Paul McEuen: Spiral
Der betagte Mikrobiologe Liam Connor ist ein Wissenschaftler mit Leib und Seele. Und hat Sporen von einem Pilz, der mit seinen Wirkstoffen jeden beliebigen Menschen in eine tödliche Waffe verwandeln kann.
Als er überraschend auf dem Gelände der Universität tot aufgefunden wird, steht seine Familie vor einem Rätsel. Sein Wissen um den Todespilz wird erst langsam und schrittweise enthüllt – es gibt deshalb einen lebensbedrohlichen Wettlauf gegen die Zeit. Denn niemand weiß, ob der Pilz freigesetzt und so die ganze Menschheit gefährden wird. Liams Assistent Jake muss unbedingt verhindern, dass sich die tödliche Infektion über die gesamte Erde ausbreiten kann.
Paul McEuen greift bei seinem spektakulären Thriller auf einen historischen Hintergrund zurück. Nach dem zweiten chinesisch-japanischen Krieg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Japan in der von seinen Soldaten besetzten Mandschurei eine hoch geheime Forschungsanstalt zur Erprobung von biologischen Kampfstoffen errichtet, die später unter dem Decknamen „Einheit 731“ bekannt wurde. Dort wurden geradezu unbeschreibliche Gräueltaten an Gefangenen verübt, die als lebendige Forschungsobjekte missbraucht wurden.
Die japanische Forscher haben dort allerlei Kampfstoffe entwickelt. In „Spiral“ gehört dazu auch der legendäre „Uzumaki“ – zu deutsch „die Spirale“. McEuens fiktiver Schimmelpilz hat absolut tödliche Eigenschaften, und spielt in der Geschichte eine unheilvolle Hauptrolle.
Die Vorgeschichte beginnt 1946. Die US-Marine kreuzt mit ihren Schiffen vor Japan. Eine Fregatte hat ein japanisches U-Boot aufgebracht, und nun ereignen sich an Bord mysteriöse Vorfälle. Eben noch gesunde Soldaten drehen völlig durch, töten ihre Kameraden oder begehen Selbstmord. Die Fregatte wird unter Quarantäne gestellt, Experten aus der ABC-Abwehr-Truppe sollen die Ursachen für die Vorfälle ergründen.
Liam Connor ist Mykologe und einer der Wissenschaftler, die zum Untersuchungsteam gehören. Anhand der bei den Männern beobachteten Symptome geht er von einer Pilzvergiftung aus, und wird darin durch die Aussage eines gefangenen Japaners bestätigt. Hitoshi Kitano hat in den Laboren von Einheit 731 gearbeitet und den „Uzumaki“ mitentwickelt. Es handelt sich um einen Schimmelpilz mit todbringender Aggressivität und immens gesteigerter Virulenz – Japans Waffe, um den Krieg doch noch zu gewinnen.
Connor und seine Kameraden erfahren, dass sieben Boote mit Phiolen an Bord unterwegs sind. Allerdings behält Kitano für sich, dass er einer der sieben Boten ist. Als der Japaner dann zuschlagen will, gelingt es Liam Connor, in einem Handgemenge die Phiole an sich zu bringen.
Sechs Jahrzehnte danach ist er bereits emeritierter Professor der Cornell-University im Staat New York. Seine komplette wissenschaftliche Karriere hat sich um Pilze gedreht. Den Ruhestand verbringt er mit Enkelin Maggie und seinem geliebten Urenkel Dylan, und forscht noch munter in dem von der Universität zur Verfügung gestellten Labor weiter.
Doch die Idylle wird durch eine junge Asiatin zerstört, die Connor lästige Fragen zu seiner Vergangenheit stellt. Am nächsten Morgen wird er tot in einer Schlucht auf dem Campus gefunden – eine Überwachungskamera hat seinen scheinbaren Selbstmord festgehalten.
Angehörige, Freunde und Kollegen stehen vor einem Rätsel, Liam Connor hat viele Geheimnisse mit in den Tod genommen. Mit seinem verschlüsselten Testament kann zunächst niemand etwas anfangen – aber irgendwann wird klar, dass die tödliche Bedrohung aus den Laboren der Einheit 731 wieder aufgetaucht ist. Es beginnt ein tödlicher Wettlauf, an dem etliche amerikanische Sicherheitsdienste beteiligt sind.
Fazit
Paul McEuen erster Roman ist ein ausgezeichnetes Debüt, und die Hörbuch-Version ist durch die tolle Leistung von Sprecher Johannes Steck ein Meisterwerk. Der Autor ist Physiker an der Cornell-University, mit dem Schwerpunkt Nanotechnologie, deren praktische Anwendung er in seinem Buch präsentiert.
In Sachen Pilzkunde hat er sich fachlich beraten lassen, und auch ansonsten sind die Einzelheiten des Romans hervorragend recherchiert.
McEuen vermeidet es zudem, seine Geschichte mit zu viel Fachwissen zu überfrachten. Vielmehr wird von Beginn an ein enormer Spannungsbogen aufgebaut, der bis zum Schluss gehalten wird.
Ein wirklich lesens- und hörenswertes Buch!