IN KANADA NICHTS NEUES!
Die Band:
Anfang der 90er beschlossen die Brüder Chad und Mike Kroeger in Alberta, Kanada eine Band zu gründen. Zusammen mit ihrem Cousin Brandon gründeten sie The Village Idiots. 1995 nannten sie sich in Nickelback um. Mike Kröger arbeitete damals bei Starbucks und sagte ständig den Satz „Here´s your Nickel back“ (Hier haben Sie Ihren Nickel (5 Cent) zurück). Dies hörte Chad und der neue Bandname war gefunden. Ryan Peake (Gitarre) stieß dazu. Auf der Position des Schlagzeugers gab es seit dem Ausstieg von Brandon Kroeger einige Umbesetzungen. Seit 2005 ist Daniel Adair der Mann an der Rhythmusmaschine. Mit dem dritten Album „Silver Side Up“ und der Single „How You Remind Me“ gelang der Band 2001 der Durchbruch. Mit dem Album „All The Right Reasons“ kamen sie dann auf dem Rockolymp an. Über einhundert Wochen hielt sich der Longplayer in den Billboard-Charts und zählt heute zu den 200 erfolgreichsten Rockalben aller Zeiten. Mit ihrer Mischung aus Rock, Metal, Grunge und Alternative zählen Nickelback auch in Deutschland zu den beliebtesten Rockbands. Privat war Chad Kroeger mit der Sängerin Avril Lavigne verheiratet.
Das Album:
Mit fünf Jahren Wartezeit seit dem letzten Album „Feed The Machine“ haben Chad Kroeger und seine Kollegen ihre Fans so lange wie nie warten lassen. Eine selbstverordnete Ruhepause, Corona und der Wunsch, ein Album in völliger Freiheit zu erschaffen, waren der Antrieb für den zehnten Longplayer der Kanadier. Jetzt liegt „Get Rollin´“ vor und einen Preis, kann man der Band mit Sicherheit schon verleihen: den für das hässlichste Cover des Jahres. Sollten die Beach Boys um Brain Wilson noch ein Album veröffentlichen, könnten sie sich dieses Motiv ausliehen. Aber gut, man soll ein Musikalbum ja nicht nach dem Cover beurteilen.
Bei der Betrachtung von Nickelback-Alben gibt es im Prinzip nur zwei Fraktionen: Diejenigen, die Nickelback für ihren bombastischen Stadionsound mit einer großen Portion Kitsch lieben, und diejenigen, welche die Band genau dafür verachten. Kaum eine andere Gruppe bekommt so viel Häme und Spott ab. Ich zähle mich eindeutig zur ersten Fraktion und freue mich jedes Mal auf ein neues Album. Diese Freude wurde mit der ersten Single „San Quentin“ ordentlich angeheizt, in der sich die Band wieder von ihrer harten Seite zeigt. Daher ist der Song, um einen Insassen des gleichnamigen Gefängnisses, der einen Ausbruch plant, ein perfekter Opener, dem mit „Skinny Little Missy“ ein weiterer Rockkracher folgt. Verstummen jetzt womöglich alle Kritiker, die die softe Seite von Nickelback verachten? Nein, denn mit „Those Days“ folgt genau das, was der Band Shitstorms ohne Ende einbringt: eine zuckersüße Melodie und so viel Kitsch, dass es für einen Auftritt in der Giovanni-Zarella-Show reichen würde. Doch sind wir ehrlich: Das ist ja das Alleinstellungsmerkmal der Band. Mit dem folgenden „High Time“ bewegen sie sich dann in Richtung Southern Rock.
Der Rest ist das, was man seit mehr als zwanzig Jahren von Nickelback kennt. Harte Rocksongs wie „Vegas bomb“ oder „Standing in The Dark“ und eine weitere Kitschbombe wie „Does Heaven Even Know You´re Missing“. Ein Song, der für mich neben dem Opener die Perle des Albums ist. Genau für diese Mischung aus Härte und kitschigen Balladen liebt man Nickelback. Und einmal mehr bliebe ich dabei. Chad und Mike Kroeger, Ryan Peake und Daniel Adair liefern den perfekten Soundtrack
für einen Grillabend mit den Jungs, obgleich mir das letzte Werk „Feed The Machine“ etwas besser gefallen hat.
Trackliste:
01 – San Quentin
02 – Skinny Little Missy
03 – Those Days
04 – High Time
05 – Vegas Bomb
06 – Tidal Wave
07 – Does Heaven Even Know You´re Missing
08 – Steel Still Rusts
09 – Horizon
10 – Standing In The Dark
11 – Just One More
Fazit:
Einen Innovationspreis gewinnen Nickelback nach fünf Jahren Pause mit „Get Rollin´“ sicherlich nicht. Der Hörer bekommt, was er erwartet, wenn Nickelback auf dem Cover steht. Richtig gute Rocksongs und perfekt inszenierte Powerballaden mit Kitsch und Pathos. Wer die Band liebt, bekommt elf Gründe dies weiterhin zu tun. Wer sie verachtet, bekommt die gleiche Anzahl von Gründen … ich bleibe weiterhin bei der ersten Fraktion.
Bewertung:
Musik: 4,5
Instrumentalisierung: 5
Stimme: 4,5
Abwechslung: 3,5
Hörspaß: 4,5