Hermann Hesse eine Werkgeschichte von Siegfried Unseld

Eine Werkgeschichte mit enormen Wissensgehalt, jedoch mit dem Manko, dass der Laie wenig Freude daran haben wird.

Zum Autor

Hier schreibt nicht irgendwer, sondern er ist selbst Verleger und Leiter des Suhrkamp-Verlages. Damit sitzt er an der direkten Quelle und hat genauen Zugang zu der Person über die er schreibt: Hermann Hesse. Seines Zeichen langjähriger Autor des Verlages und auch in Korrespondenz mit Unseld. Da darf es nicht verwunden das selbst seine Dissertation zu Hermann Hesse erfolgte. Von daher kann man bereits an dieser Stelle erwarten, dass hier eine fundierte Auseinandersetzung mit der Person und seinem Gesamtwerk angesetzt ist.

Aufbau des Werkes

Der Aufbau des Werkes erfolgt in einer ganz eigenen Art und Weise. Fast jedem Werk Hesses wird ein Kapitel gewidmet, von den frühsten Prosa- und Gedichtversuchen bis hin zu seinen größten Werken Das Glasperlenspiel oder Morgenlandfahrt. Dabei ist für jedes der Kapitel eine sehr charakteristische Aufteilung vorgesehen. Auf der linken Seite erfolgen meist eigene Urteile Hesses über seine Werke, die er anderen mitteilt. Auf den rechten Seiten werden kurze Informationen zur Gattung, Entstehungsgeschichte, Kurzinhalt, Auflagenzahl aufgelistet und im Anschluss Rezensionen und Urteile über die jeweiligen Werke von anderen Autoren. Diese Wertungen erfolgen meist von anderen hochrangigen Persönlichkeiten. Exemplarisch seien K. Tucholsky, T. Mann, Theodor Heuss, B. Brecht u.a. genannt.

Kritik

Diese Geschichte des Gesamtwerkes Hesses erscheint in einem breit gefächerten Rahmen und umfasst eine enorme Vielfalt der Veröffentlichungen Hesses. Die Quellen und Literaturrecherche muss für dieses Buch enorme Ausmaße gehabt haben, da neben Briefzeugnisse, Zeitungsartikel, Rezensionen usf. viel Aufwand betrieben werden musst, um die dargestellten Werke zu erklären. Hier zeigt sich aber bereits ein Problem der wissenschaftlichen Arbeit. Wer zu tief in der Materie verankert ist verliert meist den Blick für das profane. Die Rezensenten und Kommentare von und an Hesse werden meist nur genannt und bleiben dem Leser unbekannt, sofern er nicht wenigstens Grundwissen zur Person hat. Daher bleibt manchmal die Tragweite von manchen Äußerung auf der Strecke, weil vermutlich die wenigsten die Aussagen einordnen können. Ein weiteres Problem stellt die offensichtliche Hesse Affinität dar. Jedwede kritische Anmerkung oder Kommentare zu den Werken, die es zweifelsohne in erheblichem Maße auch gibt, werden nicht erwähnt. Dies führt dazu, dass man hier einen relativ unkritischen Blick auf das Leben und Wirken des Autors bekommt. Des Weiteren bleibt der Anspruch, einer anderen Art von Biografie sehr auf der Strecke, da man zwar manche Entwicklungen des Lebens gesagt bekommt aber keine wirklichen Bezüge auf den Gesamtrahmen hat.

Fazit

Für den Hesse-Kenner und Liebhaber bildet das Werk einen wunderbaren Einblick und erweiternden Ausbau auf das Leben und Wirken Hesses. Das Werk von Siegfried Unseld setzt aber damit ein enormes Grundwissen voraus, zu den einzelnen Werken und zur Person, was vermutlich bei den Laien dazu führen wird, dass diese schnell ermüden und überwältigt werden von der detaillierten Informationsflut. Daher wäre mein Tipp sich entweder einzelne selbst gelesene Werke Hesses hier noch einmal in anderer Form näher bringen zu lassen oder im Vorfeld eine Biografie, beispielsweise die Biografie Bernhard Zellers oder die Briefzeugnisse von Kindheit und Jugend, zu lesen.