ZWISCHEN NEUANFANG, EINHEITSMELODIEN UND FANERWARTUNGEN!
Die Band:
Seit nunmehr 30 Jahren zählen Bon Jovi zu den erfolgreichsten Rockbands aller Zeiten. Ihr Debütalbum „Bon Jovi“ erschien 1984 mit mäßigem Erfolg. Es folgten Tourneen als Support von Kiss oder den Scorpions. Mit ihrem dritten Album „Slippery When Wet“ gelang ihnen der internationale Durchbruch. Titel wie „Livin´On A Prayer“, „You Give Love A Bad Name“ oder „Wanted Dead Or Alive“ wurden zu weltweiten Hits. Von diesem Zeitpunkt an nahm die Erfolgsgeschichte der Band aus New Jersey einen Lauf, der bis heute anhält. Hits wie „Keep The Faith“ oder „It´s My Life“ sind mitverantwortlich dafür, das die Band bis heute rund 130 Millionen Alben verkauft hat und auf ihren Tourneen die Stadien der Welt füllt. In den Jahren hat sich der Sound mehrfach verändert. Waren die ersten Alben klar dem Hard Rock zuzuschreiben, experimentierten Sänger Jon Bon Jovi, Richie Sambora (Gitarre), Tico Torres (Schlagzeug) und David Bryan (Keyboards) auf Alben wie „These Days“ mit Blues Rock, auf „Crush“ mit poppigen Elementen oder auf „Lost Highway“ mit Country Rock.
Das Album:
In den letzten Jahren machten Bon Jovi eher negative Schlagzeilen, welche die Fans nicht wirklich beruhigt haben. Das letzte Album „Burning Bridges“ entstand mit Songüberbleibseln als Streitexemplar mit ihrer Plattenfirma, um den Vertrag zu erfüllen. Hinzu kam das leidige Thema um die Trennung von Richie Sambora. Jetzt ist er endgültig raus und für ihn Phil X. als neuer Gitarrist an Bord. Bei der Gelegenheit hat man auch gleich den langjährigen Session- und Livemusiker Hugh McDonald als neues Bandmitglied vorgestellt.
Dermaßen gestärkt und neu aufgestellt wollte man mit dem neuen Album zurück zu den eigenen Wurzeln gehen. Bereits im August erschien die erste Single, nämlich der Titelsong „This House Is Not For Sale“. Ganz ehrlich, von Umbruch, Neuanfang oder Rückbesinnung habe ich da nicht viel gemerkt. Vielmehr ist auch dies ein grundsolider, eingängiger, aber vollkommen typischer Bon-Jovi-Song, den man in den letzten Jahren zu Dutzenden gehört hat.
Jetzt liegt also das Album vor, das überraschenderweise doch wieder bei Universal erschienen ist (wenn auch unter einem anderen Label). Ganz so arg, wie damals ausgetragen, kann der Zoff mit der Plattenfirma ja doch nicht gewesen sein. Betrachtet man das Album als Fan, kann man sagen: typisch Bon Jovi. Geht man es als Kritiker an die Sache ran, stellt man fest, dass die Nähe zu Wolfgang Petry nicht mehr weit ist. Im Wechsel gibt es flotte Nummern wie den Titelsong, die allesamt so klingen, wie das, was Bon Jovi in den letzten gut sechzehn Jahren gemacht haben. Mit dem Sound von „New Jersey“ hat das nicht viel zu tun. Sicher, die Songs sind allesamt gefällig, aber vollkommen austauschbar. Alles verkommt zu einem Einheitsbrei, der auch die letzten Alben geprägt hat. Allerdings ist die Musik durch den Ausstieg von Richie Sambora noch eine Spur weicher geworden. Hier fehlt mir Sambora, der wenigstens hin und wieder ein paar düstere Riffs eingespielt hat.
Im Wechsel gibt es dann natürlich die zuckersüßen Bon-Jovi-Balladen, welche alle Frauenherzen höherschlagen lassen. Wobei ich nicht eine Ballade ausmachen konnte, die an „Wanted Dead Or Alive“ oder „I’ll Be There For You“ heranreicht.
Wer sich für die Deluxe Edition entscheidet, verlängert, je nach Belieben, die Freude oder das Grauen, denn auch die fünf Bonustracks bleiben dem Muster (flotte Nummer, Schmusenummer) treu.
Trackliste:
01 – This House Is Not For Säle
02 – Living With The Ghost
03 – Knockout
04 – Labor Of Love
05 – Born Again Tomorrow
06 – Roller Coaster
07 – New Years’s Day
08 – The Devil’s In The Temple
09 – Scars On This Guitar
10 – God Bless This Mess
11 – Reunion
12 – Come On Up To Our House
13 – Real Love
14 – All Hail The King
15 – We Don’t Run
16 – I Will Drive You Home
17 – Goodnight New York
Fazit:
Wer Bon Jovi in den letzten Jahren liebte, wird hier ein Meisterwerk finden. Wer der Meinung war, dass Bon Jovi eine weichgespülte Frauenrockband ist, bekommt im Fall der Deluxe Edition siebzehn neue Gründe, um die Band zu hassen. Ich stehe genau dazwischen. Seit „Slippery When Wet“ verfolge ich sehr intensiv das Schaffen der Band. Allerdings zähle auch ich zu denen, die die letzten Alben eher kritisch sahen. Mir geht es mit „This House Is Not For Säle“ wie mit allen anderen Alben der letzten sechzehn Jahre: nett, typisch, aber nicht nachhaltig. Auch dieses Album wird sehr schnell von meiner Playlist verschwinden. Dafür gibt es deutlich bessere Bon-Jovi-Alben.