Oonagh

DEUTSCH-ELBISCHER POP-QUARK!

Die Sängerin:

Das Gesicht und die Stimme hinter Oonagh (gesprochen: Una) gehört zu der deutschen Sängerin und Musicaldarstellerin Senta-Sofia Delliponti. Im Alter von dreizehn Jahren kam sie ins Finale der Castingshow „Star Search“ und debütierte als Solokünstlerin  2006 mit der Single „Scheißegal“. Sie gehörte zum Ensemble des Musicals „Tanz der Vampire“ und war von 2010 bis Mitte 2013 als Tanja Seefeld in der Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ zu sehen. Seit Januar 2014 ist sie Stimme und Gesicht des Musikprojektes Oonagh.

Das Album:

Die groß angelegte Werbekampagne im Fernsehen und über die Verlagsgruppe Weltbild spricht von der Popsensation des Jahres 2014. Angesichts der Werbung ist auch das Interesse geweckt: Texte in deutsch-elbischer Sprache? Jawoll, die Produzenten haben sich das Vermächtnis von J.R.R. Tolkien ausgesucht, um mit seinem Erbe die deutschen Charts aufzumischen.

Unter der Führung von zahlreichen Songwritern der Pop- und Schlagerszene und mit tatkräftiger Unterstützung der Musiker von Santiano ist ein Album entstanden, das unter dem Motto Ethno-Pop vermarktet wird.

Aufmerksam auf Oonagh bin ich über dem Song „Gäa“ geworden, für den in Südafrika ein Video gedreht wurde. Der Song kling interessant, auch wenn der elbische Refrain ein wenig zum Schmunzeln einlädt. Trotzdem war meine Neugier auf das Album geweckt, welches mit „Gäa“ dann auch eröffnet wird. Es folgt mit „Vergiss mein nicht“ eine Ballade, bei der Oonagh stimmlich von den Musikern von Santiano unterstützt wird. Auch dieser Song hat durchaus seinen Reiz.

Leider haben die Songschreiber und Produzenten damit aber ihr Pulver verschossen, denn die weiteren elf Titel sind alle nach exakt dem gleichen Muster konzipiert. Und das leider so monoton, dass der Finger schon beim ersten Hören auf der Skiptaste ruht. Im permanenten Wechsel gibt es flottere Nummern, die sich mit sanften Tönen abwechseln. Auch die textliche Gestaltung bleibt immer die gleiche. Deutsche Strophen mit Fantasycharakter und ein elbischer Refrain. Stimmlich ist die Leistung von Senta-Sofia Delliponti okay, ohne das sie wirklich überragende Highlights setzen kann.

Trackliste:

01 – Gäa

02 – Vergiss mein nicht (feat. Santiano)

03 – Orome

04 – Falke flieg

05 – Minne (feat. Santiano)

06 – Das Lied der Ahnen

07 – Hörst du den Wind (feat. Santiano)

08 – Nan úye

09 – Faolan

10 – Hymne der Nacht

11 – Avalon

12 – Tolo nan

13 – Oonagh

 

Fazit:

Ob sich Herr Tolkien einmal gewünscht hat, dass seine Sprache in der deutschen Poplandschaft verhackstückt wird, sein einfach mal dahingestellt. Die Idee hinter Oonagh ist in meinen Augen eine rein geschäftliche und genau das macht mir das ganze Projekt ein wenig abspenstig. Sicher, die ersten beiden Nummern haben einen gewissen Reiz, allerdings reiten die restlichen Songs diese Masche schon auf dem ersten Album zu Tode. Eine musikalische Nachhaltigkeit will sich bei keinem Song wirklich einstellen. Da hilft auch die Unterstützung von Santiano nichts, die allerdings gut für die Vermarktung ist. Unter einer Popsensation des Jahres stelle ich mir auf dann doch etwas anderes vor.

2 Gedanken zu „Oonagh“

  1. Ich sehe mich erstmal veranlasst zu unterstreichen, daß hier wie generell bei der Bewertung von Kunst / Musik der subjektive Geschmack in der Regel eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Das schließt objektive Rezensionen keineswegs aus, jedoch fällt mir beim Musikprojekt „Oonagh“ wieder mal umso mehr auf, daß es sich mehrheitlich um (so hat es wenigstens den starken Anschein) vom persönlichen Musikgusto geleitete Urteile und zuweilen Schmähkritiken denn um den Versuch einer möglichst sachlichen Beurteilung, welcher ohne persönliche Angriffe auf (hier:) die Künstlerin/Sängerin Senta-Sofia Delliponti auskommen sollte, handelt! Um aber dem obigen Autoren nicht Unrecht zu tun: Dieser enthält sich gottseidank jedweder persönlichen Beleidigung gegenüber Frau Delliponti, und stellt stattdessen ihren bisherigen Werdegang in kurzen Worten soweit umrissen-wahrheitsgemäß und sachlich dar, und tut dabei seine (wenn auch nicht allzu positive) Wertung über besagte Sängerin in allgemein akzeptabler, d.h. den nötigen Respekt wahrender Form kund. Im Gegensatz dazu sehe ich Schmäh-„Rezensionen“ auf z.B. „cdstarts.de“ oder „plattentests.de“ nicht als eigentliche Rezensionen, sondern ehrlich gesagt als Beleidigung derselben an: Die große Freiheit im Netz macht es leider auch möglich, z. B. eine soeben neu im Ethnopopmarkt angekommene Sängerin, derart herabwürdigend und abschätzig-respektlos niederzumachen, daß man davon Monate und Jahre später noch alpträumt, egal ob man solche Musik nun mag oder nicht!
    Ich nehme nun die obige Bewertung des Herrn Krause, denn ich finde seine Rezension ist dies auch wert, somit zum Anlass eines kurzen Kommentars: Senta-Sofia Delliponti hat unter ihrem für dieses Musikprojekt übrigens rundum passenden (und wie ich meine wohlklingenden) Künstlernamen „Oonagh“ ein sehr interessantes Thema aufgegriffen und zusammen mit ihrem Produzententeam meines Erachtens größtenteils auch sehr virtuos umgesetzt. Es gibt dem Genre „Ethnopop“ gerade auf dem hiesigen, deutschsprachigen Markt nochmal eine besondere Note, mit teils elbischen Texten aus J.R.R. Tolkien’s „Herr der Ringe“ und gleichzeitig keltisch-mystisch angehauchten, entweder peppig-groovigen oder eher ruhig- bis traurig-balladenartigen Melodien aufzutreten. Der bisherige Erfolg (u.a. 2 Echos Ende März) gibt ihr Recht. Aber auch ich habe kritisch anzumerken, daß bei 1 – 2 Liedern („In den Wäldern von Valinor“, „Lied der Zeit“) nach wenigem Hören durchaus Langeweile aufkommen mag, jedoch ist dies bei „Oonagh“ die große Ausnahme. Desweiteren ist die Vermarktungsstrategie nicht immer passend: Ich bin überzeugt, man tut „Oonagh“ auf Dauer unrecht, wenn man sie weiterhin vorwiegend in einschlägig für Schlager oder Volksmusik bekannten Sendungen auftreten lässt, die nur von einer bestimmten Klientel regelmäßig gesehen und gehört werden, und damit andere Musiksendungen und somit Zuschauer bzw. –hörer mehr oder weniger außen vor lässt. Kein Problem aber sehe ich in ihrer Zusammenarbeit mit der Seemannsband „Santiano“, diese ist mittlerweile – im positiven Sinne – symbiotisch. Auch den Vorwurf des rein Geschäftlichen kann ich nicht unterstützen, Frau Delliponti muß wie jede(r) andere nun mal ihren Lebensunterhalt bestreiten, und das tut sie hier in recht überzeugender Weise. Sie steht hinter ihrem jetzigen Projekt, was ich auch einmal bereits live miterleben durfte. Starallüren jeglicher Art sind ihr und auch ihren Bandmitgliedern dabei fremd. Bleibt mir nur noch, der sympathischen, aus Gifhorn stammenden Sängerin für ihre weitere Laufbahn alles Gute zu wünschen, sie hat sehr hohes Potential für eine noch langanhaltende und bereichernde „Beackerung“ des Genres Mystik-/Ethnopop und Weltmusik.

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