Lebenslänglich

Lebenslänglich von Liza Marklund

Inhalt
Es ist schon ein merkwürdiger Zufall, dass Nina Hoffmann bei einer Streifenfahrt einen Einsatz in einer Straße übernimmt, in der ihre guten Freunde Julia und David Lindholm wohnen. Und dann soll unter der Adresse der beiden der Verdacht auf Schusswaffengebrauch überprüft werden. Der Einsatz endet für Nina schockierend: David liegt tot im Bett, erschossen mit Julias Dienstwaffe. Die sitzt im Badezimmer und redet wirres Zeug von einer Frau, die ihren 4-jährigen Sohn Alexander mitgenommen haben soll. David Lindholm ist ein in ganz Schweden bekannter Polizist, der bereits zahlreiche berufliche Erfolge gefeiert hat. Julia steht sofort unter Verdacht, denn die Ehe kriselte heftig, sie war während der Tat zuhause – und ihre Fingerabdrücke finden sich auf der Mordwaffe.

Protagonistin hat private Probleme
Zeitgleich hat die Journalistin Annika Bengtzon erhebliche private Probleme. Anknüpfend an die Handlung des Vorgängerromans, in dem eine Bombe das Haus zerstört, das die Familie gerade erst bezogen hatte, findet sich Annika mit ihren zwei Kindern im Schlafanzug auf der Straße wieder. Ihre Mutter will sie nicht aufnehmen, weil endlich mal ein junger Liebhaber in ihrem Bett liegt. Annikas Mann Thomas ist an diesem Abend verschwunden und weiß noch nicht, was passiert ist. Sie kommt mit ihren Kindern zunächst in einem Hotel, und später bei einer Kollegin unter. Erschwert wird Annikas Situation noch dadurch, dass sie verdächtigt wird, den Brand selbst gelegt zu haben.

Bengtzon zweifelt an Julias Schuld
Die Ermittlungen im Fall Lindholm werden kaum aufgenommen, da sind sie scheinbar schon abgeschlossen. Julia wird zu einer Haftstrafe auf Lebenszeit verurteilt, obwohl sie bis zum Schluss ihre Unschuld beteuert. Annika wird trotz der privaten Probleme von ihrer Redaktion auf den Fall Lindholm angesetzt. Sie trifft sich zunächst mit Nina Hoffmann, da sie über die beiden jungen Polizistinnen vor fünf Jahren eine Reportage geschrieben hat, und jetzt Details aus der damaligen Zeit nachprüfen möchte. Nina sind die Fragen nach dem Privatleben ihrer Freundin nicht angenehm, es bleibt bei einsilbigen Antworten. Doch während ihrer Recherchen befallen Annika immer mehr Zweifel an Julias Schuld. Es gibt ständig neue Hinweise, dass David Lindholm nicht der strahlende Held war, den Polizei und Medien darstellen und betrauern.

Spektakuläres Finale
Die Journalistin, angestellt beim Stockholmer Abendblatt, folgt ihrer Spürnase und findet heraus, dass Lindholm an privaten Firmen beteiligt war. Mehrfach hatte er Verfahren wegen Körperverletzung am Hals, wurde mit einem kriminellen Umfeld in Verbindung gebracht. Angesichts seiner Verdienste wird das alles unter den Teppich gekehrt und geleugnet. Annika entdeckt jedoch Querverbindungen, die andere übersehen haben und bringt sich mit ihren Recherchen schließlich selbst in Gefahr. Nach einigen gewagten Aktionen treibt der Fall auf ein überraschendes Finale zu, das in ein Showdown mit vielen Knalleffekten mündet.

Fazit
Das Buch enthält im Grunde zwei Geschichten. Neben dem Kampf der Journalistin um die Wahrheit im Mordfall David Lindholm gibt es da ihre privaten Kämpfe mit (Noch-)Ehemann Thomas und um die Aufklärung der Brandstiftung an ihrem Haus. Privat findet sie Hilfe bei Kolleginnen und Freundinnen, dennoch ist Annika alles andere als ausgeglichen. Sie ist beruflich und privat im Dauerstress, wirkt zuweilen hysterisch und anstrengend für ihre Gesprächspartner. Die Figur der Annika Bengtzon ist außerordentlich gelungen, Marklund-Fans kennen sie bereits aus anderen Büchern. Die Autorin ist aber auch bemüht, vielschichtige Charaktere zu zeichnen, nur Annikas Ehemann und seine Geliebte werden eher einseitig dargestellt.

Eine Sonderrolle spielt noch die Ermittlerin Nina Hoffmann, was allerdings erst am Ende des Buches etwas deutlicher wird – und doch nebulös bleibt. Das Thema des Buches – Lebenslänglich – wird aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Der Hauptverdächtigen droht eine solche Haftstrafe, und außerdem arbeitet Annikas Mann Thomas als parlamentarischer Mitarbeiter an einer Untersuchung über die finanziellen Auswirkungen der Abschaffung der lebenslänglichen Gefängnisstrafe. Und per Zufall bietet sich Annika eine Möglichkeit, in dieses Thema ebenfalls einzugreifen.

Wer mit „Lebenslänglich“ erstmals ein Buch oder Hörbuch von Liza Marklund in Händen hat, muss mit vielen Querverbindungen und Bezügen auf Vergangenes leben. Wer damit zu große Probleme hat, muss sich eben die vorherigen Bände mit Annika Bengtzon zu Gemüte führen. Für sie gilt vermutlich das gleiche, wie für „Lebenslänglich“ – ein lesens- oder hörenswertes Buch. Die Hörbuch-Version ist auch deshalb besonders empfehlenswert, weil Judy Winter hier als Sprecherin wirklich brilliert.

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