Rom kann sehr heiß sein

Rom kann sehr heiß sein von Henning Boetius

Inhalt
Piet Hieronymus ist ein Sonderermittler bei der Polizei von Groningen. Piet ist ein ewiger Einzelgänger, doch nun ist der baumlange und exzentrische Polizist zum ersten Mal seit langer Zeit verliebt. Er hat sich in seine schottische Kollegin Dale Mackay verliebt, und ist darüber sehr glücklich – denn Dale erwidert seine Liebe. Nachdem Dale mit Piet einige unbeschwerte Tage in Groningen verbracht hat, reist sie nach Bern. Doch dann verliert sich ihre Spur und Dale scheint plötzlich spurlos verschwunden zu sein.

Piet reist nach Bern, um sich auf die Suche nach seiner Freundin zu begeben. Er nimmt sich dafür einige Tage frei – noch ahnt er nicht, dass ihn die Suche nach Dale nicht nur länger beschäftigen wird, sondern darüber hinaus auch zu einer Reihe von lebensgefährlichen Entwicklungen führen wird. In Bern angekommen, nimmt sich Piet ein Zimmer – er ist von der unspektakulären Schönheit und gleichzeitig dauerhaft spürbaren Melancholie Berns so begeistert, dass er sich erst einmal einige ruhige Tage gönnt.

Seine Suche nach Dale gestaltet sich anfangs nicht nur mühsam, sondern auch überaus unerfreulich – Piet stößt immer wieder nur auf vage Hinweise und Andeutungen, und Dale bleibt unauffindbar. Schließlich bekommt Piet dann doch noch einen halbwegs glaubwürdigen Hinweis – Dale soll nach Rom gereist sein, und so begibt sich Piet nach Rom. Obwohl kein Tag vergeht, ohne dass Piet sich um die verschwundene Dale sorgt, lässt er sich in Rom mit einer jungen Italienerin ein.

Doch wirklich glücklich wird Piet dadurch nicht, und auch seine neue italienische Freundin vermag es nicht, Piet von seiner Sehnsucht nach Dale zu befreien. Piet verbringt Woche für Woche in Rom, und alsbald will er gar nicht mehr nach Groningen zurück. Er findet seinen angeblich schon vor langer Zeit verstorbenen Vater wieder und gerät dabei unversehens in einen Strudel aus Habgier, Korruption und Skrupellosigkeit im Namen der Wissenschaft hinein.

Ein hochintelligenter und atmosphärisch dichter Kriminalroman, der nicht nur dank der sympathischen Hauptfigur zu überzeugen weiß
Henning Boetius beweist auch mit „Rom kann sehr heiß sein“ wieder einmal, dass er einer der intelligentesten deutschen Schriftsteller ist und dass seine Kriminalromane keine gewöhnlichen Erzählungen nach „Schema F“ sind. Mit Piet Hieronymus hat er eine schier unglaublich lebensechte Figur erschaffen, welcher es gelingt, den Leser auf subtile Art und Weise durch den Handlungsverlauf zu führen, ohne dabei lediglich als Erzähler einer gewöhnlichen Kriminalgeschichte zu fungieren.

Doch nicht nur die sympathische Hauptfigur des Piet Hieronymus sorgt dafür, dass alle Liebhaber von anspruchsvollen Kriminalromanen „Rom kann sehr heiß sein“ nicht so schnell wieder aus der Hand legen werden. Boetius beeindruckt immer wieder durch ein immenses Fachwissen und durch eine enorme Liebe zum Detail. In „Rom kann sehr heiß sein“ rückt die Aufklärung des Falls Dale Mackay somit auch schnell in den Hintergrund und der Autor fordert den Leser immer wieder durch literarische Ausflüge in die Bereiche der Ethik und Philosophie heraus – ohne dass der Unterhaltungswert des Romans auch nur im Entferntesten darunter leidet. Der Autor gibt im Verlauf der Erzählung immer wieder überaus interessante Einblicke in die Welt der Genforschung und einige Seiten des Romans lesen sich dabei fast wie ein philosophischer Essay über das vieldiskutierte Thema des Klonens von Menschen.

Fazit
Wer Kriminalromane bevorzugt, in denen klar die Aufklärung eines Verbrechens im Vordergrund steht, und weniger die sorgfältige Zeichnung der einzelnen Charaktere, sollte besser die Finger von „Rom kann sehr heiß sein“ lassen. Alle Krimiliebhaber, die hingegen genug von „standardisierten“ und vorhersehbaren Kriminalgeschichten haben, werden von „Rom kann sehr heiß“ hellauf begeistert sein.

„Rom kann sehr heiß sein“ ist ein Kriminalroman, der durch eine anspruchsvolle und elegante Sprache und nicht zuletzt auch durch zahlreiche „Ausflüge“ in die Welt der Wissenschaft zu überzeugen weiß. Wer anfängt, diesen Roman zu lesen, sollte lieber schon vorher einige Termine verschieben – denn Boetius versteht es wie kaum ein anderer, seine Leser zu fesseln – da können einige Stunden schon einmal nahezu unbemerkt vorbeigehen.

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