EIN PERFEKTES AOR-ALBUM!
Der Musiker:
Den aus Memphis stammenden Jimi Jamison kennen Rockfans spätestens seit 1983, als er Sänger Dave Bickler bei Survivor ersetzte, die mit dem Titelsong zum dritten Rocky-Film, „Eye Of The Tiger“, gerade einen Welterfolg landeten. Schon die erste Single mit Jimi als Sänger, „The Moment Of Truth“, wurde ein Erfolg und für den Kinofilm Karate Kid verwendet. 1985 steuerten Survivor abermals eine Filmmusik für Rocky bei. Wie schon „Eye Of The Tiger“ wurde „Burning Heart“ ein Welthit. Bis 1993 konnten Survivor weitere Erfolge feiern. Dann stieg Jimi aus und kümmerte sich um seine Solokarriere, konnte aber den weltweiten Charterfolg, den er mit Survivor hatte, nicht wiederholen.
Das Album:
Anfang 2011 tat sich Jimi mit dem schwedischen Songwriter und Produzenten Erik Martensson zusammen, der zuvor schon erfolgreich für Bands wie W.E.T. oder Eclipse gearbeitet hat. Auf „Never Too Late“ zeigte er sich für Produktion, Mix und Mastering verantwortlich. Herausgekommen sind elf Songs, vor denen man nur den Hut ziehen kann. Warten die Fans schon seit Jahren auf eine Reunion von Survivor mit Jimi Jamison, so kann die Zeit bis dahin jetzt hervorragend überbrückt werden. Im Vorfeld dieser Veröffentlichungen gab es seitens der Plattenfirma und diverser Internetportale hochtrabende Versprechungen, das Jimi Jamison mit diesem Album ein Meilenstein des Melodic Rock gelungen sein soll. Nach genauerer Betrachtung kann man nur feststellen, dass diese Aussagen nicht übertrieben waren.
Mit „Everbody´s Got A Broken Heart“ gibt es einen Opener, der alle Voraussetzungen erfüllt. Mit seinem Tempo, seiner Melodie und seinem kurzen Pianoausflug weckt er nicht nur das Interesse aller Rockfans, sondern wird diese zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen. Dabei wird hier noch nicht das ganze Pulver verschossen, denn es folgen weitere Songs dieses Kalibers. Schon „The Great Unknown“ kann dieses Level halten. Eine satte Rocknummer im Midtempobereich, die man spätestens beim zweiten Refrain mitsingt. Die nächsten Nummern „Never Too Late“, „I Can´t Turn Back“ und „Street Survivor“ nehmen den Hörer dann auf einen Ausflug in die 1980er Jahre mit. Satter Stadionrock allerfeinster Güte. Mal etwas langsamer („Never Too Late“), mal mit hoher Mitsing-Garantie („I Can´t Turn Back), mal rockiger („Street Survivor“). Gerade diese Songs wecken Erinnerungen an die Titelmelodie von Baywatch, zu der Jimi Jamison mit „I´m Always Here“ einen wahren Klassiker der 1980er beisteuerte.
Mit „The Air I Breathe“ folgt dann die erste richtige Ballade. Gerade AOR-Balladen wandeln auf einem schmalen Grad zwischen Kunst, Klasse, Kitsch und Pathos. Diese Gratwanderung bekommt Jimi Jamison hin, wobei mir die zweite Ballade „Heaven Call Your Name“ einen Tick besser gefällt.
Ein wirklich gutes Album zeichnet sich dadurch aus, dass auch die späteren Songs nicht langweilig werden. Auch hier kann Jimi Jamison die volle Punktzahl einstreichen. Zwischen Midtempo („Not Tonight“, mit ganz starken Def-Leppard-Anleihen) und Rockern („Calling The Game“, „Bullet In The Gun) ist alles dabei, bevor es mit „Walk On“ noch eine grandiose Rocknummer mit Gänsehautfaktor zum Abschluss gibt.
Trackliste:
01 – Everybody´s Got A Broken Heart
02 – The Great Unknown
03 – Never Too Late
04 – I Can´t Turn Back
05 – Street Survivor
06 – The Air I Breathe
07 – Not Tonight
08 – Calling The Game
09 – Bullet In The Gun
10 – Heaven Call Your Name
11 – Walk On (Wildest Dreams)
Fazit:
Wer sich auch nur im Ansatz für AOR oder Melodic Rock begeistern kann, muss „Never Too Late“ von Jimi Jamison haben. Elf wirklich tolle Songs, die allesamt das Zeug zum Genre-Klassiker haben. Die druckvolle Produktion von Erik Martensson sorgt dafür, dass dieses Album auf lange Sicht nicht langweilig wird. Tragende Säule des Album ist die Stimme von Jimi Jamison, die noch genauso klingt, wie zu Zeiten der tollen Survivor-Alben „Too Hot To Sleep“ oder „When Seconds Count“. Wer einen Anspieltipp haben möchte sollte in „Everybody´s Got A Broken Heart“, „Never Too Late“ oder „Not Tonight“ reinhören.