Winning Moves: Miss Lupun
Mit Phytagoras am Spieltisch
In dem Ausdruck Miss Lupun stecken nicht nur die Wörter Plus und Minus, sondern es ist auch der Titel eines ganz hervorragenden Spiels aus dem Hause Winning Moves, was berechtigterweise bereits eine Menge Preise eingeheimst hat.
Die Vorlage für das Spiel bietet ein Rätsel, das auf der musikalischen Harmonielehre beruht, welches das Gehör schulen sollte, um das analytische Auf und Ab zwischen Halbtonschritten beim Übergang von einem Akkord zum anderen zu ermitteln.
Doch in Rätselzeiten wie diesen wurde es Zeit, Sudoku mal gehörig einen Konkurrenten an die Seite zu stellen. Seit 2008 dürfen sich Knobelfreaks also an Miss Lupun versuchen und in sechs Zeilen mit je vier Spalten kleine Berechnungen anstellen, die den Kopf zum Rauchen bringen.
Vier Anfangszahlen sind ebenso bekannt wie die vier Endzahlen, der Rest muss ertüftelt werden. Soviel zur Grundlage des 2011 erschienenen Spiels, bei dem außer dem Spielbrett mit den klassischen 24 Feldern einiges anders geraten ist.
Denn die Vorgaben in Anfangs- und Endzeile gibt es nicht, stattdessen aber hunderte von Aufgaben, die auf die Spieler warten.
Jeder zieht zu Beginn vier der Aufgabenkarten und entscheidet sich mit dreien von diesen ins Spiel zu gehen. Die Karten haben so simple Aufgaben wie einen bestimmten Wert mit Zahlen in einer Zeile oder Spalte zu erreichen (Zeile 4 größer als 17 oder Zeile 5 = 23) oder so pfiffige wie neun verschiedene Zahlen in einem Quadrat irgendwo auf das Spielfeld zu legen.
Der Kreativität diesbezüglich sind keine Grenzen gesetzt, die Aufgabenkarten bergen immer wieder Überraschungen und schöne Rechenaufgaben, die aber jederzeit das Grundschulniveau nicht überschreiten und dennoch den derbsten Matheprofessor zum Schwitzen bringen zu können.
Das liegt natürlich daran, dass die Aufgaben – für deren Erfüllen jedem Spieler zehn Zahlenplättchen zwischen 0 und 9 zur Verfügung stehen – zwar einzeln gelöst werden wollen, allen Mitspielern aber gemeinsam das gleiche Feld zur Verfügung steht.
Man kann sich denken, was passiert, wenn sich Aufgaben in Zeilen oder Spalten kollidieren und der eine dabei möglichst niedrige Werte braucht (und entsprechend niedrige Zahlen legt), der andere aber hohe Werte.
Neben dieser Konfrontation, die aus dem jeweiligen Ehrgeiz entsteht, die eigenen Aufgaben zu lösen, kann man natürlich auch seine Taktik auf Destruktivität ausrichten, indem man schnell erkennt, welche Taktik der Gegner auffährt, um ihn mal so eben eine Zahl in die Zeile legt, von der man vermutet, dass sie dort nicht passt.
Aber Vorsicht, so einfach wie hohe oder niedrige Werte ist es längst nicht immer; manchmal bedarf es drei gerader und drei ungerader Zahlen in einer Spalte, manchmal aber eben nur einer ungeraden. Wer kann schon wissen, was der andere hat?
So steht in erster Linie das Erfüllen der eigenen Aufgaben im Vordergrund und das ist schon schwierig genug und repräsentiert sich demzufolge auch bei der Wertigkeit der einzelnen Karten.
Denn zwischen 1 und 9 haben auch die Matherätsel ihren Wert und es werden zu Spielende (wenn jedes Feld belegt ist, bei zwei Spielern alle Zahlen verbraucht sind) die erfolgreichen Aufgaben mit ihrer Wertigkeit zusammengezählt.
Eine schwere Aufgabe kann im Extremfall immer noch reichen, um drei leichte Aufgaben zu schlagen.
Fazit:
Aufgrund der mathematischen Tiefe, der grandiosen Interaktionsmöglichkeiten, der Einfachheit, aber sehr schönen Darstellung von Spielfeld und Material und des genialen Spielprinzips ein verdienter Preisträger mancher Spielepreise.
Die pfiffigen Varianten mit Joker und Winvariante haben wir noch nicht ansprechen müssen, die Basis des Spiels alleine ist bereits ausgezeichnet und verdient jeden Kauf.
Für Familien mit Kindern, für Zwei-Spieler-Abende, für Partys: Miss Lupun ist für jeden, der sich freuen, ärgern, zittern und geniale Spielfreude erleben möchte, ein echtes Highlight, das auch in späteren Spielegenerationen noch bleiben wird!