NBA 2k14
Lang lebe der König
Wer erinnert sich noch an Mugsy Bogues? Ein kleiner, wuseliger Spieler der goldenen 1990er NBA-Jahre mit einer schier unglaublichen Sprungkraft. Mehrere Male gewann er sogar den Dunk-Contest beim All-Star-Game, und das, obwohl er kleiner als alle anderen Spieler war. Sensationell, wie sich so ein für den Basketball nicht gerade optimal geeigneter Spieler, in dieser Liga halten konnte. Eines seiner berühmtesten Erfolgsrezepte bestand in einer komprossmisslosen Verteidigung, die sich, wie er in einem Interview einmal zum Besten gab, vor allen Dingen dadurch auszeichnete, dass er den ballführenden Spieler immer in die Augen blickte. Und genau damit wären wir bei der nächsten Auflage des Baketballwunderspiels Nba 2k14. Denn auch dabei kann man den Spielern ganz schön in die Augen schauen.
Selbstverständlich entwickeln sich in neueren Ausgaben Grafik und andere technische Komponenten mit. Doch allein beim Sound und den Kommentatoreneinstellungen merkt man, dass dieser Bereich fast ausgereizt ist. Wieder einmal garniert ein fetter Soundtrack mit coolem Hip Hop, Downbeat und modernen Popanleihen das Spielchen; Steve Kerr und seinen Kollegen am Kommentatorenplatz sind ebenfalls wieder mit dabei, alles wie gehabt also. Grafik und Animation sind weiterhin auf allerhöchstem Niveau und vor allen Dingen die Augen, und somit die Möglichkeit, den Gegner zu antizipieren, sind noch stärker und realistischer getroffen. Ging mir jedenfalls so, wenn ich die 2014er Ausgabe mit der 2013er vergleichen soll und allein an den Äußerlichkeiten Entwicklungen sehen will – der Bereich ist eben fast ausgereizt.
Die richtig knackigen Ergänzungen befinden sich mal wieder im Gameplay, da hat 2k schon seit einigen Jahren allen anderen Basketballspielen eine richtige Kante voraus. Vor zwei Jahren gelang mit einer massiven Aufwertung des rechten Analogstickes eine nahezu perfekte Simulation der Wurfmöglichkeiten. Genau auf diesen Zug ist man aufgesprungen und so lassen sich nun auch Dribblings und Pässe verstärkt mit dem rechten Stick ausführen; im Grunde kann man allein mit dem Richtungsstick und dem rechtem Analogcontroller die komplette Offense abhandeln. Wer dazu den einen oder anderen Knopf drückt ist mehr in der Basketballrealität als auf dem heimischen Parkett.
Mittelpunkt dieser Ausgabe ist der König James, der fast schon erschreckend mächtig auf dem Coverbild und in allen Anzeigten prangt. Aber Lebron James ist momentan nun auch mal der King, man schaue sich die Statistiken seines Teams, der Miami Heat, an, in der er in fast allen wichtigen Kategorien führt, obwohl er mit nicht gerade kleinen und schlechten Leuten zusammenspielt.
Neue Spielmodi und andere Gimmicks sind in der 2014er Version eher halbherzig eingebaut, unter anderem die Euro-League Teams, die ja ehrlich gesagt eh nicht wirklich interessieren, und wenn schon, dann hätte man sie so einbauen können, dass man mit ihnen auch Pflicht- und nicht nur Freundschaftsspiele bestreiten kann .Überhaupt fehlt ein wenig die Möglichkeit mit den Match-Ups klassischer und aktueller Teams. Definitiv ein Verlust, auch schon letztes Jahr, ist der fehlende Legendenmodus mit seinem Farbfilter von 2k12. Schade, dass man da nicht dran geblieben ist. Stattdessen werden die Online- und Ego-Freaks der Milleniumsmoderne mit der My Career und Association, beides ziemlich gleich wie bisher, und neu mit dem Path to Greatness von Lebron James geködert. Nicht jedermanns Sache, weil es ich um einen Mix aus My Career, Singleplayer-Ansicht und Wirtschfatssimulation (Spielerwerte, Kleidung etc.) handelt und die auch aus den Vorgängern immer mal wieder auftauchenden Schwächen der KI fortführt (blindes ins Aus rennen etc.), aber dennoch ist der Path eine sehr lustige Idee, dass man quasi die weitere Zukunft von James nachspielen kann. Ein bisschen Magie.
Fazit:
Der alte König ist tot, lang lebe der neue König. 2k bleibt das Basketball-Maß aller Dinge. Aufgrund der wieder veränderten Steuerung braucht man mindestens einige Stunden – eher Tage -, um nicht als kompletter Idiot dazustehen. Das ist aber okay bei so einem aufwendigen und tollen Spiel. Es ist auch Teil des Systems, dass es so lange dauert. Denn das ist die Realität und die ist in dem Spiel auch noch so was von dicht (die Blocks klarer – und nebenbei bemerkt einfacher -, die Steals realistischer, die No-Look-Pässe fantastisch etc.), dass sich die Arbeit lohnt. Wenn man jetzt die Spielmodi noch ein wenig ausbessert, den Legendmodus vielleicht standardisiert und ausbaut, dann wird man wohl statt diesem Spiel 100 statt 95 Prozent geben können.