So, jetzt sind wir alle mal glücklich von Susanne Heinrich
Inhalt
Drei Pärchen verbringen gemeinsam einen Polterabend und machen sich dabei jeweils ihre ganz eigenen Gedanken über die Liebe, über das Zusammenleben zweier Menschen, über Sex und über all das, was zwischen Single-Leben, Partnerschaft und Heirat steht. Für den Polterabend haben sie sich in einem Hotel auf dem Land eingemietet, wo sie sich vor allem einer Tätigkeit widmen: Dem Trinken bis zur Besinnungslosigkeit.
Zwischen den Beschreibungen des „hemmungslosen Trinkgelages“ reflektieren die einzelnen Protagonisten ihr bisheriges Leben, überdenken ihr Verhältnis zu den anderen Protagonisten und bleiben dabei letztlich immer wieder bei einem Thema hängen: Dem Sex. Es wird eine lange Nacht, und der Leser bekommt den Eindruck vermittelt, dass die Hochzeit nur noch zum Beiwerk verkommt, welche dem skandalösen Polterabend die Krone aufsetzt.
Ein turbulenter Roman, der letzten Endes jedoch zu vorhersehbar ist und konstruiert wirkt
„So, jetzt sind wir alle mal glücklich“, ist ein Roman, der polarisiert. Während ein Rezensent des WDR der Meinung ist, dass der Roman „so kluge, wache und währe Sätze“ enthält, dass man sich diese „auf den Unterarm tätowieren lassen möchte“, konnten viele andere Rezensenten dem zweiten Roman von Susanne Heinrich nur wenig abgewinnen.
Dass der Roman so unterschiedlich aufgenommen wurde, liegt wohl vor allem an der Erzählweise der Autorin und an den oft seltsam fremd wirkenden Charakteren. Der Roman zeichnet zwar in gewisser Weise das Bild einer Generation, doch die Äußerungen der einzelnen Charaktere erscheinen dabei so austauschbar und mitunter willkürlich gewählt, dass dem Roman jegliche Allgemeingültigkeit abhanden kommt.
Dennoch ist „So, jetzt sind wir alle mal glücklich“ bei weitem kein absolut schlechter Roman, denn wer sich auf die konfusen Ansichten der einzelnen Protagonisten einlässt und nicht erwartet, dass der Roman klar und nachvollziehbar endet, wird an einzelnen Passagen des Romans durchaus seine Freude haben. Die sechs Charaktere in „So, jetzt sind wir alle mal glücklich“, die gemeinsam trinken, streiten und sich über unterschiedliche Lebensphilosophien austauschen, können dabei als „Stellvertreter der modernen Hedonisten“ angesehen werden.
Dies wird im Grunde auch schon am Klappentext deutlich, denn dort heißt es: „Alles ist Sex, und Liebe und Traurigkeit sind nur Ausreden, die niemand hören will“. Dieser Satz, der die Quintessenz des Romans bildet und von vornherein klarmacht, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln wird, dient immer wieder als Ausgangspunkt der Geschichte, und zeigt, in was für lebensverneinenden Verflechtungen, Beziehungen und Ansichten die einzelnen Protagonisten gefangen sind und wie sie verzweifelt versuchen, ihrem Leben und Handeln einen tieferen Sinn zu geben.
Fazit
„So, jetzt sind wir alle mal glücklich“ ist wahrlich keine leichte Kost. Wer eine leichte und seichte Beschreibung eines Polterabends erwartet, die durch einige Anekdoten über Pärchen ergänzt wird, wird komplett enttäuscht. Der Roman kreist immer wieder um ein Thema, nämlich um Sex, und einige Passagen sind dabei leider viel zu lang geraten, denn die Tatsache, dass die Erzählweise im Grunde wirkt wie die seltsamen Schilderungen eines Betrunkenen (und zweifelsohne völlig betrunken sind alle Protagonisten im Roman), wirkt sich auf die Lesbarkeit des Romans leider nicht gerade positiv aus, so dass es selbst Liebhabern von ungewöhnlicher Literatur mitunter schwer fallen wird, dem Verlauf der Erzählung bis zum Ende zu folgen.
Insgesamt lässt sich somit sagen, dass „So, jetzt sind wir alle mal glücklich“ zwar zweifelsohne belegt, dass Susanne Heinrich Talent zum Schreiben besitzt, doch ihr zweiter Roman ist leider nur bedingt zu empfehlen. Es bleibt zu hoffen, dass die Autorin die deutsche Literaturwelt in Zukunft mit etwas stringenteren Werken erfreuen wird, an denen sich eine bestimmte Intention klarer erkennen lässt.