Liebesglück und Beerenkipferl

Liebesglück und Beerenkipferl von Fanny Schönau

 

Karla ist eine junge Österreicherin, die in Wien das Leben einer Schicki-Micki-Mieze lebt: sie hat einen Job in einer Werbebranche, geht gern und oft Kleidung und Schuhe shoppen,  zeigt sich gern auf oberflächlichen Parties, um ihre neuen Kleidungsstücke zu zeigen und angesagte Drinks zu trinken. Zwar ist sie mit ihrem Konto ständig im Minus und daher Stammgast bei ihrem spießigen Bankberater Paul Lenz, der ihr jedoch immer wieder aus der Patsche hilft, aber ansonsten genießt sie ihr Leben in vollen Zügen. Gleich zu Beginn des Romans jedoch wird ihr von ihrem Arbeitgeber gekündigt, ihr Freund hat Schluß gemacht und ihr Bankberater gesteht ihr, daß seine Handlungsmöglichkeiten begrenzt sind, ihr Konto weiter zu überziehen, wenn sie keine regelmäßigen Einnahmen mehr hat.

Der Besuch beim Arbeitsamt ist für Karla ernüchternd – der Jobvermittler hat überhaupt kein Gespür für ihre Kenntnisse und ihren Humor und schlägt ihr sogar eine Umschulung vor. Als er jedoch eines Tages telefonisch ein Angebot eines Schuhproduzenten, der eine PR-Beraterin einstellen will, macht, sagt sie sofort zu – nicht ahnend, daß es sich um eine traditionelle Bergschuhmanufaktur handelt, die für die Wienerin gefühlt am Ende der Welt liegt – in Hinter-Russbach. Da sie jedoch finanziell keine andere Wahl hat, macht sie sich auf den Weg in das abgelegene Dorf. Von den Einheimischen wird sie sehr freundlich aufgenommen, auch wenn Karla von einem Kulturschock in den anderen fällt: ihr zur Verfügung gestelltes Wohnhaus verfügt weder über einen Schlüssel zum Abschließen, noch über eine Zentralheizung oder gar Internetanschluß. Die Firma sitzt in einem umgebauten Bauernhaus; Meetings werden in der „Kuchle“ (Küche) abgehalten, mehr oder weniger professionell geleitet vom Firmeneigentümer Rupert, der jedoch mehr Interesse an biologischer Küche und Unterstützung der lokalen Bauern zeigt als am Firmengeschehen.

Nach und nach jedoch erfährt Karla, daß viele ihrer Vorurteile über das Leben auf dem Land zwar stimmen, diese aber halb so schlimm sind wie sie sich vorgestellt hat. Das Leben und die Bewohner auf dem Land sind wesentlich weniger oberflächlich als ihre Bekanntschaften in Wien, und so trifft es sie hart, als sie erfährt, daß die Firma Konkurs macht. Mit der Schuhdesignerin Eva und ihrer schrulligen Tante Mirli hat sie sich inzwischen so gut angefreundet, daß ihr nicht nur der Abschied schwer fällt, sondern sie auch endlich ihr Talent richtig einsetzt und sie – mit Hilfe ihrer neu gewonnenen Freunde und Unterstützung von unerwarteter Seite aus Wien – alles daran setzt, der Firma zu helfen.

 

Fazit

Ein leicht lesbarer Roman, der anfangs etwas stark aufträgt in durch leider sehr aufgesetzt wirkende Komik und pseudo-witzige Ausdrucksweise, dessen Handlung sich jedoch nach und nach als durchaus lesens- und nachdenkenswert entwickelt. Auch die Sprache verliert – parallel zur Handlungsentwicklung – mehr und mehr ihren aufgesetzten Charakter.

Die Charaktere sind gut gezeichnet, das Landleben wird zwar sehr holzschnitzartig präsentiert, aber die Entsetzensmomente der Großstadtpflanze Karla sind sehr gut nachvollziehbar, so daß sich gerade Großstadtleser sicherlich gut amüsieren.

Insgesamt eine sehr nette, gut lesbare Urlaubs- oder Bettlektüre mit österreichischem Lokalcolorit.

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