Rudi Beiser: Kraft und Magie der Heilpflanzen: Kräuterwissen, Brauchtum und Rezepte
Zaghaft dem Zauber zuwenden
Das Titelbild verspricht einiges: Der Spitzwegerich vor mattem Grün, daneben ein herrlicher Kraftzirkel der acht natürlichen Jahresfeste der Sonnenwenden, Tag-und-Nachtgleichen und Kreuzvierteltage. Für Eingeweihte ein sicheres Anzeichen für einen liebevollen und verständnisvollen Umgang mit Magie. Und um die geht es ja in diesem Buch. Und der Zugang, den man in der Natur dazu finden kann, wird einem durch viele Geschichten, Anekdoten, praktische Beispiele und Rezepte näher gebracht.
Auch inhaltlich weiß das Buch sofort zu überzeugen. Ohne Frauen läuft und lief in der Welt nichts und der erste Gärtner war eine Frau. Da deuten allein schon die Kapitelüberschriften auf einen wirklichen Blick ins Innerste des Lebens. Und das ist ja – auch in diesem Bereich – alles andere als üblich. Ganz einfach und zwanglos plaudert der Autor über die Entwicklung des Schamanentums, der Heilkunst und den Umgang des Menschen mit Pflanzen. Er kennt viele, interessante, etymologische und spirituelle Geheimnisse und offenbart sie den Lesern. Von diesem Aspekt aus schon mal ein gewinnbringendes Buch.
Einzig die manchmal etwas vorsichtige, bisweilen uneigennützige Herangehensweise kann irritierten. Es wirkt so, als sei Rudi Beiser sich selbst nicht im Klaren, dass das, was er offenbart, gehört werden will. Immer wieder streut er Sätze wie, auch wenn Sie es kaum glauben mögen, ein. Da stellt sich folgende Frage: Diejenigen, die dieses Buch vom Titel und seinem Anspruch her haben wollen, wissen diese Dinge natürlich zu glauben. Sie sind ja froh, dass so jemand wie Beiser sie anbietet. Andererseits werden wahrscheinlich die Leser, die für solch einen Bereich nichts übrig haben und es eben auch nicht glauben werden, gar nicht erst in die Hand nehmen – ergo braucht man die entsprechend imaginär auch nicht ansprechen. Naja, das tut dem guten Inhalt keinen Abbruch, aber es wäre schön gewesen, die Wahrheit und die Kraft noch etwas überzeugender und bejahender auszudrücken.
Nichtsdestotrotz bietet das Buch neben dem historischen Überblick und feinen Ernte- und Sammelritualen auch einen tollen Überblick über die heiligsten Pflanzen; dazu gibt es einen Abriß über das moderne Kräuterbrauchtum, das sich leider ein wenig stark am Christentum orientiert, welches ja bekanntlich nicht ganz unschuldig ist an eben jener Sichtweise, dass Menschen heutzutage nicht mehr in de Lage sind, mit Pflanzen zu kommunizieren und deren Magie zu erkennen.
Fazit:
Auch vom Layout eine sehr schmackhafte Anordnung dieses Werkes, das bei Ulmer erschienen ist. Vor allen Dingen für Einsteiger, für Interessierte und für Novizen ein umfangreicher Reigen. Pflanzenexperten und Magiekundige werden vieles Bekanntes wiederinden, aber auch den ein oder anderen interessanten neuen Aspekt. So oder so ein magisches Buch.