Norbert Hoerster: Recht und Moral Texte zur Rechtsphilosophie
Das Buch ist im Jahre 2002 im Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart, erschienen. Es ist im gewohnten zitronengelb gehalten und 296 Seiten dick.
Das Buch war 1977 schon einmal im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen; trotz einer 2. Auflage war das Buch damals wohl lange Zeit vergriffen. Die Reclam-Ausgabe ist bibliographisch erweitert und nach Angaben des Herausgebers hinsichtlich Vorwort, Kapiteleinteilung und Übersetzung „sorgfältig überarbeitet“.
Zuerst werden Begriff und Geltung des Rechts in einem Kapitel bestimmt, seine Funktion und moralische Verbindlichkeit im folgenden zweiten Kapitel. Im Kapitel 3 geht es um das Gerechtigkeitsprinzip und die Gleichbehandlung; Kapitel 4 kümmert sich um das Problem des Bestafens im staatlichen Handelns.
Hier kommen der deutsche Bundesgerichtshof und das deutsche Bundesverwaltungsamt genauso vor wie Wladimir Iljitsch Lenin, Friedrich A. von Hayek, Anselm von Feuerbach, Friedrich Nietzsche und Papst Pius XII.
Schon beim Querlesen wird schnell deutlich, daß es in diesem Reclam-Heft nicht um ein konkretes Gesetz und dessen Auslegung und Interpretation geht. Schon der Blick in die Liste der Autoren macht klar, daß es hier um ein rechtsphilosophisches Thema geht. Und zwar bar jeglicher Tagesaktualität. Die Autoren und ihre Positionen werden als bekannt vorausgesetzt. Auf ihre biographische und ideengeschichtliche Einordnung wird daher genauso verzichtet wie auf eine Analyse der vorgelegten Texte.
Der Worte sind genug gewechselt. Die Positionen sind bekannt. So sollte man meinen, wenn man als unbefangener und unwissender Laie zu diesem Reclam-Heft (es trägt die Nummer 8389) greift. Welchen Sinn macht es da noch, ein so theoretisches Heft überhaupt auf den Markt zu bringen? Gibt es wirklich so viele Juristen, die gerade an diesen Grundsatzfragen und an diesen Denkern interessiert sind? Wo ist der Neuigkeitswert, wo der praktische Nutzen?
Es soll hier weniger darum gehen, die Auswahl der Autoren zu kritisieren oder ihre Aussagen zu besprechen. Das können andere Rezensenten sicher besser. Für einen Außenstehenden ist es aber schwer zu beschreiben, wem man ein solches Buch empfehlen kann. Studenten? Rechtsanwälten und Richtern, die vor Ort mitten im Leben stehen? Nein. Es dürfte wohl eher ein akademisch vorgebildetes Publikum aus dem universitären Umfelds sein.
Über den Autoren
Hoerster wurde 1937 in Lingen geboren. Er ist ein Philosoph, der sich insbesondere mit Fragen der Rechtsphilosophie, Ethik und Rechtsphilosophie beschäftigt. Er lehrte 1974 – 1998 Rechts- und Sozialphilosophie an der Universität Mainz. Inhaltlich sollen seine Positionen sehr umstritten sein.
Das Fazit
Das vorliegende Buch ist etwas für Fachleute, die sich schon im Bereich der Philosophie auskennen und an Spezialthemen interessiert sind. Würde es Sinn machen, das Werk insofern zu erweitern, als daß es sowohl eine allgemeine Einführung in die Thematik als auch eine Aussage zu den Autoren wie auch den vorgelegten Texten gibt? Einen Gedanken wäre diese Frage schon wert.