WAHNSINNS-STIMME vs. SCHLAGERFOX!
Der Sänger:
Mike Leon Grosch wurde 1976 in Wuppertal geboren und einem breiten Publikum durch die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt, in deren zweiter Staffel er hinter Tobias Regner den zweiten Platz belegt. Nach seinem Debütalbum „Absolute“, auf dem er den Schmuspop fortsetzte, der ein innerhalb der damaligen Mottoshows präsentiert hat, wurde es ruhig um ihn. Zunächst lebte er von seinen Ersparnissen, schlug sich als Flaschensammler durch und erlitt 2016 zwei Herzinfarkte. 2019 dann das „Comeback“ mit einer Teilnahme beim „Supertalent.“ Im April 2021 erschien sein zweites Album „Wenn wir uns wiedersehen“.
Das Album:
Mike Leon Grosch hat viel gesehen und noch mehr erlebt. Das alles verarbeitet er in seinem dritten Album „Tief“ in insgesamt fünfzehn neuen Songs, die allesamt mit aus seiner Feder stammen. Allerdings macht bereits der erste Titel das Dilemma des Albums deutlich. „Durch den Regen“ kombiniert einen schönen Text und die wirklich unglaubliche Stimme von Mike Leon Grosch mit recht dumpfen Schlagerfoxbeats. Kein Wunder, ist der Sänger doch jetzt im Popschlager unterwegs.
Und genau finde ich schade. Nicht per se, allerdings klingt die Instrumentalisierung stellenweise so nach Drumcomputer und Heimorgel, dass die Titel ihre Klasse nicht komplett entfalten können. Bei Songs wie „Endlich passiert“ oder „Wenn das so ist“ ist man schon geneigt, nach den ersten Tönen die Skip-Taste zu drücken, um diesen unsäglichen Beats zu entkommen. Es empfiehlt sich durchaus, das nicht zumachen, denn Text und Stimme können überzeugen. Aber zu dieser Erkenntnis muss man erstmal gelangen.
Mehr noch. Immer wenn Mike Leon Grosch die Schlagerfoxnummer nicht ganz so intensiv fährt, wird das Album richtig gut. Songs wie „Katapult“, „Der Mann“ oder „Es tut nicht mehr weh“ zeigen eindrucksvoll, was hier möglich gewesen wäre.
Trackliste:
01 – Durch den Regen
02 – Alles wird anders
03 – Keiner darf dich sehen
04 – Du bist alles
05 – Endlich passiert
06 – Katapult
07 – Der Mann
08 – Mit der Zeit verliebt sein
09 – Verliebt sein (feat. Sonja Liebing)
10 – Wenn das so ist
11 – Himmel und Hölle
12 – Frei
13 – Hitze der Nacht
14 – Meine Wahl
15 – Es tut nicht mehr weh
Fazit:
Zwiespältig ist das Wort, dass dieses Album für mich am besten beschreibt. Mike Leon Grosch ist ein unglaublich guter und ausdrucksstarker Sänger, der in seinen Texten richtig was zu sagen. Leider verliert er sich zu oft und sehr in einfachen Schlagerfoxbeats, die meinen Hörgenuss doch ein wenig getrübt haben. Etwas mehr echte, handgemachte Musik und „Tief“ wäre ein absoluter Volltreffer. So bleiben nur einzelne Songs wie „Katapult“ oder „Es tut nicht mehr weh“ hängen, die jedoch eindrucksvoll zeigen, was möglich gewesen wäre.
Bewertung:
Musik: 3,5
Stimme: 5
Texte: 5
Instrumentalisierung: 2,5
Hörspaß: 3