DER TITEL IST PROGRAMM!
Die Band:
Mitte der 1990’er Jahre entstand aus zwei Bandprojekten (einer Rockband und einer reinen Mittelaltercombo) die Band In Extremo. Im April 1998 fand auf Burg Rabenstein das erste offizielle Konzert statt. Kurz darauf debütierte die Band mit dem Album „Weckt die Toten!“, das überwiegend mittelalterliches Songmaterial enthält. Durch ihre mit Pyrotechnik gespickten Liveshows erspielte sich die Band eine immer größer werdende Fangemeinde. Beim Songwriting wurden von Album zu Album mehr eigene Songs produziert. Mit dem Album „Sängerkrieg“ erreichte die Band erstmals Platz 1 der deutschen Charts. Auftritte in Wacken oder beim Abschiedskonzert der Böhsen Onkelz vergrößerten die Fangemeinde weiter.
Das Album:
Für ihr letztes Album „Kunstraub“ mussten die Mittelalterrocker von ihren Fans einige Schelte einstecken. Zu poppig, zu mainstreamlastig fanden viele das Album. Ein Vorwurf, den sich Sänger Michael Robert Rhein und seine Mannen zu Herzen genommen haben.
Dabei war ich anfangs recht skeptisch. Als erste Single hat man sich für das schunkelnde Trinkerlied „Sternhagelvoll“ entschieden, das mich nicht wirklich begeistern konnte. Fand ich das letzte Album durchaus gut, dachte ich schon, das In Extremo jetzt endgültig in die Ballermann-Mainstream-Richtung marschieren. Doch weit gefehlt. „Quid Pro Quo“ ist ein ganz starkes Album, auf dem „Sternhagelvoll“ die schwächste Nummer ist.
In Extremo gelingt es diesmal wirklich in Perfektion, die Gratwanderung zwischen ihren mittelalterlichen Wurzeln, der harten Rockmusik und dem inzwischen sehr hohen Grad ihrer Popularität hinzubekommen. Es ist ein wahres Vergnügen, die Abwechslung und die Spielfreude zu erleben, mit der die Band hier zu Werke geht.
Schon der Opener „Störtebecker“ vertreibt alle Zweifel und zeigt ganz deutlich, das In Extremo nicht in die Mainstreamecke wollen. Im weiteren Verlauf wartet ein überaus spannendes und abwechslungsreiches Album auf den Hörer. Freunde des Mittelalterrocks kommen unter anderem bei „Roter Stern“ voll auf ihre Kosten, bei dem Blind Guardian Frontmann Hansi Küsch dabei ist. Wer es etwas härter mag, wird sich über den Auftritt von Heaven Shell Burn bei „Flaschenteufel“ freuen. Textlich überragend sind der Titelsong „Quid Pro Quo“ und die Ballade „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“, die auch auf musikalischer Seite die volle Punktzahl erreichen. Wem das immer noch nicht abwechslungsreich genug ist, kann sich darüber freuen, das In Extremo auch noch in vier weiteren Sprachen singen (Estnisch, Walisisch, Russisch, Latein), wobei „Daow ‚Nghariad“ ein weiteres Highlight des Albums ist.
Die Deluxe Edition kommt dann mit drei Bonus-Titeln daher. Die akustische Version von „Quid Pro Quo“ ist ein echter Knaller und auch die beiden anderen Titel sind alles andere als Lückenfüller.
Trackliste:
01 – Störtebecker
02 – Roter Stern
03 – Quid Pro Quo
04 – Pikse Palve
05 – Lieb Vaterland, magst ruhig sein
06 – Flaschenteufel
07 – Daow ‚Nghariad
08 – Moonshiner
09 – Glück auf Erden
10 – (Schwarzer Rabe)
11 – Sternhagelvoll
12 – Wenn das Licht angeht (Bonus Track)
13 – Palästinalied 2 (Bonus Track)
14 – Quid Pro Quo (Akustik Version / Bonus Track)
Fazit:
Mit „Quid Pro Quo“ schaffen In Extremo etwas, was vielen Band nicht mehr gelingt, die sich aus einer bestimmten Nische heraus, ein größeres Publikum erspielt haben. Sie legen ein Album vor, dass den alten Fans gefallen wird, dass neue Hörer nicht vor den Kopf stößt und das eine ungeheure Abwechslung (sowohl in musikalischer, als auch textlicher Hinsicht) bietet. Wer In Extremo bisher eher skeptisch gegenüberstand sollte in „Störtebecker“, „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“ oder „Daow ‚Nghariad“ reinhören. Ich bin mir sicher, dass man danach auch den Rest des Album hören will. Für mich ist „Quid Pro Quo“ das bisher beste Album der Band.