Der Fußballer Uli Borowka war Nationalspieler, Deutscher Meister, Europapokalsieger. Und er war zu dieser Zeit bereits Alkoholiker. Die kürzlich typisch feinfühlige (Ironie) Schlagzeile in der Bild-Zeitung von den Saufeskapaden in der Bundesliga war eine simple Werbemaßnahme für Borowskas Autobiographie, die unter dem Titel „Volle Pulle – Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ im Edel-Verlag erschienen ist.
Borowka spielte in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen. Und dies als Suchtkranker. Über sein Leben und über den tiefen Fall nach der Karriere berichtet Borowka schonungslos in seinem Buch. Und dem Titel entsprechend berichtet er tatsächlich volle Pulle. In seiner Beichte geht der seit 2001 trockene Alkoholiker schonungslos mit sich ins Gericht. Es geht aber nicht nur um den Teufel Alkohol. Borowka blickt auf eine Karriere zurück, die ihn in höchste Höhen führte. Von seinen Anfängen als Knirps über die Bundeswehr-Nationalmannschaft, zu Trainer Jupp Heynckes nach Mönchengladbach. Von den schweren ersten Jahren als Fußballprofi. Bereits damals dachte Borowka während des Trainings darüber nach, wo er später seine Biere würde trinken. Boroka berichtet von seinem Aufstieg, von seinen Erfolgen. Wie er gegen Maradona gewann,ein Tor de Monats schoss und warum er eine Axt als Krawattennadel trug. Erst gegen Ende seiner Zeit bei Werder Bremen Mitte der 90’er wurde es richtig schlimm mit dem Alkoholismus bei Borowka. Er schlug seine Frau. Er setzte seinen Porsche gegen einen Baum. Er hatte Black Outs. Und machte doch weiter. Weil er nicht anders konnte. Er verließ Bremen „unehrenhaft“. Nach dem Ende der Karriere, die ihn noch kurz nach Hannover, nach Lodz in Polen und in die unteren Berliner Klassen führte, soff Borowka seinen Beschreibungen nach wie ein Loch. Und er versoff sein Vermögen. Freunde schickten ihn gegen seinen Willen in eine Entzugsklinik. Und der Kämpfer hielt durch. Bis heute.
Die Idee zu diesem Buch kam den Redakteuren des lesenswerten Fußball-Magazins Elf Freunde nach einem Borowka-Interview. Was Borowka zu erzählen hat, ist so interessant wie bemerkenswert und zum Nachdenken anregend. Vielleicht über eigene Fehler und Süchte. Auch über den Umgang miteinander. Und darüber, dass man doch sehr wenig weiß über die Menschen, denen man huldigt, denen man am Wochenende in den Fußballstadien oder am Fernseher zujubelt. Es wird viele Geheimnisse geben, nicht nur in der Fußballbundesliga, sondern im Sport bzw. im Showbusiness allgemein. Aber das ist gar nicht wichtig. Es sollte uns allen nur bewusst sein. Es gibt sicherlich nicht nur Uli Borowka als Suchtkranken.
Fazit: „Volle Pulle – Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ ist aus mehreren Gründen ein lesenswertes Buch. Es ist flüssig zu lesen und vor allem interessant. Und es hat eine Botschaft. Man blickt als Leser hinter Kulissen und erfährt Dinge, wie man normalerweise nicht erfährt. Was ebenso doppeldeutig gemeint ist, wie der Titel des Buches.