DER HIMMEL BRENNT, DIE OHREN GLÜHEN UND DIE AUGEN LEUCHTEN!
Die Band:
Maik Weichert (Gitarre) und Matthias Voigt (Schlagzeug, seit 2013 nicht mehr dabei) gründeten 1996 eine Band und spielten erste Demos ein. Mit Marcus Bischoff wurde ein Sänger gefunden, der nachhaltig den Stil der Gruppe prägen soll. Inspiriert von einem Song der schwedischen Black Metal Band Marduk nannten sich die Musiker Heaven Shall Burn. Im Jahr 2000 debütierten sie mit dem Album „Lifeforce“. Mit ihrer aggressiven Mischung aus Metalcore und Melodic Death Metal wurden sie schnell eine Größe in der entsprechenden Szene. Tourneen mit Kollegen wie As I Lay Dying folgten. Mit dem Album „Invictus“ erreichten sie erstmal sie Top Ten der deutschen Charts. Seitdem zählen Heaven Shall Burn zu den Top Bands dieser Musikrichtung. Die Musiker setzten sich leidenschaftlich gegen Rassismus ein, leben fast alle vegan und unterstützen die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd.
Das Album:
Nach dem letzten Album „Wanderer“ (veröffentlicht 2016) und dem 2018 verkündeten Abschied mit einer längeren Livepause war man sehr gespannt, wie lange man nichts von der Band aus Saale hören würde. Jetzt legen sie mit „Of Truth And Sacrifice“ ihr neuntes Album vor, dass in der Zeit der selbstverordneten Kreativpause entstanden ist. Und da hat sich einiges ergeben, sodass sich die Musiker dazu entschlossen haben, ein Doppelalbum aufzunehmen. Zuvor gab es im Februar 2020 in vielen Kinos die Dokumentation „Mein grünes Herz in dunklen Zeiten“ zu sehen, dass den Entstehungsprozess des Albums dokumentierte.
Jetzt liegt das Werk vor und natürlich fragt man sich, ob zum einen der harte Sound über die Länge von mehr als 90 Minuten durchhalten kann und ob die Band an die zum Teil famosen Kritiken der letzten Alben erneut herankommt. Beides kann man mit einem großen Ja und einem noch dickeren Ausrufezeichen beantworten. Heaven Shall Burn legen mit „Of Truth Sand Sacrifice“ ein echtes Meisterwerk vor, an dem man sehr lange seine Freude haben wird. Sicher, wer bevorzugt Alben von Helene Fischer oder Andreas Gabalier im Schrank hat und die Scorpions für eine harte Rockband hält, wird mit dem „Geknüppel und Gekreische“ womöglich nichts anfangen können. Doch die Musik von Heaven Shall Burn ist weder das eine noch das andere. Wie ein Uhrwerk greift bei diesem Album ein Rad ins nächste und offenbart ein Füllhorn toller Tracks.
Das geht schon mit der eröffnenden Fanfare „March Of Retribution“ los, die einen grandiosen Spannungsbogen zum brachialen Opener „Thoughts And Prayers“ schlägt. Und der Song macht durchaus deutlich, was den Hörer erwartet. Wo die Kollegen von Parkway Drive eher in Richtung Mainstream abdriften (wobei auch dies alles andere als Mainstream ist) zelebrieren HSB ihre Mischung aus Metalcore und Melodic Death Meatal mit einer beängstigenden Spielfreude.
Doch sie nutzen den Platz auf diesem Longplayer, um ihren Sound durchaus zu variieren und zu experimentieren. So gibt es echte Nackenbrecher wie „What War Means“ , klassischen Trash Metal mit „Critical Mass“ und einen Elektroabräumer, der jeden Club rocken wird („La Résistance“). Mein persönliches Highlight auf einem Album voller Perlen ist jedoch der Ausflug in den Gothic-Bereich. Zusammen mit Chris Harms von Lords Of The Lost gibt es das achteinhalb minütige „The Sorrow Of Victory“ das allein den Erwerb dieses Longplayers rechtfertigt.
Trackliste CD 01:
01 – March Of Retribution
02 – Thoughts And Prayers
03 – Eradicate
04 – Protector
05 – Übermacht
06 – My Heart And The Ocean
07 – Expatriate
08 – What War Means
09 – Terminate The Unconcern
10 – The Ashes Of My Enemies
Trackliste CD 02:
01 – Children Of A Lesser God
02 – La Résistance
03 – The Sorrows Of Victory (feat. Chris Harms)
04 – Stateless
05 – Tirpitz
06 – Truther
07 – Critical Mass
08 – Eagles Among My Heart
09 – Weakness Leaving My Heart
Fazit:
Heaven Shall Burn legen mit „Of Truth And Sacrifice“ ein fast schon monumentales Werk vor. Wer sich die Mühe macht und sich mit den Songs und ihren Texten zu beschäftigen, wird mit einem Album belohnt, dass auch in einigen Jahren noch nichts von seiner Faszination verloren haben wird. Hinzu kommt, dass keiner der neunzehn Tracks überflüssig ist und der Longplayer nicht eine Sekunde beliebig oder gar langweilig klingt. Wer bis zum abschließenden „Weakness My Heart“ durchgehalten hat, bekommt dann noch gezeigt, wie man ein Orchester in diesen Sound einbaut. Das ist harter Metal in absoluter Perfektion.