Karl Neumann – Das Mädchen hieß Gesine

Ein weiteres Werk zur Aufarbeitung des 2. Weltkrieges

 Zum Autor

Vielen Leser aus der ehemaligen DDR müsste der Autor Karl Neumann bestimmt ein Name sein. Seine Werke fanden in der Republik viel Resonanz und erfuhren verhältnismäßig hohe Auflagen. Seine bekanntesten Werke sind die Geschichten um den Bauabeiter-Sohn Frank. 1969 wurde er mit dem Alex-Wedding Preis ausgezeichnet. Ein Phänomen des Buches war es, dass in der Folgezeit eine Vielzahl von kleinen Mädchen auf den Namen Gesine hören mussten, was indirekt für den Erfolg des Buches sprechen kann.

Zum Inhalt

Viele ehemalige DDR Bürger werden die Geschichte um das kleine Mädchen kennen, da das Buch vielfach Einzug in die verpflichtende Schullektüren fand. Es handelt sich bei dem kleinen Mädchen, um Gesine, welche mit ihren Eltern, in den 1930er Jahren lebt und den Aufstieg des Faschismus miterlebt. Gesine selbst kann aufgrund ihres Alters die Gesamtkonzeption der politischen Entwicklungen nicht verstehen und möchte sich eigentlich normal (helfend, zuvorkommend, nett) verhalten. So kommt es, dass sie es nicht verstehen kann, als ein russischer Zwangsarbeiter auf ihren Hof kommt, dass sie ihm nicht helfen darf und nicht mit ihm reden darf. Ihre kindliche Naivität schützt sie aber in keiner Weise vor etwaigen Repressalien, welche sie und ihre Mutter durch den ideologisch geprägten Volker erfahren müssen, der sie nämlich bei den Behörden anprangert. Dieser ist eigentlich im gleichen Alter wie Gesine, jedoch ist er komplett in der neuen Bewegung aufgegangen und kann es nicht erwarten seine Karriere im Jungvolk zu starten. Einzig der Schuster im Dorf ist ein Befürworter von Gesines Taten und unterstützt sie und den russischen Gefangenen wo er nur kann.

Kritik

Die kindlich einfach verständliche Sprache bringt dem kindlichen Leser die Problematik des Faschismus näher, jedoch nicht über die ideologische Schiene, sondern über die normalen Umgangsformen zwischen Menschen. Somit stellt Karl Neumanns Werk im Hinblick auf die Kinderliteratur der DDR und dessen Aufarbeitung des 2. Weltkrieges eine Ausnahme dar, denn Werke wie Bruno Apitzs Nackt unter Wölfen versuchten immer den heroisch siegenden Kommunismus in den Fokus zu setzten, wohingegen die kindgerechte Aufarbeitung vielfach zu kurz kam, obwohl das Thema Aufarbeitung bis zum Ende der DDR nie ganz als beendet betrachtet wurde. Ein weiteres Werk, welches vielleicht noch in Ansätzen in diesem thematischen Bogen wirkt ist Dieter Nolls Die Abenteuer des Werner Holt, wobei dieses Werk in meinen Augen vorrangig für Jugendliche geeignet erscheint, als für kleinere Kinder.

Fazit

Wer seinen Kindern behutsam die Thematik des 2.Weltkrieg und die menschlichen Konflikte die er mit sich brachte näher bringen möchte, sollte sich dieses Werk besorgen. Eine gemeinsame Auseinandersetzung und Gespräche bei Fragen sollten hier stimulierend wirken auf die Fragen, wie man sich verhalten hätte und vielleicht wie man sich, adaptiert auf die heutigen Verhältnisse, heute verhalten sollte.

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