Gegen die Wand

Gegen die Wand

Inhalt
Die junge Sibel steht am Rand der Verzweiflung. Einen Suizidversuch hat sie bereits hinter sich – sie will endlich frei sein, doch ihre strengen türkischen Eltern würden sie am liebsten als verheiratete Frau „hinter dem Herd“ sehen. Immer wieder versucht sie, aus der Strenge auszubrechen und muss letztlich doch immer wieder gedemütigt zurückkehren. Eines Tages bittet sie deshalb den völlig abgewrackten Alkoholiker Cahit, sie zu heiraten, damit sie endlich frei sein kann. Cahit lässt sich auf den Deal ein, und auch wenn er nicht der absolute „Traumschwiegersohn“ von Sibels Eltern ist, so wird er dennoch halbwegs von ihnen akzeptiert, schließlich hat er türkische Wurzeln.

Anfangs scheint sich aus der Scheinehe sogar noch etwas Gutes zu entwickeln: Die junge Sibel ist endlich frei und kann ihr Leben selbst gestalten, und Cahit versucht noch einmal, vom Alkohol wegzukommen und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Doch Cahit muss sich selbst eingestehen, dass er sich langsam immer mehr in die junge, lebensfrohe aber zutiefst verunsicherte Frau verliebt. Dass er die Finger nicht vom Alkohol lassen kann, ist dabei alles andere als förderlich für die junge Beziehung zwischen Sibel und Cahit. Immer wieder hat Sibel unter den jähzornigen Wutausbrüchen von Cahit zu leiden, und nachdem die Euphorie des Anfangs verflogen ist, müssen Sibel und Cahit einsehen, dass sie unaufhaltsam dem Abgrund entgegensteuern – doch zugeben möchte dies niemand der beiden.

Ein beklemmender und wahrlich beeindruckender Film – ein Meisterwerk des deutschen Kinos!
„Gegen die Wand“ ist einer der frühen Filme von Fatih Akin. Der Regisseur hat sich mit Filmen wie „Im Juli“ und „Kurz und schmerzlos“ einen Namen gemacht und gehört mittlerweile zweifelsohne zur ersten Riege der deutschen Filmlandschaft. Mit „Gegen die Wand“ erzählt Akin zum einen eine schonungslos offene und ungemein berührende Liebesgeschichte, gleichzeitig gelingt ihm eine mitunter schon beklemmend realistische Charakter- und Sozialstudie.

Im Grunde hat allein der Handlungsverlauf von „Gegen die Wand“ schon all das, was einen guten Film ausmacht – der Film fordert den Zuschauer immer wieder heraus, er ist unvorhersehbar, und ihm gelingt es, unterschiedliche Stimmungen sehr authentisch einzufangen. Doch „Gegen die Wand“ hat noch mehr zu bieten – so kann der Film immer wieder mit exzellent gewählten Stilmitteln und sorgfältig eingesetzten Einschüben aufwarten, und so bleibt der Film auch nach dem Ende noch lange im Gedächtnis des Zuschauers haften.

Fatih Akin erzählt den Film dabei auf zwei unterschiedlichen Handlungsebenen, während die erste Hälfte des Films überwiegend in Hamburg spielt, wechselt der Film später den Schauplatz und erzählt, wie die Geschichte in der türkischen Hauptstadt Istanbul weitergeht. Der Wechsel des Schauplatzes ist dabei in gewisser Weise auch als Indiz für die Wandlung und Veränderung des Seelenlebens der Protagonisten zu verstehen, und die kurzen „Zwischenspiele“ eines türkischen Musikensembles, welche dabei punktiert eingesetzt werden, bringen einen zusätzlichen roten Faden in das Geschehen.

Fazit
„Gegen die Wand“ wurde vom Publikum und der Kritik gleichermaßen begeistert aufgenommen, deshalb bleibt an dieser Stelle auch gar nicht mehr viel zu sagen – der Film ist absolut sehenswert, und wer sich für anspruchsvolles deutsches Autorenkino interessiert, kommt an diesem fesselnden Liebes- und Sozialdrama nicht vorbei.

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