Nietzsche: Das große Lesebuch

Inhaltsverzeichnis
Musical

Back To The 80´s: Chess

Musik

Michael Kiwanuka – Small Changes

Musik

Heinz Rudolf Kunze – Lauschangriff

Ludger Lütkehaus: Nietzsche – Das große Lesebuch

Gott ist tot – Nietzsche lebt

Es geht, wie der Fischer-Verlag auf seiner Website offen erklärt, nicht um Konzepte, Systeme oder Einschränkungen, sondern nur um die pure Lust am Lesen. Das ist nicht nur aller Ehren wert, sondern auch die Verpflichtung zur Bergung und Tradierung wertvoller Schriften und Gedanken, die manch zu spät Geborenem (und zu spät Geborener – aber damals, als die Klassiker regierten, sprach man nur im Maskulin) als Geschenk überreicht werden sollte. Nur: Kann er, will er denn lesen? Gelegenheiten bietet die Klassikabteilung des Fischerverlags zumindest zuhauf. Ein weiterer Leckerbissen präsentiert uns der Philosoph mit dem alliterativ wohlklingenden Namen Ludger Lütkehaus, der sich bislang besonders um Schopenhauers Memorisierung verdient gemacht hat und angeblich als bekennender Atheist firmiert.

Da haben sich dann wohl zwei gefunden, möchte man anschließen. Denn eben jener weltberühmte Ur-Atheist namens Friedrich Nietzsche, dereinst im Oktober 1844 im heutigen Sachsen-Anhalt geboren, wird vom Herausgeber aufs Feinste ziseliert und präsentiert. Gut 470 Seiten als Anregung für die pure Lust des Lesens, obschon bei Nietzsche noch viel mehr die pure Lust des Erkennens, Verstehens und Veränderns im Vordergrund steht – die Umwertung aller Werte möge hier als Stichwort genügen.

So sind eben jene klassischen Ausschnitte im Einführungswerk präsent. Vom Übermenschen, von der Moral, vom toten Gott, vom Nihilismus. Was ein wenig schade ist, ist jene etwas konfuse Übersichtlichkeit. So hat nämlich Lütkehaus Themen erwählt, wie Wagner, Wahrheit, das Unbewusste oder den Übermenschen, die einerseits zwar zentrale Kernpunkte des Nietzsches Denkens ausmachen, andererseits aber fällt eine Unterscheidung bisweilen schwierig. Ist das jetzt Nietzsches Selektion oder die des Herausgebers? Ebenso wünschenswert wäre es gewesen, deutlicher als es geschieht, zu deklarieren, aus welcher Schrift genau (und nicht nur aus den gesammelten Werken) jene Abschnitte herausgenommen wurden. Aus welchen Kapiteln sind sie denn? Wo kann ich weiterlesen? KSA (so die Kurzform der gesammelten Werke) XII, Seite 458-460, mag vielleicht für Anthologie-Freaks was sagen, aber der gemeine Leser hätte gerne gehört: Die fröhliche Wissenschaft, Kapitel soundso.

Inhaltlich steht das Geschriebene natürlich über jeder Kritik. Goldene Passagen aus goldenen Werken (Zarathustra, fröhliche Wissenschaft, Ecce homo, Genealogie der Moral etc.), nicht langatmig, sondern knackig und klar destilliert. Dazu ein umfangreiches Vorwort, in dem Lütkehaus recht  deutlich seine atheistische Nähe zu Nietzsche darstellt, eine kurze Zeittafel und ansonsten reichlich Lust am Lesen.

Fazit:

Wenn man sich dann an dieser puren Lust ergötzt hat, könnte man ja auch das Lesen und Verstehen in ein Agieren ausbauen. Müsste man sich vorstellen, wie eine Nietzsche-Welt aussähe. Verrückt, sicherlich, aber in vielerlei Hinsicht auch umwerfend, wirklich und wichtig. Jener Philosoph jedenfalls ist ein ganz Großer und hier gibt es Gelegenheit, jene Größe auch unabdingbar zu erfahren.

 

newsletter-sign-up | Rezensions
Abonnieren Sie unseren Newsletter

Nach oben scrollen