Trade – Willkommen in Amerika

Trade – Willkommen in Amerika

Inhalt
Die 13-jährige Mexikanerin Adriana führt mit ihrer Familie bisher ein relativ sorgloses Leben in einem heruntergekommenen Viertel von Mexiko City. Zwar kann sich ihre Familie keinerlei Luxus leisten, doch zumindest steht immer etwas zu essen auf dem Tisch. Adrianas Mutter macht sich jedoch Sorgen um Adrianas großen Bruder Jorge. Dieser treibt sich auf der Straße herum und gibt sich mit zwielichtigen Gestalten ab. Da Jorge keine Chance sieht, mit legalen Mitteln Geld zu verdienen, raubt er gemeinsam mit seinen Freunden ahnungslose Touristen aus. Ein klassischer Kleinkrimineller, der sorglos in den Tag hineinlebt, seine kleine Schwester aber umsorgt und verwöhnt.

Zu ihrem Geburtstag schenkt Jorge Adriana ein geklautes Fahrrad, die Mutter ist davon verständlicherweise nicht begeistert und verbietet es Adriana deshalb, mit dem Fahrrad zu fahren. Doch Adriana ist von dem schönen Fahrrad so fasziniert, dass sie sich eines Morgens langsam hinausschleicht, um mit dem geklauten Fahrrad zu fahren, ohne dass ihre Mutter dies bemerkt. Doch die Fahrt auf dem neuen Fahrrad entwickelt sich zum Alptraum: Auf offener Straße wird Adriana von skrupellosen Menschenhändlern entführt und in die Vereinigten Staaten verschleppt.

Die Menschenhändler wollen Adriana dort als Sexsklavin an reiche Pädophile verkaufen. Doch Adrianas Bruder Jorge hängt sich an die Fersen der Menschenhändler – er muss jedoch schon bald erkennen, dass er als „Illegaler“ in den USA alleine kaum etwas ausrichten kann. Seine einzige Hoffnung ist der kauzige, aber mitfühlende texanische Cop Ray, der Jorge zunächst der Polizei ausliefern will, sich dann aber widerwillig doch dazu entscheidet, dem verzweifelten Mexikaner zu helfen. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach Adriana – und setzen damit ihr Leben aufs Spiel…

Ein packender und schonungslos offener Film über Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Marco Kreuzpaintners zweifellos brillanter Film bekam im Kino leider nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient hätte – auch an der Tatsache, dass der Film (leider) nur in einigen kleineren Arthouse-Kinos lief und deshalb von der breiten Masse gar nicht erst wahrgenommen wurde, lässt sich erkennen, dass Menschenhandel und die Ausbeutung verzweifelter Menschen aus Entwicklungsländern immer noch ein weitgehend tabuisiertes Thema ist. Doch das Thema selbst ist nicht nur ein Tabuthema – „Trade – Willkommen in Amerika“ zeigt ebenfalls, wie Menschenhandel im Zeitalter der Globalisierung organisiert wird und wie häufig nur wenig dagegen getan wird bzw. wie oftmals auch nur wenig getan werden kann, um die Verschleppung und Ausbeutung von Menschen zu verhindern.

Die 13-jährige Adriana wird auf ihrem Leidensweg von der Polin Veronica begleitet, die gemeinsam mit einer Freundin aus Polen in die Vereinigten Staaten eingereist ist – voller Euphorie steigt Veronica anfangs mit ihrer Freundin aus dem Flugzeug und glaubt, nun endlich im Land ihrer Träume angekommen zu sein – doch die „Agentur“, die sie aus Polen über Mexiko in die USA gebracht hat, erweist sich schon am Flughafen als eine skrupellose Bande von Menschenhändlern, die für Geld alles tun und für die ein Mensch exakt soviel wert ist, wie der Preis, den er auf dem perversen, aber zweifellos existierenden „Markt“ erzielen kann.

Auch wenn Adriana schließlich von ihrem Bruder Jorge und dem Cop Ray aus den Fängen der Menschenhändler gerettet wird, kann diese Wendung keineswegs als „Happy End“ des Films bezeichnet werden – denn der Zuschauer weiß genau, dass Adriana nur eine von vielen Menschen ist, die gegen ihren Willen verschleppt und ausgebeutet werden – der einzige Unterschied zwischen Adriana und all den anderen ist die Tatsache, dass Adriana schließlich gerettet wird und in ihr altes Leben zurückkehren kann – doch die psychischen Schäden, die bei ihr durch Verschleppung und Ausbeutung entstanden sind, sind kaum in Worte zu fassen.

Fazit
Der Film ist sicher nichts für Zartbesaitete – dennoch sollte jeder Zuschauer sich lieber zweimal überlegen, ob er sich diesen Film, dessen „psychische Brutalität“ in der Form wohl nur schwer zu überbieten ist, nicht doch einmal ansieht. „Trade – Willkommen in Amerika“ erhebt weder Anspruch darauf, ein „Unterhaltungsfilm“ zu sein, noch ist der Film eine trockene Dokumentation. Vielmehr beschreibt „Trade – Willkommen in Amerika“ auf packende Art und Weise das Schicksal zahlreicher „moderner Sklaven“ anhand verschiedener Einzelschicksale. Ein wahres Meisterwerk über ein Thema, welches leider viel zu häufig totgeschwiegen wird.

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