Journey of a Roach

Journey of a Roach

Fühl dich wie Spiderman

Endzeitstimmung, Atomkrieg, Tod des Planeten: jene Horrorszenarien kommen seit vielen Jahrzehnten in unterschiedlichen Ausprägungen moderner Kunst vor. Blade Runner, Schöne neue Welt und viele mehr. Auch im Computerspielgenre gab es bereits ähnliche Storys, nun haben wir es mit einem neuen Day after zu tun, allerdings, das die Besonderheit, nicht aus der Sicht der Menschen. Die haben es nämlich tatsächlich geschafft, sich endlich abzuschaffen. Doch die große Gruppe der Insekten hat sich – zumindest einige davon – gerettet und zwar in einen Luftschutzbunker, in dem unser Spiel beginnt. Dort begleiten wir die beiden Kakerlaken (auch Schaben genannt) Jim und Bud, die inspiriert durch die Schönheit und den Duft einer Blume, einen Weg aus dem Bunker zurück an die Erde finden wollen. Kann doch schön sein, so ganz ohne Menschen da oben.

So skurril, aber auch so einfach ist die Hintergrundgeschichte. Raus aus dem Bunker, und den Odem hin zur frischen Luft. Natürlich bringen sich unsere Freunde selbst in Gefahr, haben es mit militärisch anmutenden Ameisen, mächtigen Spinnen oder müden Fliegen zu tun, die es auf ihrem Wege auszuräumen, zu befrieden oder zu helfen gilt.

Grafik und Sound unterstützen die Spielidee jener nihilistischen, trostlosen Welt. Vor allen Dingen die quietschenden Geräusche, das Kratzen und Krächzen, welche anstatt der Dialoge (die ausschließlich in Sprechblase mit Comiczeichnungen daherkommen) ertönen, sind zwar passend zu der abschätzigen Unterwelt der Kakerlaken, aber natürlich nicht immer Gold in des Spielers Ohr. Auch die Grafik, liebevoll handgezeichnet, verzichtet auf das ein oder andere Detail und bleibt insektengerecht, das heißt: einfach strukturiert.

Überhaupt fällt dieser Zug zur Schlichtheit auf. Journey of a Roach erinnert ganz stark an die aus dem gleichen Hause herausgegeben Spiele Machinarium, Pipeline und Botanicula. Kleine, wendige, pfiffige Spielchen im Adventure-Stil, die wenig Aufwand machen und relativ zügig durchzuspielen sind. An Machinarium, das Beste aus dieser Reihe, kommt es nicht heran, ist vielleicht auch so gar nicht geplant, sondern ist der mittlerweile typische Marketing-Interims-Auswurf, der nach großen Epen wie Deponia und dem schwarzen Auge eine kleinen Happen für die Fans parat hat.

Wie bei allen genannten Spielen aus der Hamburger Schmiede, besticht aber auch Jounrey of a Roach mit einer intelligenten Spielidee, nämlich der Bewegungsfreiheit, die den Kakerlaken entspricht. So verschieben sich Perspektive und Kameraeinstellungen, krabbelt man mit den Protagonisten die Decken und Wände entlang, wie das Insekten nun einmal können. Das sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch essentiell notwendig, um an bestimmte Gegenstände kommen zu können, mit denen man wie üblich kombiniert, um im Spiel voran zu kommen. Eine Hotspot-Taste gibt es – zum Glück – hier nicht, die aufgrund der 3D-Grafik nicht immer sofort zu erkennenden Gegenstände müssen eben mühsam abgekrabbelt werden.

Fazit:

Kobold Games machen den Namen zum Programm. Ein listiger Scherzbold war es, der dieses kleine Adventure für zwischendurch entworfen haben muss. Mit einem stimmigen, postmodernen Szenario, mit klassischem Gameplay (allerdings etwas umständlicher Steuerung – entweder Tastatur und Maus zusammen oder vertracktes Gamepad) und einem raffinierten Clou, nämlich dem Krabbeln an Wänden und Decken. Die Spieldauer ist relativ kurz, je nachdem wie schnell man die teilweise kniffligen Kombinationsrätsel lösen kann, der Happen ansehnlich und gut verdaulich. Lecker. Nun warten wir wieder auf ein wirklich großes Adventure.

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