DEUTSCHE MUSIK MIT BRITISCHEN WUZELN
Die Band:
1992 taten sich Jan Plewka (Gesang), Lenard Schmidthals (Bass), Christian Neander (Gitarre), Stephan Eggert (Schlagzeug) und Malte Neumann (Keyboards) zusammen und gründeten in Hamburg die Band Selig. 1994 erschien das selbstbetitelte Debütalbum, das stark von Grungeeinflüssen geprägt war. 1995 erhielten sie für das Video zu „Wenn ich wollte“ einen Echo. Nach dem Album „Blender“ stieg Jan Plewka aus, was 1999 zur Trennung der Band führte. 2009 gab es eine Reunion. Zum Album „Und endlich unendlich“ gab es zur Freude der Fans auch wieder eine Tournee. Selig waren zurück und legten im Jahr darauf mit „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ ein weiteres Album vor.
Das Album:
Drei Jahre ließ sich die Band Zeit, um ihren neuen Longplayer einzuspielen. Im Gegensatz zu den letzten beiden Alben, welche die Band in eigener Regie produzierte, entschloss man sich, dieses Mal wieder mit einem Produzenten zu arbeiten. Viele Kandidaten wurden getestet, bevor man eher zufällig auf Steve Power traf, der sofort von der Musik von Selig angetan war. Power, der bereits für Blur und vor allem mit Guy Chambers die ersten Soloalben von Robbie Williams produziert hat, erwies sich für die Nand als Glücksfall. Und so begannen im Spätsommer 2012 die Aufnahmen in England.
Jetzt liegt mit „Magma“ das Album vor. Nach dem ersten Hören wird sich die Vielfalt noch nicht jedem erschließen. Die Songs wirken ein wenig sperrig und ausgesprochen melancholisch. Die früheren Elemente aus Rock und Grunge sind zu einem Großteil verschwunden. Dafür klingt der Sound ausgesprochen britisch. Die Handschrift des Produzenten und des Aufnahmeortes haben sich sehr stark auf die Musik von Selig ausgewirkt.
Doch gerade das macht das Album spannend. Titel wie „Ich lüge nie“ oder „Alles auf einmal“ wissen schon beim ersten Hören zu gefallen, während Kompositionen wie „Schwester Schwermut“ oder „433“ ein wenig brauchen, um ihre ganze Vielfalt unter Beweis zu stellen. Das Selig wirklich gutes Songmaterial am Start haben, beweisen die letzten Songs. Vor allem „Love & Peace“, das als kostenloser Download auf der Website der Band zur Verfügung stand, kann als Hommage an Billy Joels „We Didn´t Start The Fire“ überzeugen.
Trackliste:
01 – Ich lüge nie
02 – Alles auf einmal
03 – Sie scheint
04 – Schwester Schwermut
05 – Der Tag wird kommen
06 – Danke
07 – Wenn ich an dich denke
08 – 433
09 – Love & Peace
10 – Zeit
11 – Bring mich heim
12 – Magma
Fazit:
Wer sich auf ein Album von Selig einlässt, sollte im Vorfeld wissen, was ihn erwartet. Hier agiert eine Band, die jenseits des Mainstreams versucht, ihre Musik zu spielen. Nicht umsonst galten Jan Plewka und seine Mitstreiter lange als Geheimtipp. Viele Kritiker werfen der Band vor, mit dem aktuellen Album auf die Pop-Schiene zu wechseln. Davon keine Rede sein. Sicher, „Magma“ klingt ausgesprochen britisch. Mir gefällt dieser Sound, da Selig trotzdem noch ihr Ding machen. Stadiontaugliche Hits sucht man auf diesem Album sicher vergebens. Dafür sind es Perlen wie „Ich lüge nie“ oder „Wenn ich an dich denke“, die dieses Album wirklich gut machen.
Insgesamt legen Selig ein hörenswertes Album vor. Fans anspruchsvoller deutscher Musik sollten sich „Magma“ zulegen und auf sich wirken lassen. Spätestens nach dem dritten Hören haben die Songs ihre Wirkung entfacht.