Searching for the Jan Soul Rebels von Jan Delay
Trackliste
01 – Sam Ragga Styla
02 – Ich möchte nicht, dass ihr meine Lieder singt
03 – www.Hitler.de
04 – An die Bürger von Konsolien
05 – Vergiftet
06 – Rebbeca und Svenja
07 – B-Seite
08 – Söhne Stammheims
09 – Der rote Knopf
10 – Flashgott
11 – Die Sonne, die scheint
12 – Die Party ist zu Ende
Der Künstler
Jan Philipp Eißfeldt – so Jan Delays bürgerlicher Name – gehört zusammen mit Ferris MC, Das Bo, Samy Deluxe und den Fetten Broten zu den Urvätern der Hamburger Hip Hop-Szene. Zusammen mit Dennis Lisk, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Denyo“ und DJ Mad bildete er in den späten Neunzigern und frühen 2000ern die Hip-Hop-Gruppe (Absolute) Beginner.
Der Durchbruch gelang Ihnen 1998 mit „Bambule“ und der dazugehörigen Single „Liebes Lied“. Nach der Veröffentlichung von „Boombule (Bambule Remix)“ zog sich Jan Delay in ein Studio zurück und arbeitete an seinem Solodebüt. Herausgekommen dabei ist allerdings keine reinrassige Rapplatte, sondern feinster Reggae mit Hirn. In seiner weiteren musikalischen Laufbahn erlangte Eißfeldt als Soul- und Funkkünstler nationalen und internationalen Respekt und gewann unter anderem den Echo für den „Künstler des Jahres Urban“ und den Kritikerpreis 2010.
Das Album
Das allgemeingültige Klischee, dass Reggae nur anspruchslose Musik zum Chillen, Kiffen und Schlafen ist, widerlegt Jan Delay mit „Searching for the Jan Soul Rebels“ eindrucksvoll. Ohne den oft kritisierten erhobenen Zeigefinger deutet er auf alle möglichen Missstände in unserer Gesellschaft hin, ohne dabei an Wortwitz und Kreativität zu verlieren. Delays markanter nasaler Gesang ist natürlich absolute Geschmackssache – auf jeden Fall hebt er sich ab von den zahlreichen Allerweltsstimmen, die sich in den Charts und im Radio oder Fernsehen tummeln.
Nach dem Intro startet die CD gleich mit der ersten Singleauskopplung „Ich will nicht, dass Ihr meine Lieder singt“. Will er damit etwa seine Fans verärgern? Nein! Er will nur darauf hinweisen, dass es nicht sein primäres Ziel ist, möglichst viel Profit mit seiner Kunst zu machen, sondern eine Botschaft zu vermitteln. Nicht umsonst trägt die Platte den Titel „Searching for the Jan Soul Rebels“.
Außerdem äußert er Kritik an der Gesellschaft, die durch die öffentlichen Medien (im Speziellen der Zeitung mit den vier Buchstaben) beeinflusst ist, sowie dem wohl leider niemals aussterbenden Gedankengut der Braunen Masse oder der uninspirierten Jugend, die lieber ihre Zeit vor den Spielkonsolen verbringt. Bei dieser CD steht fast mehr der lyrische Inhalt denn die musikalische Qualität im Vordergrund, selbst wenn der originelle Mix aus Dub, Reggae und Trip-Hop durchaus zu gefallen weiß.
Fazit
Jan Delay gelingt mit „Searching for the Jan Soul Rebels“ ein zynischer Rundumschlag, der trotzdem eine gewisse musikalische Leichtigkeit bietet und sowohl zum Relaxen als auch zum Nachdenken mehr als geeignet ist. Seine politische Haltung hat Eißfeldt bis heute nicht verloren, auch wenn die Musik inzwischen um einiges tanzbarer ist und eher einen leichtmütigen Eindruck macht. Hiermit wäre wieder einmal bewiesen: Deutscher Hip Hop ist mehr als Pseudo-Ghettostories und Gangstergehabe, sondern kann durchaus auch eine sozialkritische Botschaft haben.