Zum heutigen Interview begrüßen wir den Autor Gregor Spörri auf Rezension.org
Sie kommen ursprünglich aus einem ganz anderen Metier. Warum wurden Sie mit über 50 Jahren noch Buchautor?
1978 gründete ich meine eigene Eventorganisation und Discothekenausstattungsfirma. Zehn Jahre später unternahm ich eine Studienreise durch Ägypten und bekam im ländlichen Bir Hooker ein schauerliches Relikt zu Gesicht, dessen Existenz mir heute noch Kopfschmerzen bereitet.
Was war das für ein Relikt?
Ein gewaltiger mumifizierter Finger, der von einem humanoiden Riesen zu stammen schien.
Von einem Riesen, sagen Sie?
Genau! Das Wesen muß mindestens sechs Meter groß gewesen sein. Eine ziemlich abenteuerliche Geschichte … Das ist mir durchaus bewusst. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz suchte ich den Kontakt zu Wissenschaftlern, doch die zeigten wenig Interesse. Also beschloß ich, auf privater Basis weiter zu forschen. Ich begann, Übersetzungen historischer Schriften zu studieren, traf mich mit Fachleuten, reiste quer durch die Welt, wobei ich mehrmals nach Ägypten zurückkehrte, um mich auf der Suche nach Spuren frühgeschichtlicher Riesen mit Informanten zu treffen und jahrtausendealte, für die Öffentlichkeit gesperrte Bauwerke wie die unterirdischen Kammern der Cheops-Pyramide, das Serapeum oder den Osiris-Schacht zu erkunden.
Und nun haben Sie darüber ein Sachbuch geschrieben?
Es war mir von Anfang an klar, dass man mir die Geschichte rund um das Relikt von Bir Hooker nicht glauben, und meine Beweisfotos, die inzwischen um die Welt gegangen sind, in Zweifel ziehen würde – also schrieb ich bewusst kein Sachbuch, sondern einen Roman.
Einen Roman über einen mumifizierten Finger?
Abgesehen von diesem Relikt gibt es noch einige andere Dinge auf dieser Welt, über die ich mir ernsthaft Gedanken mache. Über die schonungslose Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur zum Beispiel; über die Billionenschulden von Staaten und Staatengemeinschaften; über religiösen Fanatismus, Korruption, Verrohung, Kriminalität …
Damit sind Sie bestimmt nicht allein!
Wir Menschen sind sehr geschickt darin, die ärgsten Probleme zu verdrängen und schönzureden. Das erlebe ich bei Diskussionen im Freundeskreis genauso wie in zahlreichen Fernsehdebatten. Was ich bereits 2006 in meinem Manuskript niederschrieb, wird heute erstmals öffentlich debattiert. Meiner Meinung nach stehen wir jedoch erst am Anfang gewaltiger gesellschaftlicher Umbrüche, die durchaus apokalyptische Ausmaße annehmen könnten.
Und was hat das mit diesem ägyptischen Riesenfinger zu tun?
Überlieferungen alter Kulturen berichten von Göttern, die einst vom Himmel kamen, um den noch wilden, frühgeschichtlichen Menschen zu domestizieren, damit dieser ihren Zwecken diene. Dabei spielte auch immer wieder die Gattung der Riesen eine Rolle. Heutzutage führen wir Menschen uns auf, als wären wir die Götter. Egal um welchen Preis, alles und jedes hat uns als nutzbare Ressource zur Verfügung zu stehen. Gleichwohl hoffen Milliarden gläubige Erdenbürger auf ein gütiges Überwesen, das die selbstgemachte Katastrophe noch rechtzeitig von uns abwendet.
Weshalb dieser Buchtitel: The Lost God – Tag der Verdammnis?
Jeder von uns, auch eingefleischte Atheisten, haben in der Not schon Stoßgebete gen Himmel gesandt, oder Dankesgebete, nachdem wir knapp einem Unheil entronnen sind. Meiner Ansicht nach geht unser Glaube an einen Gott jedoch von einer völlig falschen Vorstellung aus, und eine reale Begegnung mit ihm würde einen gewaltigen Schock hinterlassen.
Ihr Buch fungiert unter dem Genre Endzeit-Thriller. Erwartet den Leser demnach die in der Bibel prophezeite Apokalypse?
In der Tat kommt es zu einer schier unfassbaren Begegnung mit den Mächten des Himmels. Mehr dazu möchte ich aber nicht verraten.
Warum sollte man Ihren Roman unbedingt lesen?
Die überwiegende Mehrheit der Leserinnen und Leser geben mir ein positives Feedback. Vielseitig, verschachtelt, unvorhersehbar, spannend, authentisch, bewegend, frech und böse – das sind so die Schlagworte, die sich in Rückmeldungen finden. Die Jahre akribischer Recherchen und unzähligen Stunden am Manuskript waren kein Zuckerschlecken, doch die Mühe scheint sich gelohnt zu haben.
Gibt es auch negative Kritiken?
Natürlich. In der Hauptsache setzen sich die Kritiker aus drei Gruppen zusammen. Die erste Gruppe bekommt bei einigen meiner Aussagen ein ideologisches Problem. Die zweite kann sich mit dem Verlauf der Geschichte, den Protagonisten, ihrer Sprache etc., nicht anfreunden. Die dritte Gruppe ist schlicht von den zahlreichen, sich verknüpfenden Handlungssträngen, schlicht überfordert.
Wie antworten Sie?
Der ersten Gruppe sage ich: Zwar trage ich die Verantwortung für das, was ich schreibe, nicht aber für das, was daraus gelesen wird. Die zweite Gruppe mache ich darauf aufmerksam, dass sie einen handfesten Endzeit-Thriller und keinen Liebesroman erworben hat. Und der dritten Gruppe rate ich, mein Buch aufmerksamer und in einer vernünftigen Zeit zu lesen – vielleicht sogar einen zweiten Anlauf zu wagen. In der Tat sind zahlreiche Verknüpfungen und Hinweise in den Texten untergebracht, die von Quer- oder Gelegenheitslesern übersehen oder vergessen werden können.
An welchen Leserkreis richtet sich Ihr Werk?
An weltoffene Menschen, die bereit sind, sich auf neue Impulse und Kopfbilder einzulassen. Zu den Käufern meines Buches zählen, soweit das eruiert werden konnte, hauptsächlich Leser/innern von Thrillern, Mystery, Enthüllungs- und Zukunftsromanen.
Ist Ihr Buch jugendfrei?
Junge Menschen werden mit vielem konfrontiert, was meiner Meinung nach nicht nötig wäre. Meine Texte setzen eine gewisse geistige Reife und Lebenserfahrung voraus, weshalb ich selbst es nicht unter 18 Jahren empfehlen würde.
Wo kann man den Roman kaufen?
„The Lost God“ ist in jedem Buchladen oder bei Online-Händlern zu bestellen. Es gibt ihn als 495-seitigen Hardcover und E-Book Version für alle gängigen Lesegeräte.
Wo können Interessierte mehr über Ihr Werk erfahren?
Unter: www.thelostgod.com. Dort finden sie Trailer, Hörproben, Leserkritiken, ein verlinktes Glossar und Quellenverzeichnis, Informationen zu meinen Recherchen und anderes mehr.
Was sind Ihre zukünftigen Pläne?
Viele Leser/innen meinen, die Geschichte müsse verfilmt werden, denn sie besitze das Potential für einen Blockbuster. Derzeit ist ein Treatment im Entstehen, das die Grundlage bildet für die erste Drehbuchversion. Eine echte Herausforderung bei einem so vielschichtigen Roman wie dem meinen.
Haben Sie sich das Schreiben eigentlich selber beigebracht?
Fast alles in meinem Leben packe ich unter dem Motto an: learning by doing. So war es auch mit dem Schreiben. Zuerst schickte ich einem Lektorat einige Textauszüge. Zum Glück wurde mir von den Lektoren eine Begabung zum Schreiben attestiert, sodass ich nicht allzuviel an meinem Schreibstil zu schrauben hatte. Die ersten Korrekturen verinnerlichend, wagte ich mich dann an ein ganzes Kapitel undsoweiter. Ich wollte den Inhalt so aktuell wie möglich halten, also arbeitete ich bis wenige Tage vor Drucklegung an der bereits gesetzten Version – ein Albtraum für alle am Entstehen des Buches Beteiligten.
Was lesen Sie privat? Haben Sie Vorbilder?
Derzeit lese ich vor allem Fachliteratur. In meiner kargen Freizeit sehr gerne spannende Geschichten unterschiedlicher Autoren und Genres. Direkte Vorbilder habe ich keine, was mir dabei geholfen hat, niemandem nacheifernd, meinen persönlichen, zur Geschichte passenden Schreibstil zu entwickeln.