Und dann kam das Wasser von Dagmar Isabell Schmidbauer
Inhalt:
Der Krimi spielt in Passau während des so genannten Jahrhunderthochwassers im Juni 2013 in dieser süddeutschen Kleinstadt. Die Kommissarin Franziska Steinbauer möchte eigentlich ein paar vergnügliche Tage mit ihrem exzentrischen Liebhaber Walter Froschhammer in Italien verbringen, doch ein plötzlicher Leichenfund in einem vom Hochwasser überschwemmten Haus in der Innenstadt stellt sich als kniffliger Fall heraus und hält sie auf. Bei der Tatortbegutachtung wird sie von einem umstürzenden Balken getroffen und kommt nur knapp mit dem Leben davon. Doch schon bald stürzt sie sich wieder in die Arbeit und versucht herauszubekommen, warum gerade diese Leiche in dem Haus aufgefunden wurde.
Einige Tage später, die Passauer kämpfen mit immer weiteren Einschränkungen durch das Hochwasser, springt eine osteuropäische Frau aus dem Fenster eines Hochhauses, in dem sich das Büro eines Dienstleistungsunternehmens befindet. Doch der Chef, aus dessen Fenster sich die Frau in den Tod gestürzt hat, ist nicht sehr auskunftsfreudig.
Erst nach und nach verstehen Franziska Steinbauer und ihr Kollege die Zusammenhänge, die gleich mehrere Probleme des gegenwärtigen Deutschlands widerspiegeln.
In kurzen Parallelepisoden erfährt der Leser weitere Details durch einen namentlich nicht genannten Beobachter, der immer ganz nah dran an Franziska ist; bis zum Ende erfährt der Leser jedoch nicht, ob es sich um den Mörder handelt, ein weiteres Opfer oder eine unbeteiligte Person.
Fazit:
Der Roman lebt von seinem Lokalkolorit und dem in die Handlung eingebauten Realitätsbezug des Hochwassers von 2013. Dadurch wird und wirkt die Handlung sehr realistisch, die aufgezeigte Problematik existiert in jeder Hinsicht. Auch die süddeutschen Charaktere wirken sehr authentisch. Allerdings macht auch genau dies den Roman für Nicht-Süddeutsche teilweise sehr schwer lesbar.
Das fängt mit den sehr schwierigen Namen wie Mooslechner, Schneidlinger, Heinzl, Frömml oder Obermüller an – von den altmodischen Vornamen, die nicht leichter merkbar sind, ganz zu schweigen -, geht weiter mit den geographischen Bezeichnungen, von denen Platzl und Schanzl noch die einfacheren sind und hört bei Dialogen im Dialekt auf (Seite 361: „Und kemma i dea jo a vui speda. …. da Hamm de Geister as Wasser scho herzaahd“), deren Bedeutung sich mir auch nach Ende des Romans nicht erschließen – und leider auch von der Autorin weder übersetzt noch erklärt werden. Demgegenüber gibt es eine detailreiche Zeichnung der Passauer Innenstadt – schade, daß hier das Lektorat keinen anderen Schwerpunkt gesetzt hat!
Insgesamt ist der Roman aber für Krimileser mit einem Faible mit Regionalbezug sehr interessant, und auch die Einbindung in ein für die Betroffenen sehr schmerzhaftes Ereignis wie der Flut von 2013 geben ihm eine besondere Glaubwürdigkeit.