwell stellt sie uns vor, im leichten Plauderton, aber doch mit ein paar scharfen Spitzen, die so seltsamen und so typisch englischen Exzentriker: Mr. Paar, der mit 80 das erste Mal heiratet, das aber so schön findet, dass er bis zu seinem Tod mit 105 Jahren nicht mehr davon lassen mag. Mr. Mytton, der sein Nachthemd anzündet, wohlgemerkt als er es anhatte, um so seinen Schluckauf zu kurieren.

Zwar trug er heftige Verbrennungen davon, aber der Schluckauf war fort. Oder Mr. Thicknesse, der in seinem Testament seine rechte Hand seinem Sohn hinterließ, um diesen an seine Pflichten Gott und seinem Vater gegenüber zu erinnern, die dieser so lange vernachlässigt hatte.

Oder Dr. Hobson, der über Mr. Waterton schreibt, einen Südamerikareisenden, der sich mit einem Faultier anfreundete. Sein Buch nennt Kapitelüberschriften wie: „Eine Ochsenaugen-Meise baut ihr Nest im Stamm eines Baums, der für Eulen vorbereitet ist, nimmt es aber in späteren Jahren nicht mehr an, weil ein Eichhörnchen es benutzt hat.“

Oder: „Mr. Waterton ist betrübt, weil seine Bahia-Kröte ein hässliches Untier genannt wurde.“

Und dann gibt es noch die Sportsmänner, in der perfekten Haltung zu Pferde. „Wie? Niemals in einem Einspänner umgekippt?“ Und die Damen, denen Edith Sitwell in erster Linie eines nicht verzeihen kann: Dummheit. Mrs Lee zum Beispiel, denn „Mrs. Ann Lee war unmittelbar vom Himmel verkündet worden, dass die äußerliche Manifestation der Liebe zwischen den Geschlechtern eine der Ursachen für den Niedergang der Welt sei.“ Aber dadurch war ja nun für die Sekte der Shaker  „eine recht kritische Lage entstanden, weil ja nur die Wahl blieb zwischen dem Niedergang der Welt oder dem vollständigen Erlöschen allen Lebens auf diesem Planeten.“

Die Shaker entscheiden sich für das „Sei’s drum!“ und sterben aus. Mr. Lee, der in dieser Meinung mit seiner Frau nicht konform ging und lang genug auf einen himmlischen Gegenbefehl gewartet hatte, überredete eine Shakerin zu seiner „Irrlehre“ und setzte sich mit ihr ab.

Fazit

Eigentlich gibt es nur ein Fazit: Lesen! Ganz besonders, wenn man einen Faible für englischen Humor, englische Exzentrik hat und für die versteckte Bosheit hat, die auch andere Engländerinnen so wunderbar kultivieren konnten. Dass die Bücher aus dem Wagenbach verlag alle etwas zu teuer sind, machen sie mit ihrer wunderbaren Ausstattung und handwerklichen Akkuratesse allemal wieder wett.

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