ES DARF WIEDER DISKUTIERT WERDEN!
Die Band:
2001 gründeten Philipp Burger (Gitarre, Gesang) und Jonas Notdurfter (Gitarre) in Brixen, Südtirol eine Band. Schon bald stießen Jochen Gargitter (Bass) und Christian Fohrer (Schlagzeug) dazu und Frei.Wild waren geboren. Geprägt durch Bands wie Rammstein, Subway To Sally und vor allem die Böhsen Onkelz wenden sich Frei.Wild dem Deutschrock zu. 2002 erscheint ihr Debütalbum „Eines Tages“. Zu Kontroversen führt die angeblich politische Einordnung der Gruppe. Immer wieder besingen sie ihre Heimatliebe zu Südtirol und die damit verbundenen deutschsprachigen Wurzeln und werden dadurch von manchen Medien in Richtung Neo-Nazi-Szene geschoben. In Interviews und anderen Statements macht die Band aber mehr als einmal deutlich, dass sie keine politisch gesinnte Musikgruppe sind und das sie sich klar vom Links- und Rechtsextremismus distanzieren.
Das Album:
Nach einem stillen Jahr 2017, welches letztlich gar nicht so still war, da im Herbst schon die ersten Vorboten dieses Albums veröffentlicht wurden, liegt nunmehr das zwölfte Studioalbum der Südtiroler Rockband vor. Wie kaum eine Gruppe polarisieren die Musiker um Sänger Philipp Burger. Auch „Rivalen und Rebellen“ stößt in den Medien einerseits auf große Ablehnung, löst auf der anderen Seite wahre Begeisterungsstürme aus.
Schauen wir und die nackten Zahlen an: wie bei Frei.Wild inzwischen üblich, ist das Album in mehreren Editionen erhältlich. Bei der hier rezensierten Version handelt es sich um das limitierte Boxset, dessen Inhalt aus drei CD‘s mit insgesamt 33 Songs, einem Würfelbecher samt fünf Würfeln, einem Schreibblock, einem Kugelschreiber und sechs Glasuntersetzern besteht. Alle Produkte sind mit dem typischen Frei.Wild-Geweih verziert und hochwertig verarbeitet. Verpackt ist alles in einem ansehnlichen Karton, der die bisherigen Box-Sets von Frei.Wild perfekt ergänzt. Das ist schon der erste große Pluspunkt. Welche Band beglückt ihre Fans mit mehr als 30 neuen Songs und solchen erstklassigen Sammelboxen?
Wie seinerzeit bei „Opposition“, wo es 26 Titel waren, stellt sich natürlich die Frage, ob es sich bei den neuen Songs um Masse oder Klasse handelt. Sieht man sich die Fanbewertungen des Longplayers an, polarisiert „Rivalen und Rebellen“ nicht nur in den Medien. Auch die Fangemeinde nimmt das Werk recht gespalten auf. Für den Großteil ist es ein wahrer Meilenstein, für die anderen stellenweise zu soft. Betrachtet man die im Vorfeld ausgekoppelten Songs, spiegeln diese das Album gut wieder. Vom aggressiven Rocker („Rivalen und Rebellen“) bis zum radiotauglichen Mainstreamhit („Herz schlägt Herz“) ist alles dabei.
So ist letztlich auch das gesamte Album. Ich verfolge die Karriere von Frei.Wild seit Anfang an. Ganz so roh und ungestüm, wie in ihren Anfangstagen klingen Frei.Wild nur noch selten. Andererseits haben sie ein so abwechslungsreiches Werk bisher noch nicht vorgelegt. Ich gebe zu, dass das Album ein paar Durchgänge gebraucht hat, um mich wirklich zu begeistern. Dies dafür umso nachhaltiger. „Zwischen allen Fronten“, „Wir bringen alle um“ oder „Fick dich und verpiss dich“ sind echte Kracher, die es sicherlich ins kommende Liveset schaffen sollten. Doch Frei.Wild können und wollen mehr. Songs wie „Auf zum Schwur“ oder „Schrei auf, schrei laut“ zeigen sie von einer tollen musikalischen Seite. Bei den Balladen gibt es mit „Unbrechbar“ und „Wenn mein Licht erlischt“ zwei Titel, die musikalisch und textlich Gänsehaut erzeugen.
Überhaupt bleiben Frei.Wild textlich so bissig wie eh und je. Die typische Medienschelte und die Eigendarstellung sind zentrale Punkte, die sich zwar wiederholen, die jedoch der Markenkern der Band sind. Doch auch Themen wie Missbrauch („Schrei auf, schrei laut“), christliche Bräuche („Auf zum Schwur“) oder die Tatsache, sein Leben in die Hand zu nehmen („Nicht zu Viel denken und einfach machen“, „Du kriegst keine Sekunde zurück“) werden hervorragend beackert. Ein besonderes Highlight ist in diesem Zusammenhang noch der Hiddentrack auf CD 2: „Verbotene Liebe, verbotener Kuss“.
Trackliste CD 01:
01 – Zwischen allen Fronten
02 – Ich bin nicht heilig
03 – Die Nacht will nicht meine sein
04 – Auf zum Schwur
05 – Weil kein Krieg für ewig ist
06 – Und ich war wieder da
07 – Nicht zu viel denken und einfach machen
08 – Geartete Künste hatten wir schon
09 – Herz schlägt Herz
10 – Rivalen und Rebellen
11 – Schau nach oben
12 – Von der Wiege bis zur Bar
13 – Unbrechbar
Trackliste CD 02:
01 – Antiwillkommen
02 – Du kriegst nicht eine Sekunde zurück
03 – Es ist vorbei, es ist Geschichte 04 – Wir bringen alle um
05 – Für immer, für ewig, unendlich
06 – Es geht hier um mein Leben
07 – Auf ein nie wiedersehen
08 – Keine Angst vor Liebe
09 – In 8 Minuten um die Welt
10 – Schrei auf, schrei laut
11 – Aus dem Film unserer Geschichte 12 – Fick dich und verpiss dich
13 – Wenn mein Licht erlischt
14 – Verbotene Liebe, verbotener Kuss (Hiddentrack)
Trackliste CD 03:
01 – Hey, ich lebe noch
02 – Volle Pulle in die Fresse dieser Zeit
03 – Betteln Vs. Batteln
04 – Sie müssen es nicht wissen
05 – Völkerrecht
06 – Im Auftrag der Welt
Fazit:
„Rivalen und Rebellen“ ist das Album geworden, das ich von Frei.Wild erhofft und erwartet habe. Es bietet viel Masse UND genauso viel Klasse. Sicher erfinden die Jungs das Rad nicht neu, aber sie entwickeln sich, ohne dabei ihre Basics zu vergessen. Nebenbei bekommen die Fans mit dieser hochwertigen Box ein tolles Sammelobjekt. Und sie bekommen ein Album, das mit Sicherheit zu den besten deutschsprachigen Rockalben des Jahres 2018 gezählt werden muss. Wenn es nicht sogar das Beste wird. Ich werde mich jedenfalls noch oft daran erfreuen und sehe jetzt gespannt der Tour entgegen.