FAST 80 JAHRE UND KEIN BIßCHEN LEISE!
Der Musiker:
Als Jürgen Udo Bockelmann wurde Udo Jürgens 1934 in Klagenfurt geboren. Er wuchs auf dem elterlichen Schloss Ottmanach in Kärnten auf. Das Klavierspielen brachte er sich selbst bei, bevor er nach dem Zweiten Weltkrieg am Mozarteum in Salzburg Musik studierte. 1950 gewann er bei einem Komponistenwettbewerb des Österreichischen Rundfunks den ersten Platz. Zehn Jahre später schrieb er für Shirley Bassey den Welthit „Reach For The Stars“. 1966 startete er zum dritten Mal beim Eurovision Song Contest, den er mit „Merci Chérie“ gewann. Das war auch der große Durchbruch. Fortan nahm er Alben in unterschiedlichen Sprachen auf und tourte international, hatte aber seine größten Erfolge im deutschsprachigen Raum. Hits wie „Griechischer Wein“ oder „Ein ehrenwertes Haus“ hatten durchaus kritische Texte, zählen aber bis heute zu den beliebtesten Schlagern der Deutschen. 2007 hatte dann das Musical „Ich war noch niemals in New York“ in Hamburg Weltpremiere. In seiner Karriere komponierte Udo Jürgens mehr als 1000 Titel und ist mit über 100 Millionen verkaufter Tonträger einer der erfolgreichsten männlichen Solokünstler überhaupt.
Das Album:
Anlässlich seines 80. Geburtstags in diesem Jahr macht der Grandseigneur der deutschsprachigen Musik sich und seinen Fans ein Geschenk: Er veröffentlicht sein 42. Studioalbum und geht mit seinem angestammten Pepe Lienhard Orchester auf große Tournee. „Mitten im Leben“ heißt das neue Werk, auf dem Udo Jürgens die gewohnte Mischung aus Swing, Chanson, Schlager und Pop präsentiert. Und wie schon in früheren Jahren hält er der Gesellschaft den Spiegel vor. Denn auch nach sechs Jahrzehnten im Showgeschäft hat Udo Jürgens seinen Weitblick, seine Bissigkeit und seine Aktualität nicht verloren.
Das er keine besonders ausgeprägte Affinität zum Internet oder zu sozialen Netzwerken besitzt, machte er schon auf seinen letzten Alben deutlich. Mit „Der gläserne Mensch“ gibt es jetzt aber einen direkten Song zum NSA-Skandal. Textlich auf den Punkt ist der Titel auch musikalisch ein Volltreffer. Ebenso hart geht er in „Die riesengroße Gier“ mit dem Größenwahn der Banker ins Gericht. Kein neues Thema, aber jedes Wort sitzt. Auch seine eigene Art, der Mann an sich, bekommt sein Fett an. Der flotte Eröffnungssong „Der Mann ist das Problem“ rechnet er augenzwinkernd ironisch mit der eigenen Spezies ab.
Doch wer glaubt, das Udo Jürgens jetzt zum Motzki der Nation mutiert ist, irrt natürlich. Auch die leisen, zwischenmenschlichen Töne bekommen auf dem Album genug Platz. Mal in lyrischer Form („Was ich gerne wär‘ für dich“), mal in leicht ironischer Form („Liebe bleibt Liebe“) und mit „Mitten im Leben“ gibt es einen Titelsong, der wie kaum ein anderer für das Schaffen von Udo Jürgens steht.
Als Schlusspunkt gibt es noch ein echtes Highlight: Schon viele Musiker haben die Leere nach dem großen Auftritt besungen. Mit „Zehn nach Elf“ gelingt Udo Jürgens einer der besten dieser Songs. Sparsam instrumentiert und mit einem Text versehen, der die Gefühle auf den Punkt bringt, beschließt der Titel ein Album, auf das Udo Jürgens durchaus stolz sein kann.
Trackliste:
01 – Der Mann ist das Problem
02 – Was ich gerne wär‘ für dich
03 – Alles aus Liebe
04 – Intermezzo 1 – Dieser Tag
05 – Wohin geht die Liebe, wenn sie geht
06 – Das Leben bist du
07 – Intermezzo 2 – Unser Glück
08 – Mein Ziel
09 – Die riesengroße Gier
10 – Intermezzo 3 – Der Augenblick
11 – Liebe bleibt Liebe
12 – Vogel im Käfig
13 – Der gläserne Mensch
14 – Intermezzo 4 – Diese Lieder
15 – Mitten im Leben
16 – Zehn nach Elf
Fazit:
Im 80. Lebensjahr steckt Udo Jürgens voller Vitalität, von der sich mache jüngere Kollegen noch eine Scheibe abschneiden können. Wer ihn verächtlich in die Schlagerschublade steckt, wird ihm nicht gerecht. Mit „Mitten im Leben“ gelingt Udo Jürgens ein richtig gutes Spätwerk in einer durchweg erfolgreichen Karriere. Das Album zeigt, dass er noch lange nicht müde ist und das er noch immer etwas zu sagen hat. Dafür lieben ihn seine Fans und freuen sich schon jetzt darauf, ihm im Herbst diesen Jahres im Bademantel zu sehen, wenn es an die Zugaben seiner Konzerte geht.