Makellos um Mitternacht

Inhaltsverzeichnis
Musical

Back To The 80´s: Chess

Musik

Michael Kiwanuka – Small Changes

Musik

Heinz Rudolf Kunze – Lauschangriff

Aygen-Sibel Çelik: Makellos um Mitternacht

Zuerst einmal ist zu loben, dass ein Jugendbuch, dass sich mit normalen Teenager-Problemen befasst, im Milieu türkischer Zuwanderer spielt, ohne dass dies zum Thema gemacht wird. Seçil ist zwar türkischstämmig, aber das ist kein Problem, sondern einfach normal, wie zum Beispiel braune Haare. Auch sonst ist sehr viel einfach „teenagernormal“.

Inhalt

Seçil ist, wie so viele in ihrem Alter, gar nicht zufrieden mit ihrem Aussehen. Ihre Mutter trägt immer noch Kleidergröße 36, Seçil ist da deutlich drüber. Und ihre Nase ist zu groß und die Pickel! Das geht gar nicht! Seçil ist so mit sich und ihren Problemen beschäftigt, dass sie kaum etwas anderes mitbekommt. Denn da gibt es André, der natürlich voll süß aussieht, aber, so meint Seçil in ihrem Leid, sie gar nicht beachtet: Speckröllchen, Pickel …

Diäten hält Seçil nicht durch, aber das hält sie nicht davon ab, sich jede Menge Frauenzeitschriften zu kaufen und alle Make up- oder Diättipps auszuprobieren. Zum Beispiel beim Zähneputzen den Po anspannen, der davon, wenn man es nur oft genug tut, rund und knackig wird!

Als Seçils Eltern nach Italien abreisen und ihre 15jährige Tochter endlich einmal aus der überfürsorglichen Überwachung entlassen, weiß das Mädchen mit der plötzlichen Freiheit gar nichts anzufangen. Dummerweise wird ja auch ihre – schlanke, gutaussehende – Tante nach ihr sehen. Sie darum zu bitten, kann sich die Mutter natürlich nicht verkneifen. Tante Fantoş ist so schön und gepflegt, wie Seçil es gern wäre, nur leider lässt sie das manchmal ganz gern raushängen.

Seçil kauft sich eine Frauenzeitung und wendet sich den Diättipps zu, da fällt eine Probe rosa Glitzergel heraus. Großzügig cremt sich das Mädchen damit ein und – fällt in Tiefschlaf. Als sie erwacht, ist sie wunderschön, schlank, ein Model! In Mamas Sachen, die ihr jetzt sogar zu weit sind, begibt sich Seçil, die sich jetzt Jale nennt, auf die Piste. Jetzt klappt alles: André beachtet die schöne Cousine der unscheinbaren Seçil, endlich ist sie mit ihrem Traumprinzen zusammen. Auch entdeckt wird Jale und von einer Modelagentur unter Vertrag genommen. Alles sollte toll sein – ist es aber nicht. Logistisch wird es immer schwieriger für Seçil: Wenn sie sich zurückverwandelt, muss sie zuhause sein und möglichst ihre engen Sachen ausgezogen haben, die sonst gnadenlos zerreißen. Ihre Agentur drängt auf Kontakt mit ihren Eltern, Verträge sind zu unterschrieben und der neue Star am Modelhimmel ist noch minderjährig! Dass sich Seçil nach einiger Zeit gar nicht mehr rückverwandelt, hilft da auch nicht wirklich weiter: Wie soll sie das den Eltern erklären, die bald wieder da sind. Als ihr Agent darauf drängt, dass sich Jale ein Muttermal entfernen und die Ohren anlegen lässt, spitzt sich die Geschichte zu. Jale/Seçil wird langsam klar, dass sie einer zwar wunderschönen, aber knallharten Scheinwelt auf den Leim gegangen ist und dass sie eigentlich doch ihr altes Leben zurück möchte.

Die Auflösung ist leider etwas platt: Nicht das Glitzergel, dass völlig harmlos war, sondern die Zauberkünste der Tante – sie vergrub kleine Zettel mit Beschwörungen im Blumenkasten – hatten die wundersame Metamorphose ausgelöst. Ohne Zettelchen wird aus Jale wieder Seçil – und die Eltern sind entsprechend sauer auf den übereifrigen Modelagenten – und auf die Tante.

Fazit

Ein ganz nettes Jugendbuch, nicht uninteressant für Mädchen in pubertären Identitätskrisen. Alles in allem aber etwas platt, da auch die Auflösung nicht so recht überzeugt. In die Kategorie „Lesefutter“ passt dieses Buch aber allemal. Und, siehe oben, auch türkische Mädchen quälen sich mit Hüftgold und Nasenpickeln und sind ansonsten auch nicht anders als ihre Klassenkameraden, auch wenn sie ungewohnte Namen wie Seçil oder Jale tragen.

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