Herzbube

Herzbube von Patricia Cornwell

Inhalt
Dr. Kay Scarpetta ist Gerichtsmedizinerin in Richmond und wird eines Abends noch spät zu Hause gestört, weil – wieder einmal – ein Pärchen verschwunden ist. Die vermisste Frau ist sogar die Tochter einer wichtigen Politikerin, die mit ihrem Freund auf dem Weg nach Hause von einer Feier war. Die Gegend wird seit mehreren Jahren von einem „Pärchenmörder“ heimgesucht, und bislang war es Scarpetta nicht gelungen, die Todesursache jeweils herauszufinden (die Leichen waren zu sehr verwest), weswegen sie darum gebeten hatte, künftig schon bei Verschwinden eines Pärchens informiert zu werden.

Bei ihrer Tätigkeit arbeitet sie regelmäßig mit dem Polizisten Pete Marino und dem FBI-Agenten Benton Wesley zusammen. Diesmal jedoch blockt Wesley aus unerfindlichen Gründen ab, gibt ihr nicht alle Informationen und leitet zum Teil sogar falsche Informationen an Scarpetta weiter. Als dann auch noch Abby, eine Freundin und Journalistin, bei Scarpetta auftaucht und von einer Verschwörung beim FBI redet, machen sich die beiden auf die Suche nach dem Mörder und den Ursachen. Bei ihren Recherchen decken sie weitere Morde auf, die zunächst nicht mit dem Pärchenmorden in Zusammenhang gebracht worden waren, weil es sich bei einem der Fälle unter anderem um ein (lesbisches) Frauenpärchen gehandelt hatte. Nach und nach findet Kay heraus, dass der Schlüssel zur Lösung des Falls vor allem in den – zum Teil getürkten – Beweisstücken am Tatort liegt und kommt dabei dem Mörder näher als sie denkt…

Hintergrund
Der hier vorliegende Roman ist der dritte in der bislang 17-teiligen Reihe um die Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta, Pete Marino und Benton Wesley sowie – hier in diesem Roman noch nicht selbst auftretend – ihre Nichte Lucy. Alle Personen werden als sehr starke Charaktere von Cornwell eingeführt, mit denen man sehr gut mitfühlen und denken kann. Die Fakten sind außergewöhnlich gut recherchiert – hierfür ist Cornwell bekannt, die auch privat an Faktenaufklärung sehr interessiert ist. So recherchiert sie seit Jahren, um beispielsweise die wahre Identität von Jack the Ripper aufzuklären und investiert hohe Summen in diese Suche. Interessant an diesem Roman fand ich, dass sie – just in dem Jahr, in dem bekannt wurde, dass auch sie lesbisch ist – mit einem lesbischen Pärchen diese Komponente in den Roman mit eingebaut hat.

Dass ihre Nichte Lucy lesbisch ist, erfährt der Leser erst in einem viel späteren Roman. Angenehm ist die Übersetzung, die sehr gut lesbar und keine auffallenden Fehler enthält, sowie die Tatsache, dass Cornwell es schafft, „zeitlos“ zu schreiben, das bedeutet, dass man, auch wenn man den 1997 geschriebenen Roman heute liest, man nicht das Gefühl hat, ständig über aus der Mode gekommene Techniken zu lesen.

Fazit
Insgesamt ein wirklich gelungener Roman, der an der einen oder anderen Stelle sicherlich spannender sein könnte – aber dies ist nicht die Absicht des Romans, es ist kein „Whodunnit“-Thriller, sondern vielmehr ein Roman, der von hervorragenden Charakterbeschreibungen und seiner glaubwürdigen Handlung lebt.

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