Gesichertes

Inhaltsverzeichnis
Musical

Back To The 80´s: Chess

Musik

Michael Kiwanuka – Small Changes

Musik

Heinz Rudolf Kunze – Lauschangriff

Gesichertes von Hanna Lemke

Inhalt
18 Geschichten, 18 Erzählungen, in denen es um junge Menschen geht, in dessen Leben, anders als der Titel des Erzählbandes von Hanna Lemke es vermuten ließe, überhaupt nichts „gesichert“ ist. Die Protagonisten in den Kurzgeschichten von Hanna Lemke sind gestrandete Menschen, die zwar nicht direkt am Leben gescheitert sind, aber dessen Leben alles andere als wunschgemäß verläuft.

Bei dem Großteil der verschiedenen Charaktere in „Gesichertes“ handelt es sich um Menschen, die irgendwo zwischen bestandenem Abitur, „daherplätscherndem“ Studium und anstrengendem Berufsleben stehen. All diese Charaktere kommen ursprünglich aus der Provinz, die sie nach der Schulzeit fluchtartig verlassen haben. An die Vergangenheit wollen sie nur ungern zurückerinnert werden, doch auch der Ausblick in die Zukunft ist bei ihnen wenig vielversprechend. „Gesichertes“ beschreibt somit vor allem, wie Träume zerplatzen, wie Menschen sich selbst keine große Chance mehr geben und sich letztlich im „Status quo“ einrichten.

Ein faszinierender Erzählband, der durch eine lakonische Sprache und sorgfältig gestreute Andeutungen „zwischen den Zeilen“ überzeugt
Der überwiegende Teil der Kurzgeschichten in „Gesichertes“ ist nicht einmal 10 Seiten lang. Dennoch gelingt es Hanna Lemke immer wieder aufs Neue, eine für sich geschlossene Geschichte zu erzählen, dessen Ende einerseits zwar völlig logisch wirkt, andererseits jedoch auch alle Fragen offen lässt.

Bei dem ersten Lesen der Geschichten mag die eine oder andere Geschichte deshalb vielleicht auch etwas banal erscheinen – die Autorin bedient sich sowohl in den Dialogen als auch bei der Beschreibung des Geschehens stets einer minimalistischen und lakonischen Sprache, dessen tiefgründige Zweideutigkeiten häufig erst beim zweiten Lesen auffallen und dem Leser eine völlig neue Perspektive eröffnen.

Die Figuren in „Gesichertes“ dämmern in gewisser Weise in einem Schwebezustand des Lebens, sie treffen sich auf WG-Partys und in Kneipen, doch sie wissen wenig voneinander, interessieren sich auch gar nicht besonders für das Leben der anderen und die eigene Unsicherheit und latente Verzweiflung wird konsequent durch vorgetäuschte Ignoranz, Arroganz, Gleichgültigkeit und Selbstsicherheit überspielt.

Letzten Endes ist daran auch die Intention der Autorin erkennbar: Sie zeigt auf, wie unfähig die einzelnen Charaktere sind, wahre Gefühle zu haben, geschweige denn diese zu zeigen und zuzugeben oder darauf basierend sogar Empathie zu entwickeln. Auf den ersten Blick mögen die Geschichten oft alltäglich und beinahe überflüssig erscheinen, denn die prekäre Situation vieler junger Menschen ist an sich kein Thema, welches nicht schon häufig in literarischen Werken behandelt und verarbeitet wurde. Doch wer sich mit den einzelnen Kurzgeschichten in „Gesichertes“ einmal etwas intensiver auseinandersetzt, wird schnell erkennen, wie viel Sinn, Weisheit und Melancholie in den Zeilen der verschiedenen Geschichten steckt, und wie viel wahres in den Beschreibungen der Protagonisten enthalten ist.

Fazit
„Gesichertes“ ist ein Erzählband, dessen Genialität sich den meisten Lesern wohl erst beim zweiten Lesen offenbaren wird. Da die einzelnen Geschichten jedoch selten länger als 10 Seiten sind, ist ein zweites Lesen auch für „Lesefaule“ nicht sonderlich schwierig umzusetzen – und die wiederholte Lektüre von „Gesichertes“ lohnt sich in jedem Fall. Ein kleines literarisches Kleinod – bedingungslos zu empfehlen!

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