Live in Dortmund II

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Die Band:
Zu Zeiten der Punkbewegung gründeten Stephan Weidner (Bass), Kevin Richard Russell (Gesang) und Peter „Pe“ Schonowsky 1980 in Frankfurt die Böhsen Onkelz. Ein Jahr später stieß Gitarrist Matthias „Gonzo“ dazu. Die Band orientierte sich immer stärker an der Oi!-Bewegung und nahm Songs mit ausländerfeindlichen Inhalten auf, die vor allem in der Skinheadszene beliebt waren. 1984 erschien das bis heute indizierte Album „Der nette Mann“. Ende diesen Jahres begann die Band damit, sich von der Szene und deren Gedankengut zu distanzieren. In den folgenden Jahren folgten Alben wie „Kneipenterroristen“, „Heilige Lieder“ oder „Es ist soweit“, welche die Fangemeinde kontinuierlich vergrößert haben, auch wenn ihnen der Makel der Vergangenheit oft noch nachhing. Mit ihrem Album „Via Los Tioz“ erreichten die Böhsen Onkelz 1999 erstmals den ersten Platz der deutschen Albumcharts und wurden für den Echo nominiert. Seitdem erreichte jedes Album den Spitzenplatz der Charts und die Band mauserte sich zu einer der erfolgreichsten deutschen Rockbands. 2004 kündigten sie ihren Rücktritt an, den sie mit einer Tour und einem gigantischen Abschiedsfestival auf dem Lausitzring mit ihren Fans feierten.

Das Album:
Mit ihrem platingekrönten Album „Memento“ gingen die Böhsen Onkelz im Winter 2016 auf große Arenatour. Insgesamt zwanzig restlos ausverkaufte Konzerte standen auf dem Tourprogramm. Da ist es fast logische Konsequenz, dass man dieses Ereignis mit einem Livealbum dokumentieren wollte. Während die beiden Konzerte in der Berliner Mercedes-Benz-Arena noch als DVD erscheinen sollen, entschloss man sich dazu, die beiden Konzerte in Dortmund aufzunehmen und das Album „Live In Dortmund II“ zu nennen. Onkelz-Fans wissen, dass die Band in eben der Westfalenhalle 1986 ihr schon legendäres Album „Live In Dortmund“ aufgenommen haben.

Seit ihrem Comeback sind die Onkelz zu einer wahren Lizenz zum Gelddrucken geworden. Beide Hochenheimjahre wurden als Live-DVD veröffentlicht, jedoch mit toller Qualität. Ich habe die Onkelz im Dezember in Berlin gesehen und war vom Comebackkonzert begeistert. Daher war die Vorfreude auf „Live In Dortmund II“ sehr groß.

Leider erfüllt das Album die Erwartungen nicht. Sicher, die Onkelz sind in bester Spiellaune und auch die Setlist konnte mit Titeln des aktuellen Albums und den typischen Klassikern durchaus überzeugen. Und wenn ich an die Stimmung in Berlin denke, habe ich jetzt noch eine Gänsehaut. Leider ist es überhaupt nicht gelungen, diese Stimmung, die in Dortmund sicherlich ebenso vorhanden war, einzufangen und hier wiederzugeben. Sicher, zwischen den einzelnen Stücken hört man die Fans. Doch während der Titel ist das Publikum so gut wie gar nicht zu vernehmen. Und genau das ist es doch, was ein gutes Livealbum ausmacht. Hier versagt „Live in Dortmund II“ in meinen Augen, denn selbst bei Songs wie „Gehasst, verdammt, vergöttert, „Wir ham noch lange nicht genug“ oder beim Schlusssong „Erinnerungen“ ist das Publikum kaum zu vernehmen. Und wer jemals ein Onkelz-Konzert besucht hat, weiß, dass es gerade das stimmgewaltige Publikum ist, das einen solchen Abend zum Ereignis macht.

Trackliste CD 1:
01 – Intro
02 – Gott hat ein Problem
03 – 10 Jahre
04 – Finde die Wahrheit
05 – Irgendwas für nichts
06 – Nie wieder
07 – Gehasst, verdammt, vergöttert
08 – Auf die Freundschaft
09 – Schutzgeist der Scheiße
10 – Lieber stehend sterben
11 – Nur die Besten sterben jung
12 – Jeder kriegt was er verdient
13 – Dunkler Ort
14 – Wieder mal ’nen Tag verschenkt

Trackliste CD 2:
01 – 52 Wochen
02 – Danke für nichts
03 – Bomberpilot
04 – Wo auch immer wir stehen
05 – Mach’s dir selbst
06 – Auf gute Freunde
07 – Wir ham’ noch lange nicht genug
08 – Kirche
09 – Mexico
10 – Erinnerungen

Fazit:
„Live In Dortmund“ konnte meine Erwartungen leider überhaupt nicht erfüllen. Letztlich ist es ein überflüssiges, weil nicht stimmungsvolles Livealbum. Wie man das besser machen kann, haben unlängst Blind Guardian beweisen, die mit „Live Beyond The Mirror“ eindrucksvoll gezeigt haben, dass die Qualität eines Livealbums damit steht und fällt, wie die Atmosphäre des Konzertes eingefangen wurde. Und das ist den Onkelz hier wirklich nicht gut gelungen. Schade.

 

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