VIEL MASSE, VIEL KLASSE!
Die Band:
2001 gründeten Philipp Burger (Gitarre, Gesang) und Jonas Notdurfter (Gitarre) in Brixen, Südtirol eine Band. Schon bald stießen Jochen Gargitter (Bass) und Christian Fohrer (Schlagzeug) dazu und Frei.Wild waren geboren. Geprägt durch Bands wie Rammstein, Subway To Sally und vor allem den Böhsen Onkelz wenden sich Frei.Wild dem Deutschrock zu. 2002 erscheint ihr Debütalbum „Eines Tages“. Zu Kontroversen führt die angeblich politische Einordnung der Band. Immer wieder besingen sie ihre Heimatliebe zu Südtirol und die damit verbundenen deutschsprachigen Wurzeln und werden dadurch von manchen Medien in Richtung Neo-Nazi-Szene geschoben. In Interviews und anderen Statements macht die Band aber mehr als einmal deutlich, das sie keine politisch gesinnte Musikgruppe sind und das sie sich klar vom Links- und Rechtsextremismus distanzieren.
Das Album:
Nach ihrer stillen Auszeit melden sich Frei.Wild mit ihrem zehnten Studioalbum „Opposition“ zurück. Und wie. In mehreren Varianten erscheint dieses Album. Von der Mehr-Geld-für-Bier-Version mit 13 Songs, über die hier rezensierte Deluxe Edition bis hin zum Rundum-Sorglos-Paket mit Hörbuch-CD und DVD.
Wer sich für die Deluxe Edition entscheidet, bekommt satte 26 Songs geliefert. Meiner Ansicht nach ein sehr mutiges Unterfangen, da die Band sehr viel Material rauswirft und sich somit der Frage stellen muss, ob diese Masse auch wirklich überzeugen kann.
Drei Singles haben Frei.Wild im Vorfeld der Veröffentlichung von „Opposition“ ausgekoppelt. Und alle drei waren schon echte Sahneschnittchen: „Das ziemlich harte „Wir brechen eure Seelen“, dass nach dem Intro auch als Opener des Albums fungiert, „Unvergessen, unvergänglich, lebenslänglich“, dass mit Sicherheit ein weiterer Frei.Wild-Klasssiker wird und die unglaublich schöne Ballade „Wie ein schützender Engel“, die ohne Übertreibung den Spitzenplatz der deutschen Singlecharts verdient hätte. Die Songs schüren natürlich die Hoffnungen, werfen aber auch gleichzeitig die Frage auf, was dann noch kommen kann. Viel. Es ist wirklich erstaunlich, welch Potential die Titel haben, denn Frei.Wild verlassen sich nicht nur auf den brachialen Rock ihrer Anfangstage, sondern mischen gekonnt Ska-Elemente („Hab keine Angst“) oder gar poppige Töne („Allein, ohne dich, bei mir“) in ihren Sound ein. Aber im Vordergrund steht natürlich satter Deutschrock. Titel wie „Akzeptierter Faschist“, „Nichts kommt schlimmer als erwartet“ oder „Für Glaube, für Liebe, für Hoffnung“ machen deutlich, dass Frei.Wild im Augenblick wirklich die deutsche Rockband sind. Natürlich beziehen Frei.Wild auch textlich wieder Stellung und sehen sich und ihre Fans als Leck-uns-am-Arsch-Rock’n Opposition.
Auch die kontroverse Diskussion, ob und wenn ja in welche politische Ecke die Band aus Südtirol gehört sollte schon längst nicht mehr existieren. „Opposition“ macht eindeutig klar, wo die Band steht. Und wenn man sich die immer größer werdende Fangemeinde ansieht, ist dies auch nur allzu verständlich. Daran ändert auch ein Titel wie „Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein“ nichts, der für mich im Übrigen zu den besten Titeln des Albums gehört. Und hätte Helene Fischer diesen Song gemacht, wären alle vermeintlichen Kritiker dahingeschmolzen.
Trackliste CD 1:
01 – Intro
02 – Wir brechen eure Seelen
03 – Allein, ohne dich, bei mir
04 – Ich will dich irgendwann verlieren
05 – Luaa-Rock’n‘ Opposition
06 – Wenn die Erinnerung erwacht
07 – Hab keine Angst
08 – Akzeptierter Faschist
09 – Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein
10 – Nichts kommt schlimmer als erwartet
11 – Morgen wird alles besser
12 – Hör, was dein Herz dir sagt
13 – Du bist sie (Die Einzige für mich)
Trackliste CD 2:
01 – Unvergessen, unvergänglich, lebenslänglich
02 – Selig oder Sünder
03 – Für Glaube, für Liebe, für Hoffnung
04 – Lass dich gehen
05 – Alles um uns ist still
06 – Weil ihr gerne Kriege führt
07 – Auge um Auge, Zahn um Zahn
08 – Wie ein schützender Engel
09 – Feste fallen, wie sie fallen, aber landen tun sie hart
10 – Sein oder nicht sein
11 – Ich bin neu, ich fange an
12 – Zusammen und vereint
13 – Die Band, die Wahrheit bringt
Fazit:
Mit „Opposition“ legen Frei.Wild in der Deluxe-Edition ein wirklich meisterhaftes Album vor. Sicher kann man bei 26 Songs nicht nur Hits erwarten, aber wirkliche Lückenbüßer konnte ich nicht ausmachen. Dafür jede Menge Songs, die ins Ohr, ins Bein und in den Kopf gehen. Für viele ist die Band aus Südtirol nicht nur ein musikalischer Begleiter, sondern Teil der Lebenseinstellung. Egal wen oder was man in Philip Burger und seine Mitstreiter sehen will und kann – fest steht, dass die vier verdammt gute Musik machen. Und darauf kommt es doch hier an!