Kreativität kennt keine Grenzen

In der Grundschule war die selbst gebaute Kugelbahn mein größtes Glück. Aus Papier und Pappe selbst zusammengeschnitten, geklebt, gebastelt und stolz mit nach Hause gebracht. Mir war damals nicht klar, dass ich das Prinzip der Schwerkraft erlebte; wahrscheinlich war es mir damals wie heute auch nicht wichtig, denn das Faszinosum der rollenden Kugel, die den selbst entworfenem Pfad folgt, war und ist das wahre Glück. Also könnte man die Untertitelbeschreibung des Verlages – Spielerisch Schwerkraft erleben – genau so gut streichen und stattdessen vom größtmöglichen Spaß für Kinder berichten: von der einzigartigen Möglichkeit kreativ und gleichzeitig spielerisch zum Baumeister zu werden.

Das Gravitrax-Starterpaket erschlägt einen beim Öffnen des Kartons, denn über hundert Bauelemente warten auf die kleinen Lehrlinge: Schienen, Höhensteine, Kurven oder Kreuzungen kann man sich vorab noch denken und sind selbstredend dabei; noch spaßiger und herrlich gestaltet sind aber so interessante Objekte wie Splash (Kugeln werden gesammelt und bewegen sich erst, wenn andere drauf fallen), Wirbel und Fänger (lassen Kugeln weit nach unten fallen, auffangen und schließlich weiter rollen) oder die Gauss-Kanone (Kugeln werden magnetisch gehalten und bei Interaktion freigegeben – das Dominoprinzip). Und schon ergeben sich tausende von Möglichkeiten! Es ist ja nicht so, dass Kugelbahnen hiermit neu erfunden werden; aber sie heben die Option, diese spielerisch zu gestalten auf ein ganz neues Level.

Und damit die Kinder nicht sofort erschlagen werden von den unbegrenzten Möglichkeiten, gibt es ein sehr anschauliches und reichhaltiges Begleitheft mit vorgegebenen Bahnen zum Nachbauen – und um mal in das Prinzip des Spiels und der vielen Steine hinein zu kommen. Sie sind glücklicherweise auch nach Schwierigkeit sortiert und in der Nachvollziehbarkeit besser als jede IKEA-Anleitung, was aber zugegebenermaßen auch nicht schwer ist.

Als wäre dies nicht genug, gibt es auch noch ein Aufgabenheft, in dem bestimmte Bahnen teilweise vorgegeben sind. Der Spieler muss nun in vier Kategorien versuchen, die richtigen Lösungen hinzuzubauen, als da wären: fehlende Höhensteine, fehlende Schienen, fehlende Elemente und Reihenfolge der Kugeln. Auch das sinnvoll layoutet und dargestellt, plus der Lösungen am Ende des Heftes.

Die letzte Frage ist vielleicht die wichtigste: wie stabil ist das Material? Ist lang anhaltender Spielspaß garantiert? Das ist es, denn die Qualität steht der Grundidee in nichts nach. Und wenn irgendwann mal der Spaß – was bei Kindern ja schon mal vorkommen kann – nachlässt, gibt es zahlreiche interessante Erweiterungen, die das System bereichern.

Fazit:

Ein toller Spielspaß für Kinder ab sechs Jahren (statt der angegeben acht, m.M.) bis ins hohe Erwachsenenalter – oder darf man da nicht mehr kreativ sein und sich mit einem der schönsten Spielideen der letzten Jahre beschäftigen?

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